Was Helmut Markwort von den aktuellen Regierungsparteien hält, ist kein Geheimnis: Jede Woche schreibt der 81-Jährige im "Focus" über politische Themen. Noch immer führt der ehemalige Mitherausgeber und Chefredakteur in dem Magazin die Kolumne "Tagebuch". Und das, obwohl er bei den bayerischen Landtagswahlen für die FDP kandidiert.
Christian Schicha, Professor für Medienethik in Erlangen, sieht diese Entscheidung kritisch. Natürlich dürfe Markwort Wahlwerbung machen, sagte er im Dlf: "Allerdings ist es aus meiner Sicht wichtig zu trennen zwischen der angestrebten politischen Funktion und dem journalistischen Bereich."
Medienethiker fordert gesetzliche Regelungen
"Insofern wäre ihm zu empfehlen, dass er während der Wahlkampfphase letztendlich darauf verzichtet, publizistisch im 'Focus' tätig zu sein", sagt Schicha. Er forderte im Dlf gesetzliche Regelungen, um die Unabhängigkeit der Medien zu wahren: "Man kann niemandem verbieten, die Seiten zu wechseln. Die Frage, die sich stellt, ist, ob nicht eine gewisse Zeit ins Land gehen sollte."
Gleichzeitig warnte Schicha, dass die Kolumne für Markwort auch negative Folgen haben könne: "So etwas kann natürlich auch ein Eigentor werden, weil der politische Gegner sicherlich auch große Freude daran hat, genau das zu problematisieren."
Kolumne soll weiterlaufen
Burda sieht hingegen keinen Interessenkonflikt. "Helmut Markwort schreibt seine Kolumne seit 25 Jahren in der Rolle als "Focus"-Gründer, ihr Alleinstellungsmerkmal als "Tagebuch" ist seit jeher ihre persönliche Sichtweise und Subjektivität", schreibt ein Burda-Sprecher auf Anfrage des Dlf.
Nach Auskunft des Medienhauses wird Markwort seine Kolumne auch in Zukunft weiterführen. "Wenn es thematisch erforderlich ist, weist Herr Markwort in seiner Kolumne explizit auf seine FDP-Kandidatur für den Bayerischen Landtag hin", schreibt der Sprecher.
BR hat Markwort als Moderator ersetzt
Dass man den Interessenkonflikt zwischen Journalismus und Kandidatur auch anders handhaben kann, zeigt der Bayerische Rundfunk. Dort moderierte Markwort jahrelang den Sonntags-Stammtisch. Diese Tätigkeit muss er schon seit Anfang April ruhen lassen.
Der BR müsse als öffentlich-rechtliche Anstalt seine Unabhängigkeit wahren, heißt es in einem Statement des Senders. Es gebe "klare Regelungen, wonach eine Kandidatur für ein politisches Amt mit der Moderation einer politischen Sendung im BR nicht vereinbar ist".
Nicht immer sind Markworts Kolumnen im "Focus" parteipolitisch. In den vergangenen Wochen schrieb er auch über internationale Themen wie den Brexit und ein privates Erlebnis mit der Lufthansa.
Offener Umgang mit Kandidatur
In der jüngsten Folge des "Tagebuch" schrieb er, dass "deutsche Parteien bröseln und bröckeln". Erwähnt werden in dem Absatz die SPD, die Linke, die Grünen, die AfD und die CDU/CSU. Nur zur FDP: keine Zeile. Markwort äußerte sich aber auch ausführlich zum bayerischen Wahlkampf - in der Ausgabe 27/2018 unter der Überschrift "Die CDU hat keine Ahnung, wie sie Bayern erobern kann".
Mit seinem politischen Engagement geht Markwort dabei offen um: In der vergangenen Woche berichtete er im "Tagebuch" von seinen Wahlkampferfahrungen "als Landtagskandidat der bayerischen FDP".