„Also die Themen, die bisher hier an der Wand stehen sind Fanarbeit, Choreoanmeldung beim DFB, Gästeblöcke, Montagsspiele, Spieltagsplanung, Bedingungen von Fankultur, Highlightsspiele und Ticketing…“, 60 Fans in auffällig unterschiedlichen Farben gekleidet, denn sie gehören allen unterschiedlichen Bundesligavereinen an - haben sich zum Treffen in der Traditionsloge im Müngersdorfer Stadion eingefunden.
Helen Breit (Freiburg): "Von Anfang an Fans einbeziehen"
Ihr Hauptanliegen: „Ich finde, dass auch die Arbeit unter den Fanclubs auch mit anderen Vereinen einfach viel besser werden muss, um da wirklich was Großes aufziehen zu können“, sagt VfL-Wolfsburg-Fan Pia Marie Kemphaus.
„Wir haben das im Männerfußball schon so lange und selbstverständlich, dass Fußballfans sich selbst organisieren und eine starke Stimme zusammen haben. Und dann haben wir festgestellt: Es fehlt im Frauenfußball und das ist der geniale Zeitpunkt, das voranzutreiben und gleich von Anfang an Fans in die Entwicklung mit einzubeziehen, anstatt immer dem hinterherzurennen“, sagt Helen Breit, die Teil der Supporters Crew des SC Freiburg ist.
DFB nahm Idee für Treffen dankend an
Breit ist quasi Profi was Fanbelange betrifft: Erst im vergangenen Januar gab sie ihren Posten als erste Vorsitzende des Vereins „Unsere Kurve“ ab, der sich für die Belange von Fans einsetzt. Das Anliegen eines Vernetzungstreffens beschäftigte sie aber als Fan des SC Freiburg, und so wandte sie sich damit an die DFB-Fanbeauftragte Britta Klose. Die nahm die Idee dankend an. Vor dem Pokalfinale führt Klose selbst durch die Veranstaltung:
„Bisher haben wir beim DFB noch wenig Fan-Meinungen gehört zum Frauenfußball. Und ich weiß, dass meine Kolleginnen im Spielbetrieb Frauenbundesliga und Frauenfußball echt heiß auf die Ergebnisse sind und sich selbst auch total gefreut haben, dass das hier stattfindet. Die sind parallel beschäftigt heute, sind alle von uns sehr eingebunden hier.“
Dass es so lange beim DFB gedauert hat, ist etwas verwunderlich: Denn eine aktive Fanszene gibt es schon länger. So ist Chris Snowden, SC Freiburg Fan… „…seit 2005 Mitglied von den SC Hexen, die sich 1994 als erster reiner Frauen-Fanclub gegründet haben. Damals war es Bundesliga-weit der erste Fanclub, der nur aus Frauen bestand und auch bis jetzt immer noch besteht.“
Ähnliche Probleme bei den Fans verschiedener Vereine
„Wünsche für die Fankultur im Frauenfußball“, steht in großen Buchstaben auf einem Plakat an der Wand der Loge. In Kleingruppen sammeln die Anwesenden ihre Probleme und Hürden, notieren Vorschläge und kleben sie dann mit Post-its fest. Darunter sind Wünsche, wie die vollständige Übertragung aller DFB-Pokalspiele im Free-TV, am besten auch mit Kommentator*innen.
„Aus den Gesprächen hört man: uns treiben alle die gleichen Probleme. Und dafür ist es perfekt“, findet der Vorsitzende des Eintracht-Fanclubs Adlerträgerinnen Frank Hosenseidel. Und was sind die drängendsten Probleme?
„Also aus meiner Sicht sind es vor allem erst einmal so grundsätzliche Planbarkeiten von Wochenenden in Form von Spiel Ansetzungen“, sagt Marie von der Nutria Bande Frankfurt, „gerade auch mit Blick auf die Anstoßzeit um 13:00 Uhr und der Idee, jetzt Montagsspiele etablieren zu wollen, aber auch einfach die Spielbarkeit von Plätzen. Es ist sehr unangenehm, teilweise erst auf der Reise, teilweise vor Ort oder auch erst einen Tag vorher die Info zu bekommen, dass ein Spiel gar nicht stattfindet und dann auf Kosten, auf Zeit und auf ganz vielen anderen Sachen, die man drumherum eingeplant hat, einfach so sitzen gelassen und damit auch alleine gelassen zu werden.“
Fans sehen Bedarf für weitere Treffen
Aber kurzfristige Spielabsagen sind nicht das einzige Problem bei Auswährtsfahrten. Laut Frank Hosenseidel ist es ohne Ansprechpartner oder -partnerin schwierig Fanutensilien ins Stadion zu bringen: „So ganz alltägliche Dinge, wo man als Fan sagt, das sollte normal sein, dass wir unser Banner mit ins Stadion bringen oder eine Blockfahne oder irgendwas. Und da braucht es klarere Regeln und vorher einfach die Möglichkeit, das abzustimmen und sagen zu können: Hey, wir treffen uns vor dem Spiel, wir kommen mit jemandem da rein und können das aufhängen, weil im Trubel des Einlasses kannst du so was nicht machen und da brauchen wir mehr Organisation.“
Ein Fazit, das die Fans nach dem dreistündigen Treffen ziehen: Es gibt Bedarf für weitere Treffen. Ein Vorschlag, man könne sich ja in Zukunft vorab zu den Nations-League-Spielen des Nationalteams treffen, macht die Runde. Die Veranstaltung scheint fürs Erste den Ansprüchen der Fans gerecht geworden zu sein. Das Engagement des DFBs ist bei Bernd Matthia, Mitglied des ersten Frauenfußballfanclubs Rot-Wiess des 1. FC Köln, erwünscht: „Ja, ich muss sagen, ich bin positiv überrascht vom DFB. Dass der DFB auf die Idee gekommen ist, so etwas auf die Beine zu stellen, finde ich sehr gut. Und ich denke, dass das auch von der Stelle vom DFB aus auch kommen muss, da der Schwung, der jetzt von der letzten Europameisterschaft gekommen ist, dass der auch mitgenommen wird, um den Frauenfußball weiter nach vorne zu bringen, auf allen Ebenen.“
DFB will den Fans entgegenkommen
Bei der DFB-Fanbeauftragten Britta Klose, ist dieser Wunsch angekommen: „Mein Fazit ist Wir müssen das Thema anpacken im DFB und müssen da gucken, wo wir eben was verändern können oder den Fans entgegen kommen können. Und ich glaube, da kann auch viel passieren.“
Es gibt dafür zumindest schon mal einen weiteren Plan beim DFB: „Über was wir intern gesprochen haben, ob wir eine AG gründen, AG-Fans für den Frauenfußball, DFB intern, um Fanvertreter zu hören. Und ich glaube dann, im gegenseitigen Austausch können wir Dinge weiterentwickeln, die vielleicht gar nicht auf dem Schirm sind und sogar einfach umsetzbar sind.“