Luftqualität
Warum Feinstaub so gefährlich ist

Wenn im Winter die Luftqualität schlechter wird, kann das an einer Hochdruckwetterlage liegen, die die Feinstaubkonzentration in die Höhe schnellen lässt. Was können wir gegen den Feinstaub tun und warum ist er so schädlich? Ein Überblick.

    Aus einem Schornstein eines Hauses kommt eine Rauchwolke.
    Wer Feinstaub vermeiden möchte, sollte auf einen Holzkamin möglichst verzichten. (picture alliance / Zoonar / Daniel Kühne)
    In kalten Wintern sinkt die Luftqualität häufiger, vor allem bei einer Hochdruckwetterlage. Der Grund: Die bodennahen Luftschichten kühlen aus und werden tagsüber nicht ausreichend erwärmt, um aufzusteigen. Die wärmeren Luftschichten liegen wie ein Deckel darüber. Es kommt zu keinem Luftaustausch. Die Luft in den unteren Schichten reichert sich dabei immer weiter mit Feinstaub an.
    Menschen mit Vorerkrankungen, gerade der Atemwege, empfiehlt das Umweltbundesamt dann, von körperlich anstrengenden Tätigkeiten im Freien abzusehen. Auf die morgendliche Joggingrunde sollten sie also möglichst verzichten.
    Aber warum ist Feinstaub so schädlich? Wie entsteht er? Und wie sieht es in Deutschland langfristig mit der Feinstaubbelastung aus?

    Inhalt

    PM 2,5 und PM 10: Was ist Feinstaub?

    Feinstaub sind Teilchen in der Luft, die nicht gleich zu Boden sinken, sondern eine gewisse Zeit in der Atmosphäre bleiben. Sie werden auch als Schwebstaub oder im Englischen als Particulate Matter (PM) bezeichnet.
    Mit dem bloßen Auge sind Feinstoffpartikel nicht zu erkennen, dafür sind sie zu klein. Nur bei bestimmten Wetterlagen lässt sich der Feinstaub als Dunstglocke sehen.
    Bei Feinstaubmessungen wird zwischen der Größe der Partikel unterschieden, informiert das Umweltbundesamt. Fachleute sprechen zum Beispiel von PM 10 oder PM 2,5. Die Zahl gibt in Mikrometern die maximale Korngröße der gemessenen Partikel an.
    Bei PM 10 handelt es sich also um alle Partikel, die zehn Mikrometer und kleiner sind. Da man ab einer maximalen Korngröße von 10 Mikrometern von Feinstaub spricht, würde man also die gesamte Feinstaubmenge in der Luft messen. Ab einer Korngröße von 2,5 Mikrometern und kleiner - also PM 2,5 - wird von Feinfraktion gesprochen. Bei allen Partikeln unter 0,1 Mikrometern - also 0,1 PM - spricht man von ultrafeinen Partikeln.

    Bremsabrieb, Abgase und Kaminöfen: Wie entsteht Feinstaub?

    Feinstaub kann auf natürliche Weise in die Luft gelangen, beispielsweise durch aufgewirbelten feinen Wüstensand, durch Wald- und Buschfeuer oder durch einen Vulkanausbruch. Auch biologische Aerosole wie Viren oder Sporen von Pilzen gehören dazu.
    Aber Feinstaub wird auch durch menschliches Handeln erzeugt. Beispielsweise durch Kraftfahrzeuge, Heizkraftwerke, Abfallverbrennungsanlagen, Öfen und Heizungen in Wohnhäusern. Dazu kommen Dünger- und Pestizidstaub aus der Landwirtschaft.
    In Städten steigt besonders durch Baustellen und Autos die Feinstaubbelastung. Dabei kommen die feinen Partikel nicht nur aus den Motoren in die Luft, sondern auch durch den Abrieb der Reifen, des Straßenbelags oder der Bremsen.
    Besonders hoch ist die Feinstaubbelastung deswegen oft an größeren Haltestellen: Denn hier bremsen und beschleunigen Straßenbahnen und dieselbetriebene Busse, außerdem stoppen hier auch noch viele Autos, um Menschen abzusetzen. Es gelangen also jede Menge Reifenabrieb beim Halten und Abgaspartikel beim Anfahren in die Luft.

    Lungenkrebs, Diabetes, Demenz: Welche Krankheiten verursacht Feinstaub?

    Feinstaub ist eine Gefahr für unsere Gesundheit – und zwar nicht nur für unsere Lungen, in die wir die feinen Partikel einatmen, sondern für unseren gesamten Körper. Neben den Atemwegen schädigt er unser Herz und begünstigt Krankheiten wie Diabetes oder Demenz.
    Wie das alles möglich ist, zeigt ein genauerer Blick auf die Abläufe in unserem Körper: Der grobe Anteil des Feinstaubs gelangt beim Einatmen in unsere Lunge, lagert sich in den Lungenbläschen ab. Nun versucht unser Immunsystem, den Feinstaub loszuwerden. Dortige Fresszellen werden aktiv. Sie senden Botenstoffe aus und versuchen, den Feinstaub genauso wie beispielsweise ein Bakterium zu bekämpfen. Das gelingt zwar, aber bei diesem Abwehrkampf wird gleichzeitig die Lunge geschädigt. Die Folgen: Lungenentzündungen, chronische Bronchitis oder auch Lungenkrebs.
    Die feineren Anteile des Feinstaubs schädigen den Körper ebenfalls auf verheerende Weise: Denn während die groben Feinstaubpartikel meist in der Lunge hängen bleiben, durchdringen die noch kleineren die Lunge und gehen beispielsweise direkt in den Blutstrom. In den Blutgefäßen können sie dann Arteriosklerose verursachen, also beispielsweise einen Herzinfarkt.
    Allgemein zusammengefasst: Die Feinstaubpartikel lösen Entzündungen und Stress in unseren Zellen aus – und das kann zu verschiedensten Krankheiten führen.
    Allein in Deutschland sind nach Angaben der Europäischen Umweltagentur im Jahr 2022 mehr als 32.000 Menschen an den Folgen von Feinstaubbelastung frühzeitig gestorben. Zum Vergleich: 2020 starben nach RKI-Angaben in Deutschland etwa 30.100 Menschen an Corona als Todesursache.

    EU-Richtlinien und die WHO: Welche Grenzwerte gelten in Deutschland?

    In Deutschland gelten die EU-Grenzwerte. Laut diesen soll bei den größeren PM 10 Partikeln ein Grenzwert von 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft im Tagesmittel und 40 im Jahresmittel eingehalten werden. Bei PM 2,5-Partikeln gilt ein Grenzwert von 25 Mikrogramm je Kubikmeter Luft im Jahresmittel.
    Die WHO-Vorgaben sind da sehr viel strenger: Bei den größeren PM-10-Partikeln empfiehlt sie 15 Mikrogramm je Kubikmeter Luft im Jahresdurchschnitt und 45 Mikrogramm je Kubikmeter Luft im Tagesmittel.
    Bei den kleineren PM-2,5-Partikeln sind es gerade einmal fünf Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel, bezüglich des Tagesmittels 15. Experten kritisieren deswegen, dass die EU-Vorgaben aus medizinischer Sicht viel zu hoch sind.
    Der Trend bezüglich der Feinstaubbelastung in Deutschland sei jedoch insgesamt positiv, sagt Ute Dauert vom Umweltbundesamt. „Wir beobachten langfristig gesehen einen sehr deutlichen Rückgang der Feinstaubbelastung und haben auch in Bezug auf die aktuellen, noch geltenden Grenzwerte keine Probleme, diese einzuhalten. Man kann durchaus sagen, Maßnahmen wie Dieselrußpartikelfilter oder andere [Filter] in Industrieanlagen haben durchaus dazu beigetragen, dass wir diese positive Entwicklung haben.“
    Die aktuelle Feinstaubbelastung an bestimmten Orten in Deutschland lässt sich beispielsweise auf der Seite des Umweltbundesamts einsehen.
    Die Seite sensor.community liefert außerdem Daten von zahlreichen Privatpersonen, die engmaschig Messstationen in Deutschland eingerichtet haben.

    Auto-Verzicht und Böllerverbot: Welche Maßnahmen können Feinstaub reduzieren?

    Nicht jeder Feinstaub setzt der Gesundheit gleich stark zu. Es seien vor allem die Partikel aus dem Bremsabrieb im Straßenverkehr und der Rauch aus Schornsteinen, die uns schaden, sagt Kaspar Rudolf Dällenbach vom Paul-Scherrer-Institut.
    Alte Kaminöfen stillzulegen oder gute Filteranlagen einzubauen, würde also helfen. Und auch beim Bremsabrieb von Autoreifen ließe sich einiges machen. Die beste Möglichkeit wäre dabei, den Feinstaub gleich da abzufangen, wo er entsteht. Technisch wäre es möglich, die feinen Partikel direkt an den Bremsen abzusaugen und zu filtern. Sind die Partikel bereits in der Luft, ist es schwieriger, diese wieder einzufangen. Trotzdem gibt es Möglichkeiten: beispielsweise durch eine Begrünung mit Moosen. Diese können erstaunlich viele Feinstaubpartikel herausfiltern und aufnehmen.
    Noch besser ist es allerdings, wenn der Feinstaub gar nicht erst entsteht: wenn also Windräder oder Solaranlagen statt Kohlekraftwerke den Strom erzeugen oder E-Autos und Lasten-Fahrräder statt alter Dieselwagen durch die Straßen fahren.
    Jeder einzelne kann also helfen, die Feinstaubbelastung zu senken: indem man möglichst wenig Auto fährt. Im Haus und Garten sollte man außerdem möglichst kein Laub- und Holz verbrennen und auch aufs Silvesterfeuerwerk verzichten. Energiesparen kann ebenfalls die Feinstaubbelastung senken.

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