"Chemie, Grundlagen Elektronik, immer noch Elektronik, technische Mechanik."
Erster Schultag in einem Klassenzimmer der Eckert Schule in Regenstauf. Markus in der ersten Reihe, Ohrring, Dreitagebart, hat sich gerade seine Lehrbücher für die Ausbildung geholt. Vieles davon scheint ihm vertraut.
"Und da ist mein Liebling: Technisches Zeichnen.
"Liebling Technisches Zeichnen ist jetzt ironisch gemeint?"
"Das ist sehr ironisch gemeint. Da krieg ich gleich schon wieder einen Hals. Das wird definitiv hier anders ablaufen."
Für alle hier im Klassenzimmer ist es ein Neuanfang – nach dem Studienabbruch. Auch Markus hat abgebrochen. Er musste.
"Weil ich einen Drittversuch nicht gepackt hab. Und dann heißt’s halt Bye Bye."
Lücke im Ausbildungssystem schließen
Sein Fachhochschul-Studium in Energie- und Leichtbautechnik scheiterte an einer Prüfung. Nun hofft Markus auf eine zweite Chance - im neuen "Fast-Track-Praxisstudiengang". Das erste Jahr machen Studienabbrecher auf dem Schul-Campus Regenstauf eine technische Ausbildung. Danach lernen sie eineinhalb Jahre in einem Betrieb - und büffeln parallel im Fernstudium für den Berufsabschluss zum staatlich geprüften Techniker. Thomas Skowronek ist Geschäftsführer der Abteilung Fernlehre der Eckert Schulen, einem privaten Bildungsanbieter mit Standorten in ganz Deutschland. Hier in Regenstauf will er eine Lücke im Ausbildungssystem schließen. Die bisherigen Alternativen für Studienabbrecher betrachtet er als unbefriedigend.
"Sie konnten nach ihrem Studienabbruch beispielsweise in eine Ausbildung gehen oder ähnliches tun, aber zwei Dinge waren immer vernachlässigt worden: Das eine ist die Frage, wie verwerte ich das, was ich im Studium dennoch gemacht habe und zum Zweiten die Frage: Auf welchem Niveau kann ich dann hinterher weitermachen? Und da ist uns nach langer Vorbereitung mit den beteiligten Stellen glaub ich eine gute Lösung gelungen."
Lehre und Technikerabschluss
Das Ausbildungsprogramm haben die Eckert Schulen zusammen mit dem bayerischen Kultusministerium entwickelt. Eine Besonderheit: 30 Leistungspunkte werden aus dem abgebrochenen Studium an die Ausbildung angerechnet. Die Fast-Track-Auszubildenden sparen also ein Semester - und haben in zweieinhalb Jahren sowohl eine Lehre in der Tasche als auch den Technikerabschluss bei einem Unternehmen. Der ist mit dem Bachelor of Engineering vergleichbar. Und hat einen Vorteil, sagt Thomas Skowronek:
"Die können die Firmen dann auch gleich einsetzen. Warum? - Die sind ja in den letzten anderthalb Jahren in die Firmen reingewachsen. Das ist also kein 21-jähriger Ingenieurbachelor, der halt mal von der Uni kommt, dann dort steht und mit großen Augen in eine Produktionshalle schaut, sondern das ist jemand, der auch langsam als Persönlichkeit in diese Rolle hineinwächst, die er dann später aufgrund seiner formalen Qualifikation auch einnehmen kann."
Das Interesse bei Mittelstandsunternehmen in der Region sei da. Nun müssen sich die jungen Praxis-Studierenden beweisen. Der Fast-Track verlangt ihnen einiges ab. Auch Markus hat Respekt.
"Wir haben vorhin mal vorläufige Stundenpläne gesehen, was so alles zu leisten ist. Das wird schon happig, und dann im zweiten Jahr neben der Firma die Fernlehre zu machen, das wird sicher auch nicht einfach. Also das heißt schon Arbeit - Hinsetzen."
Eine zusätzliche Motivation, sich hinzusetzen, dürften die Lehrgebühren sein. Gut 670 Euro im Monat zahlen die Auszubildenden im ersten Jahr, 215 Euro dann für die restlichen eineinhalb Jahre Fernlehre.