Meist bestehen solche Zirkusse aus ein bis zwei kleinen Familien. Und das heißt: Jeder muss ran, wo er nur kann. Während der Sohn den Clown gibt, bedient seine Schwester das Spotlight – seine Schwester, die eben noch als Schlangendame die außergewöhnlichsten Verrenkungen auf einem Podest vollführte. Hinten am Schlagzeug sitzen mal Vater, Sohn oder Opa. Die Alten sind darauf angewiesen, dass die Jungen in der Manege stehen, denn die Altersversorgung, selbst durch die Künstlersozialkasse, ist oft eher mau.
Und Zirkusarbeit ist mehr als für das Programm üben. Ein Drittel der Zeit macht oft die Werbung aus: Während der Zirkus noch in einem Ort gastiert, muss jemand schon in den nächsten Ort fahren, dort mehrmals täglich Flyer verteilen und Plakate anbringen. Wenn das denn erlaubt ist: Immer mehr Behörden regeln so etwas sehr strikt und nehmen gerade kleinen Zirkussen die Möglichkeiten zur Werbung.
Von Ort zu Ort, von Bundesland zu Bundesland variieren Vorschriften zu Tierhaltung, Standplatzmiete, Kaution und erzeugen für Zirkusfamilien einen ziemlichen Bürokratieaufwand. Manche Gemeinden untersagen dem Zirkus sogar, sein Winterquartier bei ihnen aufzuschlagen, oft mit fadenscheinigen Begründungen. Eigentlich will man verhindern, dass eine Zirkusfamilie Sozialhilfe kassiert. Die Familie kann dann fahrend umherirren und muss sich dabei noch an Tierschutzauflagen halten – Tiere dürfen nicht zu lang in ihren Containern hin – und hergefahren werden. Oft helfen hier Bauern und stellen Äcker bereit. Von ihnen bekommt auch mancher Zirkus dringend benötigte Futterspenden.
Pascal Fischer hat einige Zeit mit dem Circus Barus verbracht und sich von der Zirkusfamilie zeigen und erzählen lassen, wie viel Improvisation das Zirkusleben verlangt.