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Fechten
Trainer klagt gegen fristlose Kündigung

Am 8. März wird vor dem Arbeitsgericht in Stuttgart ein Berufungsverfahren fortgesetzt, das im deutschen Sport für große Aufmerksamkeit sorgt. Darin geht es unter anderem um Vorwürfe sexueller Übergriffe am Fechtzentrum Tauberbischofsheim.

Andrea Schültke im Gespräch mit Klaas Reese |
    Ein Fechthelm auf der Planche bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016
    Ein Fechthelm auf der Planche (imago/Straubmeier)
    Der Fechtclub Tauberbischofsheim rühmt sich selbst als erfolgreichster Fechtclub der Welt. 38 Medaillen bei Olympischen Spielen und den Paralympics, 241 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften, haben Sportler aus Tauberbischofsheim gewonnen.
    Die Zeiten als "Mekka des Fechtsports" sind allerdings lange vorbei. Inzwischen sorgt das Fechtzentrum vermehrt für Negativschlagzeilen.
    Übergriff auf minderjährige Athletin
    Die Hintergründe: Der Landessportverband Baden-Württemberg hat einem Landestrainer am berühmten Fechtzentrum in Tauberbischofsheim fristlos gekündigt. Grund: ein mutmaßlicher, sexueller Übergriff des Trainers auf eine minderjährige Athletin.
    Stattgefunden haben soll dieser Übergriff am Rande eines internationalen Fechtturniers in Kroatien im Jahr 2003. Der Fechttrainer klagt nun gegen seine fristlose Kündigung.
    Entkleidungszwang beim Training
    Zuvor sorgte bereits ein anderer Vorfall für Aufsehen. Vor knapp einem Jahr berichtete der SWR über ein Video. Darauf zu sehen eine Fechtlektion eines Bundestrainers mit einer volljährigen Athletin.
    Offenbar ist das wie eine Art Flaschendrehen auf der Planche abgelaufen: Bei jedem Fehler musste die Sportlerin ein Kleidungsstück ablegen bis sie in Sport-BH und Trainingshose vor ihm stand.
    Eine Lektion, die in Fechtkreisen mit Kopfschütteln kommentiert wurde, als "No-Go" und im Fechtsport absolut unüblich. Der Bundestrainer ist inzwischen nicht mehr beschäftigt. Ihm war – wohl schon vor Bekanntwerden des Videos - betriebsbedingt gekündigt worden.
    Begründung: das im Vergleich zu anderen Bundestrainern in Deutschland unüblich hohe Gehalt, welches nicht mehr aufgebracht werden konnte. Es kam zu einem Arbeitsgerichtsverfahren, das mit einem Vergleich endete.
    Vorfall von 2003
    Zeitgleich lief ein weiteres Arbeitsgerichtsverfahren. Nämlich das des Landestrainers. Den Hintergrund machte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" im April vergangenen Jahres öffentlich: Eine Top-Fechterin erhob schwere Vorwürfe gegen den Landestrainer.
    Er soll während eines internationalen Wettkampfes 2003 in Kroatien auf ihr Zimmer gekommen sein, in dem sie bekleidet auf dem Bett lag. Der Trainer soll sich bekleidet auf die Athletin gelegt und sich vor- und zurückbewegt haben – wie beim Geschlechtsverkehr.
    Trainer spricht von Intrige
    Erst als ihre Zimmerkollegin hereingekommen sei, habe der Trainer von der Fechterin abgelassen. Dabei sei ein Spiegel kaputtgegangen. Der Trainer bestreitet die Vorwürfe, spricht von einer Intrige gegen ihn.
    Ende 2016 hatte die Sportlerin den mutmaßlichen Übergriff dem Landessportverband geschildert, der dem Trainer fristlos kündigte.
    Der Trainer ging vors Arbeitsgericht und bekam in erster Instanz Recht. Jetzt läuft das Berufungsverfahren, um das es hier geht.
    Task Force in Tauberbischofsheim
    Das Video mit der inakzeptablen Trainingsmaßnahme eines ehemaligen Bundestrainers, der Vorwurf des sexuellen Übergriffs gegen den Landestrainer und weitere Vorkommnisse, offenbarten unhaltbare Zustände am Fechtzentrum Tauberbischofsheim.
    Daraufhin setzte der Fechtklub im Mai 2017 eine Task Force ein. Die sollte für Aufklärung sorgen. "Der Spiegel" berichtete von Zweifeln an der Unabhängigkeit des Task Force Leiters. Der Jurist wies die Vorwürfe zurück. Ende Januar veröffentlichte die Task Force ihren Bericht.
    Widersprüchliche Aussagen
    Nun läuft das Arbeitsgerichts-Verfahren des Landestrainers. Darin sagte auch die betroffene Athletin aus. Allerdings ergaben sich innerhalb dieser Aussage und auch im Vergleich zu einer Tonbandaufzeichnung aus einem ersten Gespräch beim Landesverband vor gut einem Jahr Widersprüche.
    Nun wird vieles von der Aussage der damaligen Zimmerkollegin abhängen, die in dieser Woche stattfinden soll.
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