Angespornt durch den WM-Triumph 2014 sei im Marketing des Deutschen Fußball-Bundes einiges überzogen worden, findet Fanforscher Harald Lange. So habe man der Nationalelf das Label "die Mannschaft" gegeben. Das habe ihr eine Exklusivität geben sollen, die für das damalige WM-Team okay gewesen sei, aber nicht mehr zum heutigen Team passe: "Das Ganze wirkt jetzt einfach nicht mehr authentisch." Die Zuschreibung blockiere die Entwicklung des Teams, sagte der Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg im Deutschlandfunk.
Es geht vor allem um Profit-Vermehrung
Auch unter Berücksichtigung diverser Skandale, wie aktuell die Steuerrazzia in der vergangenen Woche, habe man den Eindruck, beim DFB gehe es an erster Stelle darum, den Profit zu vermehren "und alles, was man mit der Nationalmannschaft erreichen kann, beinahe maßlos auszureizen". Das komme auch bei den Fans an und denen falle es dann schwer, sich zu binden.
Der Verband habe den Fehler gemacht, einen exklusiven Fanclub zu bilden: "Exklusiv dahingehend, dass der DFB die Belange in diesem Fanclub zu hundert Prozent in der Hand hat, zu hundert Prozent steuert." Damit habe man Fans geholt, die bei Misserfolg wegblieben. Dagegen seien die "echten" Fans in den vergangenen Jahren verprellt worden. Er erkenne beim DFB kein Konzept, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Der Verband müsse in Zukunft darauf verzichten, die Fankultur vollständig in der eigenen Hand haben zu wollen, so Lange.
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