Hintergrund des sich anbahnenden Justizskandals sind erneute Prüfungen alter Gerichtsurteile von 1985 bis 2000, in denen Haare gerichtsmedizinisch untersucht und als Beweismittel genutzt worden waren. Das Ergebnis der neuen Untersuchungen sei eindeutig, sagte Wissenschaftsjournalist Michael Stang. "In 95 Prozent der Fälle war die alte Analyse - also jene, die Grundlage eines Gerichtsurteils war - fehlerhaft."
Diese offenbar minderwertigen Beweise hatte die "Washington Post" bereits 2012 moniert. Michael Stang: "Als Folge haben FBI und Justizministerium die alten Asservate von bislang 268 Urteilen erneut untersucht. Dieses Mal aber nicht mehr nur mithilfe von mikroskopischen Untersuchungen – also rein optische Vergleichsanalysen –, sondern auch genetische Analysen zur Überprüfung angewendet."
Ob und wie viele dieser alten Kriminalfälle nun neu aufgerollt werden müssen, stehe noch nicht fest, so Stang. Es sei jedoch damit zu rechnen, dass bald zahlreiche weitere Beispiele von fehlerhaften Haar-Analysen ans Tageslicht gelangen.
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