Artenschutz
Feldhase trotz stabiler Bestände weiter gefährdet

Die Zahl der Feldhasen in Deutschland ist zuletzt stabil geblieben. Im Durchschnitt wurden im vergangenen Frühjahr 19 Hasen pro Quadratkilometer auf Wiesen und Feldern gesichtet - so viele wie schon 2023. Doch die Art bleibt auf der Roten Liste.

    Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes (DJV) ist der 2024 ermittelte Wert der beste seit Beginn der Zählungen vor über 20 Jahren. Im Jahresverlauf setzten laut Experten allerdings Starkregen und Krankheiten den Tieren zu. Die Zahlen für 2025 werden gerade noch erhoben. Die aktuelle Trockenheit bietet gute Startvoraussetzungen für Feldhasen, die ursprünglich Steppenbewohner sind - vorausgesetzt, Kräuter und Gräser, von denen sich die Tiere ernähren, gehen nicht wegen Wassermangels ein.
    Auch Temperaturen unter dem Gefrierpunkt mache Feldhasen wenig aus, solange es trocken bleibe, sagte DJV-Sprecher Torsten Reinwald der Deutschen Presse-Agentur. Das Fell, mit dem schon die Jungtiere zur Welt kommen, isoliere gut, weil sich zwischen den Haaren eine Art Luftpolster bilde. Werde es jedoch nass, gehe dieser schützende Effekt verloren. Im schlimmsten Fall erfrieren die Tiere dann, weil sie ihre Körperwärme nicht halten können. Eine Höhle wie etwa Kaninchen haben Feldhasen nicht.

    Wie Jäger Hasen zählen

    Um die Säuger zu zählen, haben Jäger im Rahmen des Wildtier-Monitorings in 426 ausgewählten Gebieten erfasst, wie viele Exemplare nachts im Licht eines normierten Scheinwerfers auf Feldern zu sehen waren. 
    Zwischen den Großlandschaften in Deutschland gibt es deutliche Unterschiede: Mit durchschnittlich 28 Feldhasen pro Quadratkilometer ist der Bestand im nordwestdeutschen Tiefland - also von der dänischen Grenze bis ins nördliche Rheinland - am dichtesten. Dahinter folgen die südwestdeutschen Mittelgebirge mit 23 Tieren. Eher wenig Feldhasen hoppeln im nordostdeutschen Tiefland (7).
    Laut dem Jagdverband dürfen die positiven Zahlen aber nicht über den langfristigen Trend hinwegtäuschen. In den 1960er und 1970er Jahren habe es noch deutlich mehr Feldhasen in Deutschland gegeben. Wegen dieses Rückgangs steht der Feldhase auch auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Als Gründe nennen Experten vor allem eine intensivere Landnutzung, die den Lebensraum der Feldhasen schrumpfen lässt.

    Indikator für andere Arten

    Aussterben werde der Feldhase auf absehbare Zeit nicht, sagte Klaus Hackländer, Vorstand der Deutschen Wildtier-Stiftung. "Lokal können wir die Art aber verlieren, wenn wir bei der Landnutzung nicht mehr Rücksicht nehmen auf die Bedürfnisse der Feldhasen und anderer Tiere." Denn Feldhasen seien auch ein Indikator für andere Arten. "Wenn es dem Hasen gut geht, dann haben wir insgesamt eine höhere Artenvielfalt. Und die brauchen wir auch als Lebensgrundlage für uns Menschen."
    Wichtig wären aus Sicht von Jägern und Naturschützern mehr Brachflächen, Hecken und Blühstreifen, wo sich Feldhasen wohlfühlen und das ganze Jahr über Nahrung finden. Dafür müsse aber intensiv genutzte landwirtschaftliche Fläche aus der Nutzung genommen werden, betonte Hackländer. Damit Feldhasen und Vögel davon profitieren, sollten Blühstreifen gleichmäßig wie Trittsteine in der Landschaft verteilt sein. Dann können die Tiere ungeeignete Agrarflächen besser überwinden, hieß es.
    Diese Nachricht wurde am 15.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.