Die Bilder machten deutschlandweit Schlagzeilen: Fußballfans in Tarnkleidung marschierten am 14. Mai 2017 im Karlsruher Wildpark-Stadion ein und stürmten den Gästeblock. Auf ihren T-Shirts der Aufdruck "Football-Army Dynamo Dresden". In der ersten Reihe ein großes Plakat mit der Aufschrift: "Krieg dem DFB". Die Polizei nahm sofort die Ermittlungen auf - aber erst ein halbes Jahr später durchsuchte sie am Dienstagmorgen (05.12.2017) Privat- und Geschäftsräume in mehreren Städten.
Ermittlungen gegen Führungspersonen der Dresdner Fanszene
Das Ziel der Aktion: Sammeln von Beweismitteln. Beschlagnahmt wurden vor allem Smartphones, Computer und Pyrotechnik. Insgesamt geht es um 28 Tatverdächtige, alle sollen laut Staatsanwalt Tobias Wagner "Führungspersönlichkeiten der Dresdner Fanszene" sein. Dabei haben die Ermittler es auf eine bestimmte Gruppe abgesehen: "Bei diesen 28 Personen handelt es sich um Personen, die im Verdacht stehen, diesen Fanmarsch mit den Gewalttätigkeiten organisiert zu haben", so Wagner, "das heißt, wir haben keine Ermittlungsverfahren gegen Fans eingeleitet, die an diesem Fanmarsch nur teilgenommen haben ohne andere Straftaten zu begehen, sondern das Verfahren richtet sich gegen die mutmaßlichen Organisatoren dieses Fanmarsches."
Insgesamt 35 Objekte durchsucht
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft: Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung und Verstöße gegen das Versammlungs- und Sprengstoffgesetz. Insgesamt wurden 35 Objekte durchsucht - die meisten davon in Dresden, aber auch in Basel, Brandenburg und Baden-Württemberg. Durchsucht wurden auch ein Fanshop von Dynamo und die Geschäftsräume des Fanprojekts Dresden.
Das sozialpädagogische Projekt arbeitet sonst eng mit der Polizei zusammen und orientiert sich am "Nationalen Konzept Sport und Sicherheit", einem Zusammenschluß der Innenministerkonferenz und allen, die sich gegen Gewalt im Fußball einsetzen. Geschäftsführer Torsten Rudolph sieht im Vorgehen der Polizei einen tiefen Vertrauensbruch: "Für uns ist das Vertrauen wirklich futsch in Richtung Polizei, weil man unsere Arbeit mit Füßen tritt. Wir werden behandelt wie Kriminelle. Wir sind im öffentlichen Auftrag unterwegs, wir werden von öffentlichen Mitteln bezahlt. Das ist frustrierend."
Die sichergestellten Beweismittel werden nun ausgewertet. Sollte es dann zu Gerichtsverfahren kommen, müssen die Angeklagten mit Freiheitsstrafen bis zu sechs Monaten rechnen.