Archiv

Familien
Jede fünfte Frau bleibt kinderlos

In Deutschland bleibt die Geburtenzahl auf niedrigem Niveau. Es kommen deutlich weniger Kinder auf die Welt als noch vor zehn Jahren. Und immer mehr Frauen bleiben ganz ohne Nachwuchs.

    Elterngeld, Betreuungsgeld, Kita-Ausbau – über kaum ein Thema wurde im Wahlkampf derart hitzig gestritten wie über die Familienpolitik. Und auch in den Sondierungen und Koalitionsverhandlungen ringen Union und SPD heftig darum, wie Familien in Zukunft gefördert werden sollen, bei der letzten Sitzung tagte man fast zehn Stunden lang.
    Oberstes Ziel der Politiker: In Deutschland sollen wieder mehr Kinder geboren werden. Denn, das zeigt ein aktueller Bericht zu "Geburtentrends und Familiensituation in Deutschland", derzeit verharrt die Zahl der Geburten in Deutschland auf niedrigem Niveau – nur eine Erkenntnis, auf die die Statistiker stießen:
    • Rund jede fünfte Frau in Deutschland bleibt inzwischen kinderlos. Im Berechnungsjahr 2012 hatten etwa 22 von 100 Frauen im Alter zwischen 40 und 44 Jahren kein Kind geboren – vor vier Jahren waren es noch 20 Prozent.
    • Besonders ausgeprägt ist dies bei Akademikerinnen: Drei von zehn westdeutschen Akademikerinnen zwischen 45 und 49 Jahren haben kein Kind.
    • Generell ist der Anteil der kinderlosen Frauen in den alten Bundesländern mit 23 Prozent deutlich höher als in den neuen Ländern mit 15 Prozent – dort aber stieg er in den vergangenen Jahren deutlich an.
    • Besonders ausgeprägt ist die Kinderlosigkeit in den Stadtstaaten: In Hamburg war der Anteil der Frauen ohne Kind mit rund einem Drittel am höchsten. Die geringsten Kinderlosenquoten verzeichneten Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 14 Prozent.
    • Insgesamt wurden 2012 in Deutschland 673.500 Kinder geboren - ein Viertel weniger als im Jahr der deutschen Vereinigung 1990.
    • Frauen sind bei der Geburt ihres ersten Kindes heute im Schnitt 29 Jahre alt - Anfang der 70er Jahre lag dieses Alter noch bei 24 Jahren.
    • Meist sind es die Mütter, die in den ersten Lebensjahren eines Kindes ihre Erwerbstätigkeit für die Familie unterbrechen oder ganz aufgeben und sich um die Kinderbetreuung kümmern. 2012 war demnach nur rund jede dritte Mutter mit Kindern unter drei Jahren berufstätig – bei den Vätern waren es 85 Prozent.
    Der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler
    Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes, stellte die Ergebnisse vor. (dpa / Wolfgang Kumm)
    Die Statistiker haben wenig Hoffnung auf eine Trendwende: „Ohne spürbare Änderung im Geburtenverhalten der jüngeren Frauenjahrgänge ist ein Anstieg der Geburtenzahlen aus heutiger Sicht unwahrscheinlich“, sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler.
    Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig sieht sieht nun vor allem die Arbeitgeber in der Pflicht. Die Arbeitswelt müsse familienfreundlicher werden und nicht die Familien arbeitsfreundlicher. Wenn jeder zweite neue Arbeitsvertrag nur noch befristet abgeschlossen werde und prekäre Beschäftigungsformen zunähmen, sei eine Familienplanung kaum möglich, so Schwesig, die bei den Koalitionsgesprächen für die SPD die Arbeitsgruppe Familie leitet.