Mit dem Fehlzeitenreport 2015 hat die AOK nach eigenen Angaben die erste repräsentative Befragung zur Gesundheit von Auszubildenden vorgelegt.
Ein Drittel aller Azubis berichtet von häufig auftretenden körperlichen und psychischen Beschwerden.
"Man würde ja vermuten, dass 16,17,-20-jährige Auszubildende, das sind junge Menschen, dass die eigentlich keine Beschwerden haben. Und wenn man sich die Beschwerden hier anschaut, dann ist das natürlich schon überraschend. Und wir haben die Müdigkeit, Mattigkeit, da würde man sagen, na ja, wer fühlt sich mal nicht müde oder matt an der Stelle, aber die Kategorie, die da angekreuzt worden ist, ist immer oder häufig an der Stelle", sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK und Herausgeber des Fehlzeiten-Reports.
Auch Kopfschmerzen, Erkältungen und Schlafstörungen hätten die rund 1.300 befragten Azubis häufig genannt, sagt Schröder.
Bei fast jedem fünften Auszubildenden macht die Krankenkasse gesundheitsgefährdendes Verhalten aus, also schlechte Ernährung und wenig Schlaf, aber auch wenig Bewegung und Suchtmittelkonsum. Die starke Nutzung digitaler Medien gehöre auch dazu.
Wer gesundheitsbewusst lebe, nehme die Arbeitsbedingungen aber auch die Belastung im Job positiver wahr.
Doch es gehe nicht darum, dass Unternehmen nun quasi selektierten und jeden Azubi vor die Tür setzten, der nicht gesundheitsbewusst lebe, sagt Schröder:
"Sondern es geht genau genommen eher darum zu sagen, welche Gesundheitsförderungsangebote muss ich den Gesunden anbieten, dass sie möglichst lange und auch gesund im Unternehmen bleiben. Und welche Angebote muss ich den risikobehafteten Auszubildenden anbieten, dass sie möglicherweise ein anderes Gesundheitsverhalten zu Tage legen als sie es vielleicht aktuell tun."
Mit Prävention gegenarbeiten
Eine zielgerichtete Prävention am Arbeitsplatz sei sehr wichtig, meint Frank Michalak, kommissarischer Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbands. Dies gelte nicht nur für Auszubildende:
"Ich glaube, klar ist auch, dass die Belastungen sehr unterschiedlich sind. Führungskräfte haben 'ne andere Belastung als ein Handwerker oder ein Auszubildender. Und deswegen ist hier die Vielfalt sehr, sehr groß. Die Unternehmer stehen im Wettbewerb und dieser Wettbewerb zeigt sich natürlich auch bei den Fehlzeiten."
Mit 5,2 Prozent ist der Krankenstand unter den elf Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmern im vergangenen Jahr nahezu gleich geblieben. Umgerechnet in Fehlzeiten sind das rund 19 Tage, wenn man eine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zugrunde legt.
Auffällig hierbei sei der deutliche Anstieg von psychischen Erkrankungen als Ursache von Fehlzeiten, nämlich um 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese bedeuten meist auch deutlich längere Auszeiten: Personen mit psychischen Erkrankungen sind im vergangenen Jahr mit rund 25 Tagen mehr als doppelt so lang krank gewesen wie der Durschnitt mit knapp zwölf Tagen, so die AOK.