Wie geht es mit dem FC Chelsea weiter?
Der Verkauf des englischen Topclubs FC Chelsea ist offiziell perfekt. Am Dienstagabend hat die britische Regierung der Übernahme des Clubs durch ein US-Konsortium um den US-Geschäftsmann Todd Boehly zugestimmt. Das war die Voraussetzung für die Übernahme. Die Premier League hatte dem Verkauf bereits zugestimmt. "Der FC Chelsea wird jetzt mit den relevanten Regierungen zusammenarbeiten, um die notwendigen Lizenzen für die Abwicklung der Übernahme zu sichern", hieß es am Dienstag in einer Mitteilung.
Boehly übernimmt den Club zu einem Preis von 4,25 Milliarden Pfund (rund fünf Milliarden Euro). Mehr Geld wurde noch nie für einen Sportverein ausgegeben. Der reine Kaufpreis beträgt dabei rund 2,5 Milliarden Pfund. Der Restbetrag muss in den Verein investiert werden. Das war eine Bedingung für den Verkauf des Londoner Clubs.
Warum musste der Club verkauft werden?
Seit dem Jahr 2003 gehörte der FC Chelsea dem russischen Oligarchen Roman Abramowitsch. Infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine landete Abramowitsch aufgrund seiner Nähe zum Kreml und zum kriegsführenden Präsidenten Wladimir Putin auf einer Sanktionsliste der britischen Regierung. Der 55-Jährige wurde mit einem Einreise- und Handelsverbot belegt.
Das hatte auch schwerwiegede Folgen für den FC Chelsea. Weil Abramowitsch kein Geld mehr mit dem FC Chelsea verdienen durfte, wurde das Tagesgeschäft des Clubs mit drastischen Einschränkungen belegt: Chelsea durfte keine Trikots oder Tickets mehr verkaufen. Auch Spieler konnten weder gekauft, noch verkauft werden. Verträge durften nicht verlängert werden. Kurzum: Chelsea drohte die Zahlungsunfähigkeit, die nur durch einen schnellstmöglichen Verkauf den Clubs abgewendet werden konnte.
Wer sind die neuen Besitzer?
Der größte Anteil am FC Chelsea dürfte künftig von Clearlake Capital gehalten werden. Dabei handelt es sich um eine Investmentgesellschaft mit Hauptsitz in Santa Monica im US-Bundesstaat Kalifornien. Das 2006 gegründete Unternehmen verwaltet derzeit ein Vermögen von mehr als 70 Milliarden US-Dollar und wird die Hälfte aller Anteile am FC Chelsea besitzen.
Clearlake Capital ist allerdings nur Teil eines Konsortiums. Kopf des Ganzen ist der US-Geschäftsmann Todd Boehly. Er wird in Zukunft an Stelle von Abramowitsch die Geschicke beim FC Chelsea leiten. Boehly ist Mitbegründer und Geschäftsführer von Eldridge Industuries, einer Holding-Gesellschaft mit Hauptsitz in Greenwich, Connecticut. Eldridge Industries investiert in Unternehmen verschiedener Branchen, wie Versicherungen, Investmentfirmen oder Sport-, Medien- und Konsumgüterunternehmen.
Laut dem Wirtschaftsmagazin "Forbes" beträgt Boehlys Privatvermögen derzeit rund 4,5 Milliarden Dollar. Boehly besitzt zudem auch Anteile and den Sportclubs Los Angeles Dodgers (Baseball), Los Angeles Lakers (Basketball), Los Angeles Sparks (Basketball Frauen), Cloud 9 (E-Sports) sowie an Draftkings (Sportwetten und Fantasy Sports).
Neben Boehly gehören auch Mark Walter und Hansjörg Wyss dem Konsortium an. Walter ist Geschäftsführer des globalen Finanzdienstleistungsunternehmens Guggenheim Partners und Mitbesitzer der LA Dodgers. Sein Vermögen beträgt laut Forbes 3,9 Milliarden US-Dollar. Wyss ist ein Schweizer Unternehmer und Mäzen, der sich durch den Verkauf seiner Orthopädiefirma Synthes an den US-Multi Johnson & Johnson ein Privatvermögen von fünf Milliarden US-Dollar aufgebaut hat.
Boehly und die Geldgeber waren von der New Yorker Handelsbank Raine ausgewählt worden, in sogenannte bevorzugte Gespräche mit dem FC Chelsea zu gehen.
Wohin geht das Geld des Konsortiums?
Ein entscheidender Punkt in den Übernahmeverhandlungen des FC Chelsea war, was mit dem Geld passiert, das das Konsortium nun für die Übernahme zahlt. Die britische Regierung hat dafür Bedingungen aufgestellt, denen Roman Abramowitsch zustimmen musste.
Demnach gehen 2,5 Milliarden Pfund auf ein Treudhandkonto. Das Geld soll für wohltätige Zwecke eingesetzt werden und den Opfern des Ukraine-Kriegs zugute kommen. "Wir werden nun sicherstellen, dass die Erlöse aus dem Verkauf für humanitäre Zwecke in der Ukraine verwendet werden, um die Opfer des Krieges zu unterstützen", hieß es in einer Regierungserklärung. Die Regierung will zudem sicherstellen, dass die Stiftung nicht von Abramowitsch abhängig ist. Mike Penrose, ein ehemaliger Geschäftsführer von Unicef UK, wurde gebeten, die Stiftung zu leiten. Die restlichen 1,75 Milliarden Pfund werden in den Verein investiert.
Ein weiter Knackpunkt: Abramowitsch musste eine Vereinbarung unterzeichnen, laut der die 1,6 Milliarden Pfund, die er bislang den in FC Chelsea investiert hatte, auf ein eingefrorenes, von der Regierung kontrolliertes Konto überwiesen werden.
Durch all diese Maßnahmen soll sichergestellt werden, dass Abramowitsch finanziell nicht vom Verkauf des FC Chelsea profitiert.