Ein Montagabend Mitte Februar. Dritte Liga. Die Bayern-Amateure spielen zu Hause im Grünwalder Stadion gegen den Halleschen FC. Jonas, der aus Angst vor Repressionen durch den FC Bayern nur seinen Vornamen nennen möchte, hat mit dem Stadionverbot nichts zu tun, er ist Mitglied des Fan-Dachverbands Club Nr. 12 – und war auch im Stadion dabei:
"Naja, bei dem Bayern-Amateure-Spiel kam es dann halt dazu, dass auch wohl ein Fanprotest geplant war. Dass halt vorne zum Beispiel ein großes Banner hing, auf dem stand: 'Bayern Amateure gegen Montagsspiele' Und das war eigentlich so die Situation, da war sonst nichts Besonderes, würde ich sagen. Ganz normales Drittligaspiel. Nur dass es halt zu einem Protest gegen Montagsspiele kam, mit diesem Banner, das dann 90 Minuten vor den Fans zu sehen war."
Der Grund: Montagsspiele sind vor allem bei den mitreisenden Fans extrem unbeliebt. Erklärt der Fanforscher Jonas Gabler aus Hannover:
"Das Montagsspiel ist insbesondere für Fans, die regelmäßig auswärts fahren, die sich sozusagen zum Ziel gesetzt haben, zu jedem Spiel ihrer Mannschaft anzureisen, eine besondere Schwierigkeit, weil man in der Regel - insbesondere wenn es eben Auswärtsspiele sind, die ein bisschen weiter weg liegen - zwei Urlaubstage nehmen muss. Nämlich einen für die Anreise am Montag und einen weiteren Urlaubstag für den Dienstag."
Nicht die Ebene der Anti-Hopp-Proteste
In der ersten und zweiten Fußballliga hat die DFL Montagsspiele inzwischen abgeschafft – der DFB, der für die 3. Liga zuständig ist, hält weiterhin daran fest. Schließlich ist der Montag eine Nische, auch Drittligaspiele noch im Fernsehen zu übertragen.
"Damit steht das sozusagen symbolhaft für die Nichtbeachtung der Interessen von Fußballfans, die auswärts fahren, zum Wohle der wirtschaftlichen Verwertbarkeit des Fußballs", sagt Gabler.
Gerade in den vergangenen Wochen ist der Hass vieler Anhänger*innen gegen kommerzielle Verbindungen des Fußballs vermehrt zutage getreten – vor allem in den Beleidigungen des Hoffenheimer Fußball-Mäzens Dietmar Hopp aus einigen Fankurven. Doch mit dieser Ebene des Ultra-Protestes habe die Kritik an Montagsspielen wenig zu tun, sagt Fanforscher Jonas Gabler:
"Dieses Spruchband gegen Montagsspiele, das hängt bei dutzenden Vereinen jedes Wochenende am Zaun. Insbesondere eben bei Montagsspielen. Seit Jahren. Und mir ist tatsächlich kein anderer Fall bekannt, dass im Zusammenhang damit ein Hausverbot ausgesprochen worden wäre."
Retourkutsche für Katar-Kritik?
Aber genau so ein Hausverbot verhängte der FC Bayern nach dem Spiel gegen Hall gegen einen eingefleischten Fan. Der verliert damit sämtliche Zutrittsrechte zu Stadien, Trainingsanlagen und auch das Anrecht auf eine Auswärtsdauerkarte. Hat es damit zu tun, dass das Transparent nicht, wie vorgeschrieben, angemeldet worden ist? Formal könnte das eine Antwort sein. Doch in deutschen Stadien ist das Hineinschmuggeln kritischer Transparente eigentlich an der Tagesordnung – und hat in der Regel kein Nachspiel. Der Bayern-Fan Jonas vermutet den Versuch, den politisch engagierten Fan in einer anderen Sache zu sanktionieren:
"Weil wohl dieser Fan, der da jetzt beschuldigt wird, Mitglied von einer Fangruppierung ist, die wohl besonders lautstark auch die Katar-Deals des FC Bayern kritisiert und auch bei einer Veranstaltung des Club Nr 12 mit anderen Fans des FC Bayern involviert war, wo Wanderarbeiter eingeladen wurden aus Nepal, die sich tatsächlich mit der Katar-Thematik auskennen. Wo der FC Bayern zwar eingeladen war, aber nicht gekommen ist, weil sie sich nicht äußern wollten. Und da drängt sich ein bisschen der Verdacht auf, dass Fans mundtot gemacht werden sollen."
Auch der Deutschlandfunk hat über die kritische Veranstaltung über das Emirat berichtet, das bis heute Gastarbeiter aus Nepal teilweise in sklavenähnlichen Zuständen arbeiten lässt – und dessen Airline einer der Sponsoren der Münchner ist. Stimmt dieser Vorwurf aus der Fankurve?
Fan will gegen Hausverbot vorgehen
Auf mehrfache Anfrage des Deutschlandfunks reagiert der FC Bayern nicht. Möglicherweise auch, weil der ausgeschlossene Fan inzwischen mit Hilfe des Fananwalts Andreas Hüttl gegen sein Hausverbot vorgeht. Hüttl ist davon überzeugt:
"Von dem Hausverbot ist gar nix zu halten. Der FC Bayern hat ja in dem Verbotsschreiben keine Rechtsgrundlage genannt, keinen Verstoß nachvollziehbar dargelegt. Da ist im Moment der Mandant genau wie ich ein bisschen ratlos. Ich habe mich dann umgetan, und mal geguckt, was es alles so gibt: Stadionordnung für das Grünwalder Stadion und und und… Und in alledem, was öffentlich so zugänglich ist, konnte ich eine entsprechende Grundlage nicht finden. So dass ich Stand jetzt davon ausgehe, dass dieses Hauverbot in rechtswidriger Art und Weise ausgesprochen wurde."
Sollte der FC Bayern in den kommenden zwei Wochen das Hausverbot nicht zurücknehmen, würden es Anwalt Hüttl und sein Mandant wohl gerichtlich auf seine Rechtswidrigkeit hin prüfen lassen. Die Höchststrafe, die Spiele seines Vereins nicht mehr besuchen zu dürfen – möchte der kritische Fan nicht auf sich sitzen lassen.