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Bundesliga
Fans protestieren gegen möglichen Einstieg von Investoren

Die Vereine der Fußball-Bundesligen werden Ende Mai darüber abstimmen, ob sie sich für einen Investor öffnen wollen. Die Vereine scheinen gespalten, Fans lehnen eine weitere Kommerzialisierung des Fußballs ab.

Christopher Giogios im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Banner und Transparente der BVB-Fans auf der Südtribüne im Signal Iduna Park gegen Investoren in der DFL.
Die Südtribüne als Statement: BVB-Fans protestieren in Dortmund gegen Investoren. (IMAGO / Team 2 / IMAGO / Weis / TEAM2sportphoto)
Christopher Giogios ist Redakteur beim größten BVB-Fanzine schwatzgelb.de. Er beteiligt sich an Protestaktionen der Fans gegen einen möglichen Einstieg eines Investors bei der Deutschen FußballLiga (DFL).
Viele Fans hätten das Gefühl, dass es einmal mehr um eine grundlegende, richtungsweisende Entscheidung gehe – dementsprechend wolle man sich positionieren, erklärt Giogios die Fanproteste in den Stadien gegen einen Einstieg von Investoren bei der DFL.
Es soll laut Giogios um Summen zwischen 1,8 und 3 Milliarden Euro gehen, die die Liga erhalten könne: „Natürlich ist es naheliegend, wenn wir Private Equity Unternehmen haben, die da solche Summen investieren, dass die auch in irgendeiner Weise darauf Einfluss nehmen möchten, was dann mit ihrem Invest passiert.“

Fanbefürchtungen: Anstoßzeiten, Austragungsorte, Meinungsfreiheit, Wettbewerb

Konkret befürchteten Fans stärker aufgeteilte Anstoßzeiten statt einer Konferenz am Samstagnachmittag oder die Austragung von Spielen im Ausland. Auch die freie Meinungsäußerung durch Fans im Stadion sähen sie bedroht und den Wettbewerb innerhalb der Bundesliga, wenn von den zusätzlichen Einnahmen erfolgreichere, größere Vereine stärker profitieren als kleine Clubs. Bemerkenswert findet Giogios, dass mit Dortmund und dem FC Bayern zwei Fanszenen besonders aktiv gegen einen Investoreneinstieg vorgehen, deren Vereine mutmaßlich am meisten profitieren würden. Für ihn ein gutes Zeichen.

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BVB-Fan Giogios kritisiert den BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke deutlich. Watzke ist gleichzeitig auch Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball-Liga. „Weil er ja auch die Interessen aller Vereine vertreten muss, aber man eigentlich genau sieht: Da geht’s sicherlich nicht um die Wettbewerbsfähigkeit des VfL Bochum im internationalen Vergleich.“ Es gehe nur um die Wettbewerbsfähigkeit von zwei, drei großen Vereinen in Deutschland wie eben Bayern München oder Borussia Dortmund und deren Wettbewerbsfähigkeit, alle Jubeljahre die Champions League zu gewinnen.
Eine europäische Kontrollinstanz in Gestalt der UEFA bewertet Giogios als gute Möglichkeit, sieht sie aber auch deshalb kritisch, weil Watzke auch noch im UEFA-Exekutivkomitee sitzt. Dessen Hinweis auf die Verpflichtung von Stars und niedrige Ticketpreise in der Bundesliga durch die angedachten Investitionen hält er für vorgeschoben.

Nach der Coronapandemie hätten viele Vereine ein Defizit. Viele Vereine brauchten außerdem Infrastrukturmaßnahmen. Auch deshalb hoffen viel auf weitere Einnahmen. Giogios verweist in dem Zusammenhang aber auf die handelnden Personen: „Es wird bei diesen Diskussionen nie darüber diskutiert: ‚Wie sind denn eigentlich die Vereine in die Situation geraten? Und welche Verantwortlichen haben da auch eine entscheidende Rolle mitgespielt? Und warum gibt man quasi den Leuten, die eigentlich schon in den letzten Jahren nicht ordentlich gewirtschaftet hat, wieder möglichst viel Geld an die Hand und am weiter irrsinnige Summen in Spielergehälter, Beratergehälter et cetera zu pumpen?‘“ Dass diese Menschen plötzlich furchtbar nachhaltig und in total gute Maßnahmen investierten, halte er für eine relativ naive Vorstellung, sagt Giogios.
Hier hören sie das komplette Gespräch. Im Deutschlandfunk haben wir aus Zeitgründen eine gekürzte Version gesendet.