Hüpfende und singende niederländische Fans in beeindruckenden orangenen Fanmärschen, schottische Dudelsack-Spieler im Kilt und Schottenrock vor dem Kölner Dom oder konstant im hohen Dezibelbereich anfeuernde Fans der Türkei und von Georgien in Dortmund: Nach den großen Fußballturnieren unter Coronabedingungen oder in Ländern wie Russland oder Katar bietet die aktuelle EM wieder eine Bühne, auf der sich die organisierten Fangruppen mit großem Engagement präsentieren.
Laut Michael Gabriel, Leiter der Koordinierungsstelle Fanprojekt, haben internationale Fans in Deutschland überwiegend positive Erfahrungen gemacht, trotz kleinerer Probleme im Nahverkehr. Er lobt die friedlichen und freundlichen Begegnungen zwischen den verschiedenen Fangruppen und den Deutschen.
Die dagegen vergleichsweise schwache Unterstützung der deutschen Nationalmannschaft durch heimische Fans führt er auf eine jahrelange Marketingorientierung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zurück, die die Fanbindung geschwächt habe. "Und das hat der Deutsche Fußball-Bund auch gespürt und realisiert und hat im letzten Jahr da Veränderungen angestoßen."
"Man sollte Fans als wichtigen Bestandteil des Turniers sehen"
"Fans sollten als wichtiger Bestandteil des Turniers gesehen werden," betont Gabriel. Ein gastfreundlicher Umgang mit den Fans habe positive Auswirkungen auf die Atmosphäre und die Sicherheit: "Man sollte die Fans nicht nur als Einnahmequelle sehen, sondern als wesentlichen Bestandteil des Turniers wahrnehmen und ansprechen."
Gabriel weist darauf hin, dass die anfänglich angespannte Sicherheitslage, auch aufgrund terroristischer Bedrohungen, spürbar war. "Da war die Polizei auch teilweise vermummt, also mit Helmen." Die Situation habe sich jedoch entspannt, nachdem die ersten Hochrisikospiele friedlich abgelaufen sind.
Auch das Verkehrschaos beim ersten Spiel in Gelsenkirchen zwischen Serbien und England führt Gabriel zum Teil auch die Einstellung der Organisatoren zurück. "Das ist etwas, wo man den Eindruck haben kann, das viel Wert auf Sicherheit gelegt worden ist und weniger Wert gelegt worden ist auf Service."
Aber auch dies habe sich bereits beim zweiten Spiel auf Schalke verbessert.
Erfahrungen aus Deutschland übertragbar
Deutschland sei ein gut erreichbares Land "mit einer einer offenen Gesellschaft, wo Gastfreundschaft tatsächlich im Mittelpunkt steht und wo auch patriotisch Rahmenbedingungen für Fußballs geschaffen werden, damit die sich hier wohlfühlen. Und das ist tatsächlich etwas, was wir auch 2016 schon gesehen haben und bei den Turnieren vorher, also dass riesige Fan-Mengen gekommen sind."
Gabriel ist optimistisch, dass die positiven Erfahrungen der EM 2024 in Deutschland auch auf zukünftige Turniere übertragen werden können. Er verweist auf die anstehenden Weltmeisterschaften in Nordamerika und setzt große Hoffnungen auf die nächste Europameisterschaft in Großbritannien und Irland.
"Dass das, was hier passiert ist, nach England transformiert werden kann. England hat eine ähnlich gute Fanarbeit wie hier, eine gute Fan-Organisationen, die sehr akzeptiert ist. Auch da wird es so sein, dass Fans ganz prinzipiell als Gäste empfangen werden, so wie hier in Deutschland."