Eigentlich wären die 50 Mitarbeiter der Event-Agentur Production Club jetzt überall auf der Welt dabei, Mega-Eis-Skulpturen zu bauen, gigantische Virtual-Reality-Spiele und Lasershows zu entwickeln für Musik-, Tech- und Video-Veranstaltungen. All das ist wegen des Corona-Virus gestrichen. Für die nächsten 18 Monate.
Miguel Risueno ist Kreativchef von Production Club. Anstatt ihre 50 Mitarbeiter zu entlassen gab die Firma ihnen eine neue Aufgabe:
"Überlegt euch, wie es wieder Events geben kann, bevor es einen Impfstoff gegen Covid-19 gibt."
Zwischen Taucher- und Weltraumanzug
Das Resultat: Micrashell, eine coole, stromlinienförmige Schutzbekleidung für den Oberkörper - irgendwo zwischen Taucher- und Weltraumanzug - in dem man rauchen, trinken und sein Smartphone bedienen kann, mit Helm, eingebauten Lautsprechern, Kamera, LED-Lichtern, Ventilator und Virus-Filter.
Küssen geht nicht wegen der Helme, erklärt Design-Chef Miguel Risueno, aber Händchen halten und umarmen ist ganz einfach. Und das sei besonders wichtig für die geistige Gesundheit in Zeiten von virusbedingter sozialer Distanz. Trinken und Rauchen funktioniert über kleine Kanister, die an den Anzug angedockt werden. Clubgänger Monique Boileau und Dave Sher aus Los Angeles sind begeistert.
Ausleihe auf Konzertticket
Die visuelle Künstlerin und der Musiker entwickeln gerade einen virtuellen Art Walk in L.A. Monique hat all ihre Jobs bei Musik-Festivals für dieses Jahr verloren. Monique Boileau:
"Alle Veranstaltungen, wo ich normalerweise male, Kunst verkaufe oder beim Aufbau helfe, sind gestrichen - und damit verdiene ich mein Geld. Wären die Anzüge schon auf dem Markt, könnte ich das alles noch machen."
Die Anzüge sollen allerdings nicht direkt an Einzelpersonen verkauft werden, sondern an Veranstalter. Die wären auch dafür verantwortlich, sie sauber, intakt und desinfiziert zu halten, erklärt Miguel Risueno.
"Die Veranstalter können ein besseres Reinigungssystem aufbauen, als einzelne Käufer. Das Ausleihen des Anzugs ist dann im Konzertpreis inbegriffen. Man leiht sich ja auch einen Taucheranzug und eine Sauerstoffflasche und geht davon aus, dass sie 20 Meter unter der Oberfläche funktionieren."
Die 1960er Jahre lassen grüßen
Neben der Sicherheit ist das coole Aussehen ein Hauptkriterium der Firma: neongelbe, türkis- und pinkfarbene Linien auf anthrazitfarbenem Untergrund. Vom Smartphone aus steuerbare LED-Lichter am Rundum-Visier. Edelstahl-Kanister für Getränke und E-Zigaretten.
Dabei ist das Design nicht ganz neu, sagt Kristine Upesleja, Expertin für innovative Materialien des "Fashion Institutes of Design and Merchandising" in Los Angeles.
"Ich habe sofort an die 60er gedacht, die hatten ja damals schon völlig abgedrehte Mode entwickelt: riesige überdimensionale Sonnenbrillen, die als Visier vor dem Gesicht gedient haben. Plexiglaskugeln über dem Kopf. Alles angelehnt an die Raumfahrt."
Dabei ist das Design nicht ganz neu, sagt Kristine Upesleja, Expertin für innovative Materialien des "Fashion Institutes of Design and Merchandising" in Los Angeles.
"Ich habe sofort an die 60er gedacht, die hatten ja damals schon völlig abgedrehte Mode entwickelt: riesige überdimensionale Sonnenbrillen, die als Visier vor dem Gesicht gedient haben. Plexiglaskugeln über dem Kopf. Alles angelehnt an die Raumfahrt."
Auch die Idee, Materialien zum Schutz gegen Bakterien und Viren in der Alltagsmode einzusetzen, gibt es schon länger.
Nicht die letzte Pandemie
Wie genau der Schutz vor dem Virus aussehen wird, ist den Künstlern und Konzertgängern Dave und Monique egal. Hauptsache, sie kommen aus der virtuellen Welt von Zoom und Skype wieder raus und in die Nähe von Menschen jenseits ihrer eigenen Wohngemeinschaften. Dave Sher:
"Ich würde gerne auf eine Party gehen, wo alle diese Weltraumanzüge anhaben. Bei dem Traum wäre ich gerne dabei, auch wenn er sich futuristisch anfühlt. Es ist überhaupt nichts übertrieben daran und es kann sogar Spaß machen."
Miguel Risueno von Production Club stimmt zu. Seine Micrashell-Anzüge sind aber noch im Prototyp-Status. Wieviel sie kosten werden, weiss er noch nicht. Er hofft, die ersten Anzüge vor Ende des Jahres auf dem Markt bringen zu können. Miguel Risueno:
"Wenn der Anzug später kommt als der Impfstoff, freue ich mich natürlich. Das würde bedeuten, dass wir wieder sicherer sind. Außerdem gehen wir leider davon aus, dass dies nicht die letzte Pandemie ist. Wir wollen so schnell wie möglich arbeiten, damit die Anzüge bereit zum Einsatz sind, wenn die nächste Pandemie kommt."