Im Fall einer Olympiabewerbung der Region Rhein-Ruhr befürwortet auch die FDP-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag den Bau eines neuen Olympiastadions. "NRW ist Sportland Nummer eins. Das unterstreichen die zahlreichen Sportgroßveranstaltungen, (…) wie beispielsweise die Invictus Games oder die EURO 2024. Daher haben wir keine Zweifel, dass ein mögliches Olympiastadion auch nach den Olympischen Spielen - in welcher Form auch immer - weiter genutzt wird." Es gelte jetzt, ein kluges und nachhaltiges Konzept zu erarbeiten.
Mronz sieht Bedarf für neue Sportstätten
Am Wochenende hatte sich der CDU-Abgeordnete und DOSB-Vizepräsident Jens-Peter Nettekoven im Deutschlandfunk für den Neubau eines dritten Olympiastadions in Deutschland ausgesprochen. Das frisch gewählte IOC-Mitglied Michael Mronz sieht einen Bedarf an neuen Sportstätten in Deutschland. Ein Stadion, das auch ohne Olympische Spiele ein sinnvolles Nutzungskonzept hätte, würde durch die Olympischen Spiele und nicht für sie errichtet. Es sei daher berechtigt, die Frage zu stellen: "Gibt es ein sinnvolles Nutzungskonzept für eine Sportstätte, die es heute nicht gibt?", sagte Mronz dem Deutschlandfunk.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) teilte auf eine Deutschlandfunk-Anfrage nach den möglichen Plänen eines neuen Olympiastadions mit, dass es keinen Neubau von Sportstätten geben werde. Dies sei eine der Prämissen für eine erneute Olympiabewerbung und stehe auch "im Einklang mit der IOC Agenda 2020+5".
Frankfurter Erklärung: "Verzicht auf Neubauten"
Auf der DOSB Mitgliederversammlung war am Wochenende in einer Frankfurter Erklärung die Entwicklung eines Feinkonzeptes für eine Olympia-Bewerbung beschlossen worden. In der Erklärung heißt es unter anderem: "Ein Verzicht auf Neubauten wird vollumfänglich begrüßt."
Daran hält der Koalitionspartner in NRW, die Grünen fest. Landtagsabgeordnete Hedwig Tarner weist darauf hin, dass in einer aktuellen repräsentativen Umfrage für den DOSB vier von fünf Befragten sagten, dass sie dezentrale Spiele bevorzugten, mit denen Neubauten vermieden werden können. "Das dezentrale Konzept der Olympiainitiative "Rhein Ruhr City" würde sehr gut zu den Erwartungen der Befragten passen."
Opposition gegen Neubau
Aus der Opposition wies die SPD-Abgeordnete Tülay Durdu darauf hin, dass der Neubau eines Olympiastadions nie Thema im Sportausschuss des Landtags gewesen sei und sie dies für kontraproduktiv halte. Mit Blick auf die derzeitige Finanzlage und den aktuell von der Landesregierung vorgelegten Haushaltsentwurf käme der Vorschlag auch überraschend: "Nur mit viel Druck durch den organisierten Sport und von der Opposition konnten wir die größten Kürzungen beim Breiten- und Spitzensport verhindern. Auch finden sich im Haushaltsentwurf keine Initiativen zur Instandsetzung, geschweige denn zum Bau möglicher olympischer Sportstätten", erklärte Durdu.
Auch die AfD lehnt einen Neubau ab. Die "Gigantomanie der letzten Jahrzehnte" ginge die Partei "auf keinen Fall mit". Fraktionsmitglied Andreas Keith betonte, dass seine Partei schon immer bezweifelt habe, "dass angeblich 90 Prozent der Sportanlagen schon vorhanden sind." Ihm falle zumindest kein Leichtathletikstadion in NRW ein, dass nur ansatzweise die Kapazität hat und der Zustand der meisten Anlagen sei auch nicht der allerbeste. Er bezweifle zudem ganz stark, dass eine deutsche Bewerbung gegen Indien 2036 und Doha 2040 eine Chance habe.
Für den LSB stellt sich die Frage aktuell nicht
Für den Landessportbund NRW stellt sich die Frage derzeit nicht, weil zum einen noch gar nicht klar ist, ob es überhaupt eine deutsche Bewerbung geben wird und falls dem so wäre, ob Nordrhein-Westfalen dann zum Zuge käme. Eigentlich sähen die aktuellen Prämissen des DOSB auch keine Neubauten von Sportstätten für eine Olympiabewerbung vor.