"Tanz der Vampire" von 1967: Das ist wohl nach wie vor sein erfolgreichster Film und in seiner Mischung aus Groteskem und Burleskem, aus Horror und Komödie, dasjenige seiner Werke, dass am besten das Werk von Roman Polanski repräsentiert.
Man möchte kaum glauben, dass er nächstes Jahr schon 80 wird. Noch immer hat sich Roman Polanski nicht nur äußerlich - lange Haare, federnder Gang - etwas Jugendliches bewahrt. "Ich bin noch nicht fertig", erklärte er erst kürzlich. "Ich habe bisher noch keinen Film gemacht, den ich ganz als 'meinen Film' empfinde, meinen 'Moby Dick'."
Humor und Horror - diese Paarung prägt Polanskis Werk. Ihn fasziniert die dunkle Seite des Lebens. Und doch möchte er nie vergessen, dass es immer auch im Dunklen das Helle gibt. Und dass er selbst vieles nicht bierernst meint.
Sogar seinem Schoa-Drama "Der Pianist" kann man das ansehen: Im besetzten Warschau zeigt Roman Polanski die Begegnung zwischen dem im Untergrund versteckten Wladyslaw Szpilman und seinem potenziellen Mörder in einer chaplinesken Szene, in der der halb verhungerte Pianist vergeblich versucht, eine Gurkendose mit einem Schürhaken zu öffnen.
Laurent Bouzereau Dokumentarfilm ist nicht viel mehr als eine lange Interviewaufzeichnung, garniert mit Filmausschnitten und Bildern aus Nachrichtensendungen. Der Film ist auch kein sonderlich kritisches Porträt eines Regisseurs, der seine ganz persönlichen Abgründe hat.
Aber auf seine Weise erzählt der Franzose, ein enger Freund Polanskis, doch eine ganze Menge über Künstler, Mensch und Werk.
Polanski erscheint hier als ein Regisseur, der eher den Teufel sucht als Gott. Egal, ob das Ergebnis die Gestalt einer grotesken Komödie hat wie "Tanz der Vampire" oder die einer einfühlsam-surrealen Schizophreniestudie wie "Ekel" 1965: Fast immer verwandelt er das Böse in reale Erfahrung, holt es in die Wirklichkeit. Polanski hat dies ein "Kino der reinen Evidenz" genannt. Die Dinge bedeuten sich selbst, keine Metapher. Der Zuschauer darf sich über nichts sicher sein. Das Interessante ist die Unsicherheit.
Seine frühen Filme entwerfen Topografien der Einsamkeit: "Messer im Wasser" 1963, "Wenn Katelbach kommt..." 1966 und "Macbeth" 1971.
Kurz nach seinem größtem Publikumserfolg, "Rosemaries Baby" 1968, der heute noch so unmittelbar schockiert, wie vor 44 Jahren, holte der Horror Polanski persönlich ein, mit der Ermordung seiner hochschwangeren Frau Sharon Tate durch die "Manson Family" 1969.
Vieles spricht dafür, dass Polanski dieses Erlebnis bis heute nicht wirklich verwunden, sondern nur überlebt hat.
Aber vermutlich galt schon immer, dass man seine ganze Kunst als einen solchen Kampf ums Überleben verstehen musste. Polanski, 1933 als Sohn polnischer Juden in Paris geboren, entkam als Kind der Schoa nur, indem er die Familie im Ghetto von Krakau zurückließ. Die Mutter wurde in Auschwitz ermordet. Er selbst überlebte mithilfe einer katholischen Familie – seinen Filmen liegt der Katholizismus immer sehr nahe. Auch die ersten Nachkriegsjahre waren geprägt von Gewalt und traumatischen Erfahrungen, die er in seiner Autobiografie "Roman" und indirekt auch in dem Film "Oliver Twist" 2005 beschrieben hat. 1962 emigrierte er aus dem kommunistischen Polen nach Frankreich, wo er wieder seit 1977 lebt – aus den USA floh er nach bis heute unbewiesenen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen.
2009 holten sie ihn dann unmittelbar wieder ein: Bei wenigen Regisseuren liegen direkte Bezüge zwischen Biografie und Werk so auf der Hand wie bei Polanski. Dennoch sollte man sich vor voreiligen Schlüssen hüten.
Polanski hat in seiner Karriere fast alle Genres erprobt. Thriller liegen ihm inzwischen, seit er sich von den absurden Komödien verabschiedete, offenbar am meisten. Sein bester Film?
Vielleicht "Chinatown", weil er dort die Eleganz der Form auf die Spitze treibt, Glück und Horror, Realismus und Romantik verbindet - und am Ende ganz persönlich wird: in der Anteilnahme für einen unperfekten Menschen. Bis hin zum "Pianist" ist Polanskis Werk von solch unmittelbarer Empathie ebenso geprägt, wie von Distanz zu allen Erlösungsangeboten. Es sind ungeschützte Filme, die auf Sinnstiftung keinen Wert legen. Dafür kann man dort erfahren, was es bedeuten kann, in der Unsicherheit zu leben.
Man möchte kaum glauben, dass er nächstes Jahr schon 80 wird. Noch immer hat sich Roman Polanski nicht nur äußerlich - lange Haare, federnder Gang - etwas Jugendliches bewahrt. "Ich bin noch nicht fertig", erklärte er erst kürzlich. "Ich habe bisher noch keinen Film gemacht, den ich ganz als 'meinen Film' empfinde, meinen 'Moby Dick'."
Humor und Horror - diese Paarung prägt Polanskis Werk. Ihn fasziniert die dunkle Seite des Lebens. Und doch möchte er nie vergessen, dass es immer auch im Dunklen das Helle gibt. Und dass er selbst vieles nicht bierernst meint.
Sogar seinem Schoa-Drama "Der Pianist" kann man das ansehen: Im besetzten Warschau zeigt Roman Polanski die Begegnung zwischen dem im Untergrund versteckten Wladyslaw Szpilman und seinem potenziellen Mörder in einer chaplinesken Szene, in der der halb verhungerte Pianist vergeblich versucht, eine Gurkendose mit einem Schürhaken zu öffnen.
Laurent Bouzereau Dokumentarfilm ist nicht viel mehr als eine lange Interviewaufzeichnung, garniert mit Filmausschnitten und Bildern aus Nachrichtensendungen. Der Film ist auch kein sonderlich kritisches Porträt eines Regisseurs, der seine ganz persönlichen Abgründe hat.
Aber auf seine Weise erzählt der Franzose, ein enger Freund Polanskis, doch eine ganze Menge über Künstler, Mensch und Werk.
Polanski erscheint hier als ein Regisseur, der eher den Teufel sucht als Gott. Egal, ob das Ergebnis die Gestalt einer grotesken Komödie hat wie "Tanz der Vampire" oder die einer einfühlsam-surrealen Schizophreniestudie wie "Ekel" 1965: Fast immer verwandelt er das Böse in reale Erfahrung, holt es in die Wirklichkeit. Polanski hat dies ein "Kino der reinen Evidenz" genannt. Die Dinge bedeuten sich selbst, keine Metapher. Der Zuschauer darf sich über nichts sicher sein. Das Interessante ist die Unsicherheit.
Seine frühen Filme entwerfen Topografien der Einsamkeit: "Messer im Wasser" 1963, "Wenn Katelbach kommt..." 1966 und "Macbeth" 1971.
Kurz nach seinem größtem Publikumserfolg, "Rosemaries Baby" 1968, der heute noch so unmittelbar schockiert, wie vor 44 Jahren, holte der Horror Polanski persönlich ein, mit der Ermordung seiner hochschwangeren Frau Sharon Tate durch die "Manson Family" 1969.
Vieles spricht dafür, dass Polanski dieses Erlebnis bis heute nicht wirklich verwunden, sondern nur überlebt hat.
Aber vermutlich galt schon immer, dass man seine ganze Kunst als einen solchen Kampf ums Überleben verstehen musste. Polanski, 1933 als Sohn polnischer Juden in Paris geboren, entkam als Kind der Schoa nur, indem er die Familie im Ghetto von Krakau zurückließ. Die Mutter wurde in Auschwitz ermordet. Er selbst überlebte mithilfe einer katholischen Familie – seinen Filmen liegt der Katholizismus immer sehr nahe. Auch die ersten Nachkriegsjahre waren geprägt von Gewalt und traumatischen Erfahrungen, die er in seiner Autobiografie "Roman" und indirekt auch in dem Film "Oliver Twist" 2005 beschrieben hat. 1962 emigrierte er aus dem kommunistischen Polen nach Frankreich, wo er wieder seit 1977 lebt – aus den USA floh er nach bis heute unbewiesenen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen.
2009 holten sie ihn dann unmittelbar wieder ein: Bei wenigen Regisseuren liegen direkte Bezüge zwischen Biografie und Werk so auf der Hand wie bei Polanski. Dennoch sollte man sich vor voreiligen Schlüssen hüten.
Polanski hat in seiner Karriere fast alle Genres erprobt. Thriller liegen ihm inzwischen, seit er sich von den absurden Komödien verabschiedete, offenbar am meisten. Sein bester Film?
Vielleicht "Chinatown", weil er dort die Eleganz der Form auf die Spitze treibt, Glück und Horror, Realismus und Romantik verbindet - und am Ende ganz persönlich wird: in der Anteilnahme für einen unperfekten Menschen. Bis hin zum "Pianist" ist Polanskis Werk von solch unmittelbarer Empathie ebenso geprägt, wie von Distanz zu allen Erlösungsangeboten. Es sind ungeschützte Filme, die auf Sinnstiftung keinen Wert legen. Dafür kann man dort erfahren, was es bedeuten kann, in der Unsicherheit zu leben.