"Ich glaube, beide Seiten hatten es am letzten Wochenende auf eine Eskalation angelegt", sagt Max-Jacob Ost vom Fußballpodcast Rasenfunk: "Der DFB, der den Drei-Stufen-Plan - diese Möglichkeit, die einen Spielunter- und auch -abbruch erst ermöglicht - auch erweitert hat auf die Diskriminierung einer Einzelperson wie Dietmar Hopp. Und die Fans haben das aber natürlich auch ausgenutzt und für sich zu nutzen gewusst."
Für Ost haben beide Seiten die Reaktionen unterschätzt. "Ich glaube, beide Seiten wurden dann ein bisschen davon überrascht, welche Wellen das geschlagen hat. Und so ein bisschen in zwei Stufen: Ich glaube, direkt im Umfeld der Spiele standen die Ultras sehr schlecht da. Das hatte auch viel mit der Berichterstattung in den übertragenden Medien zu tun. Und je länger sich aber dann die Medienlandschaft und Öffentlichkeit mit dem Konflikt befasst hat, desto mehr hat dann auch der DFB so ein bisschen sein Fett wegbekommen. Die Hintergründe für die Beleidigung wurden mehr in den Vordergrund gestellt, und am Ende standen dann beide Seiten ganz schön unter Druck."
Wichtigste Frage an den DFB dabei für Ost die Verhältnismäßigkeit zwischen Reaktionen auf Beleidigungen etwa gegen verschiedene Spieler und gegen Dietmar Hopp: "Warum wird auf einmal so hart durchgegriffen? Das ist noch so eine Frage, die schwebt über allem. Ja, das ist tatsächlich eine sehr schwierige Frage."
Nun habe es nur wenige Ausnahmen mit Beleidigungen und vor allem kreative Fan-Äußerungen gegeben. Etwa beim Spiel Mönchengladbach-Dortmund. "Allerdings hat man in der Fernsehübertragung davon fast gar nichts mitbekommen. Das ist wieder nur über Social Media zu sehen, für eine kleinere Öffentlichkeit", sagt Ost.
"DFB muss an die Frage der Kollektivstrafen ran"
Das Treffen des DFB mit Fanvertretern habe nun vor allem die Grenzen für das Verhalten im Stadion wieder definiert, meint Ost: "Unter diesem Aspekt kann man dieses Treffen sehen. Aber der eigentliche Grundkonflikt, an dem hat sich nichts verändert meiner Meinung nach." Problematisch findet Ost auch, dass einige wichtige Fanvertreter gar nicht erst eingeladen wurden.
Und schlussendlich drehe sich der Konflikt um eine große Thematik: "Die große Frage der Kollektivstrafen. Die wurde noch überhaupt nicht angerührt. Und ich glaube, das ist der springende Punkt. An den muss der DFB ran. Ansonsten wird sich dieser Konflikt an irgendeiner anderen Stelle - aufgehängt dann an einer anderen Person wahrscheinlich - noch mal aufbrechen."
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