Im letzten Jahr war Schleim auf YouTube der Renner: Es gab 100 Millionen Einträge. Zum Beispiel wurden auf dem Video-Portal Schleim-Rezepte ausgetauscht, oder es gab Schleim-Conventions, wo sich Leute trafen, die alle Schleim toll finden. Darüber hinaus haben amorphe Schleimwesen und Glibber auch im Bereich Film, Comic, Games und Literatur ihre glitschige Spur hinterlassen.
Nicht nur auf YouTube gab es einen Trend zum Schleim, sondern auch bei Instagram. Dort gab es zum Beispiel Videos, in denen Leute bunte Glibbermassen kneten. Die Faszination gerade bei Erwachsenen für Schleim sei besonders interessant, sagte die Biologin Susanne Wedland, im Deutschlandfunk. Denn der Ekel vor dem Schleim würde relativ früh erlernt werden, während Kinder noch begeistert von dem Stoff seien. Dazu kommt bei Kindern der Tabubruch, so Wedland weiter: "Die merken, dass Mama und Papa anwidert zurückweichen."
Wir haben noch länger mit Susanne Wedland gesprochen –
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Dem Schleim hängt kein besonders anziehendes Image an, er wirkt abstoßend. Auch deshalb würde Schleim eine Rolle im Bereich des Horrors spielen, so Wedland: "Was ist einfacher, als jedem Monster in der Literatur und im Film etwas Schleim anzuhängen? Es erkennt dann jeder, dass das ein Unsympath sein muss. Da kommen die ganzen Urängste und der Ekel hoch."
Der Schleim sei flexibel, so Wedland weiter, er sei nicht mit einem bestimmten Schrecken verbunden: "Für jede Ära, für jede Paranoia konnte man den Schleim einsetzen." Zum Beispiel gab es den roten Blob, erklärte die Wissenschaftlerin, der in einer bestimmten Zeit für den Kommunismus stehen sollte, "vor dem man sich in Acht nehmen sollte."
In dem Kultstreifen "Ghostbusters" von 1984 war der Schleim dann neongrün leuchtend: "Das wirkt schon ein bisschen radioaktiv mit diesen giftigen Farben. Da könnte man spekulieren, dass es für eine Zeit stand, in der die Leute Angst hatten vor einer radioaktiven Verseuchung."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Susanne Wedlich, Judith Schalansky (Hg.): Das Buch vom Schleim. Reihe: Naturkunden Bd. 59
Matthes & Seitz Berlin, 2019. 287 Seiten, 34 Euro.
Matthes & Seitz Berlin, 2019. 287 Seiten, 34 Euro.