Wenn Helmut Markwort im bayerischen Wahlkampf-Theater derzeit eine Rolle spielt, dann die des verhinderten Wohltäters.
"Ich verstehe das ganze Theater nicht. So eine Negativ-Koalition aus Süddeutscher Zeitung und Grünen hat da ein kleines Kartellchen stricken wollen. Es ist ja der Wahlkampf kein Teufelszeug."
Abendessen mit Unterhaltung gegen Geld
Um seine Wahlkampf-Kasse aufzubessern, hat der FDP-Landtagskandidat Markwort ein Fundraising-Dinner abgehalten: Abendessen mit Unterhaltungsprogramm gegen Geld.
"Harald Schmidt, ein Freund von mir, ist aufgetreten. Wir haben ein paar Reden gehalten. Harald Schmidt hat improvisiert über die Lage der Welt und Bayern. Und dann haben wir drei Sachen versteigert."
Darunter FC-Bayern-Karten, ein Gespräch mit einem Landtags-Abgeordneten und eine maßgeschneiderte Rolle in der TV-Serie "Hubert ohne Staller". Letztere ergatterte - für einen unbekannten Geldbetrag - ein finanzkräftiger Geschäftsmann.
"Das ist ein Unternehmer, der wollte seiner Freundin eine Freude machen und hat die Rolle für sie ersteigert."
BR-Produzent ist verärgert
Der 81 Jahre alte Markwort ist mit dem Produzenten der Serie "Hubert ohne Staller" befreundet - oder besser: er war es. Jetzt ist der Film-Mann stinksauer. Denn der FDP-Politiker sagte ihm, dass er die Rolle für einen wohltätigen Zweck versteigern wolle. Dass der wohltätige Zweck "Helmut Markwort" hieß, sagte Markwort nicht.
"Wahlkampf-Spenden für Parteien sind ja auch ein guter Zweck. Nach dem Steuerrecht. Parteien sind doch auch ein guter Zweck. Ich hab‘ mich vielleicht nicht deutlich ausgedrückt."
Der Bayerische Rundfunk drückte sich sehr deutlich aus. Dort läuft die Serie "Hubert ohne Staller". Der zuständige BR-Redakteur Elmar Jaeger sagte, es werde unter keinen Umständen zu der Rollenbesetzung kommen. Der BR werde schließlich von Gebührengeldern finanziert.
Auch Ulrike Gote, stellvertretende Landtags-Präsidentin von den Grünen, verurteilte Markworts Aktion.
"Herr Markwort hat durch sein Verhalten billigend in Kauf genommen, dass dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein Schaden zugefügt wurde. Er hat vorgeführt, dass man sich einen öffentlich-rechtlichen Sender zu Diensten machen kann und darf. Er hat gezeigt, dass sich ein Politiker durch den BR seinen Wahlkampf mitfinanzieren lassen kann."
Strengere Richtlinien nach dem Söder-Auftritt bei einer BR-Serie
"Ich habe doch null Einfluss auf Text, Rolle oder sonst was. Ich spiele nicht mit. Ist doch nicht so wie beim Söder, der mal bei 'Dahoam is dahoam' mitgespielt hat. Viele Leute haben schon kleine Rollen gespielt."
Markus Söder, der bayerische Ministerpräsident, schlich sich vor vier Jahren tatsächlich in eine Folge der BR-Vorabend-Serie "Dahoam is dahoam".
"Der Söder!"
"Bleiben’s locker, ich beiß ned!"
"Grüßgott!"
"Können’s mich mitnehmen?"
"Bleiben’s locker, ich beiß ned!"
"Grüßgott!"
"Können’s mich mitnehmen?"
Der Söder-Auftritt hat dem BR damals viel Ärger eingehandelt und zu strengeren Richtlinien bei der Rollenvergabe an Politiker geführt, sagt Landtags-Vizepräsidentin Gote.
"Denn das zeichnet ja gerade unseren öffentlich-rechtlichen, unabhängigen Rundfunk aus, dass er unabhängig ist vom Staat und von politischer Einflussnahme. Und dafür müssen wir uns weiter einsetzen."
Die Folge "Landtag ohne Markwort"
Helmut Markwort übrigens, der ehemalige Focus-Chefredakteur, sieht sich in der ganzen Geschichte in der Rolle des Siegers. Schließlich rede man jetzt über seine Landtags-Kandidatur.
"Schreib über mich, was Du willst. Hauptsache, der Parteiname ist richtig. Das ist wahrscheinlich nicht schädlich."
Abwarten, denn analog zur Serie "Hubert ohne Staller" könnte es bald auch die Folge "Landtag ohne Markwort" geben. Die FDP liegt in Umfragen bei knapp 5 Prozent und das war, bevor Markwort aus der Rolle fiel.