Ein feierlicher Gottesdienst im Petersdom markiert den Auftakt zu drei spannenden Wochen. Mehr als 300 Bischöfe, Ordensleute, Experten aus aller Welt werden über Familie und Ehe, über Gemeinschaft und Trennung diskutieren. Themen, die jeden Menschen betreffen und die auch deshalb hoch umstritten sind.
In seiner Predigt zu Beginn der Bischofssynode hat Papst Franziskus das Ideal einer lebenslangen Ehe verteidigt. Für Gott sei die Ehe keine Utopie der Jugend, sondern ein Traum, ohne den sein Geschöpf zur Einsamkeit bestimmt ist! "Paradoxerweise ist auch der Mensch von heute - der diesen Plan oft lächerlich macht - von jeder authentischen Liebe, von jeder tragfähigen Liebe, von jeder fruchtbaren Liebe, von jeder treuen und immerwährenden Liebe angezogen und fasziniert."
Das Ziel einer Ehe bestehe nicht nur darin, für immer zusammenzuleben, sondern für immer einander zu lieben. Damit berührt Franziskus einen der umstrittensten Punkte dieser Synode. Was ist, wenn Ehepartner sich nicht mehr lieben, wenn sie sich trennen und scheiden? Für die Kirche gilt das Versprechen, das sich die Eheleute einst gegeben haben, noch immer: Bis dass der Tod Euch scheidet. Der Tod und nicht der Scheidungsrichter. Das Eheversprechen ist nach katholischer Lehre ein Sakrament und kann nicht aufgekündigt werden. Die Kirche muss diesen Anspruch verteidigen, sagte Papst Franziskus heute: "Wie eine Stimme, die in der Wüste ruft, um die treue Liebe zu verteidigen und die zahlreichen Familien zu ermutigen, die ihre Ehe als einen Bereich leben, in dem sich die göttliche Liebe offenbart; um die Heiligkeit des Lebens, eines jeden Lebens zu verteidigen; um die Einheit und die Unauflöslichkeit des ehelichen Bandes zu verteidigen als ein Zeichen der Gnade Gottes und der Fähigkeit des Menschen, ernsthaft zu lieben."
Die Kirche als "Feldlazarett"
Gleichzeitig müsse die Kirche "verletzte Paare" suchen und ihnen mit Barmherzigkeit begegnen. Barmherzigkeit ist der Schlüsselbegriff für die Diskussion in der Synode. Können geschiedene Katholiken, die zum zweiten Mal heiraten, nach einem Weg der Buße und Barmherzigkeit wieder zur Kommunion zugelassen werden? Vor allem im konservativen Lager gibt es dagegen Widerstand: Die christliche Ehe ist unauflöslich, wer eine zweite Ehe eingeht, schließt sich von der Kommunion aus. Papst Franziskus machte sich dagegen in seiner Predigt für eine Öffnung der Kirche stark. "Die Kirche muss ein 'Feldlazarett' sein mit offenen Türen, um jeden aufzunehmen, der anklopft und um Hilfe und Unterstützung bittet; aus der eigenen Einzäunung herauszutreten und auf die anderen zuzugehen mit wahrer Liebe, um mit der verletzten Menschheit mitzugehen, um sie mit einzuschließen und sie zur Quelle des Heils zu führen."
Der Wunsch nach Öffnung kommt aus der Mitte der Kirche. Es sind nicht die Gelegenheitskatholiken oder die, die mit der Kirche ohnehin schon abgeschlossen haben. Es sind die Überzeugungstäter, die sich die Kommunion wünschen, auch wenn sie zum zweiten Mal verheiratet sind. Papst Franziskus hat schon mehrfach bemängelt, dass diese Katholiken ihren Ausschluss von den Sakramenten als Exkommunikation empfinden, als Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft.