Furioser Start für das Forum neuer Musik! 100 Besucher kamen zu dem von DLF-Redakteurin Christiane Florin klug und sensibel geführten Kulturgespräch: "Zwischen Selbstbild und Außensicht – Jüdisches Leben heute". Auf dem Podium lieferten sich die Kölner Rabbinerin Natalia Verzhbovska, Mirjam Wenzel vom Jüdischen Museum in Frankfurt und die Publizisten Micha Brumlik und Michael Wolffsohn eine ebenso emotionale wie weitsichtige Debatte. Fazit: Deutschland ist unbestritten wieder ein Ort für vielgestaltiges jüdisches Leben geworden.
Emotionale Eröffnung des Festivals
Jüdisches Leben, jüdischen Geist zu entfachen, in vergessene Orte zu tragen, ist auch Anliegen des Projekts MEKOMOT. Dieses musikalisch-kulturelle Programm verschränkt zeitgenössische Musik und Gesänge des alten Mincha-Gebets und ist derzeit auf Tour durch ehemalige, restaurierte und neu erbaute Synagogen in mehreren Bundesländern. Nele Hertling, Schirmherrin des Projekts, eröffnete das Festival im Deutschlandfunk mit emotionalen Worten, in die sie ihre eigene Überlebensgeschichte einband.
Mekomot zog das Publikum in den Bann
DLF-Chefredakteurin Birgit Wentzien unterstrich die Dringlichkeit eines politischen Blicks auf Kunst und Kultur – so wie er dem Forum neuer Musik des Deutschlandfunk seit Jahren innewohnt. Was die 200 Konzertbesucher dann allerdings musikalisch erlebten, übertraf alle Erwartungen. Das vielfältige Geflecht von Klängen, Geräuschen, Stimmen, Gesten der fünf höchst unterschiedlichen neuen Werke ließ den Atem stocken, zog alle schnell in seinen Bann. Hoch emotional, bestürzend, drastisch, abgrundtief – so wirkte, was für die jungen israelischen Komponisten Eres Holz, Amir Shpilman, Amit Gilutz, Bnaya Halperin-Kaddari und Initiatorin Sarah Nemtsov jeweils künstlerisches Ergebnis einer persönlichen Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Jüdischsein war.
Komplettiert wurde der wunderbare Abend durch das Streichquartett Es-Dur von Fanny Mendelssohn-Hensel, sowie durch eine Lecture von Jascha Nemtsov, der in Videoausschnitten einen Überblick über die Vielfalt jüdischer Musikkulturen gab.