Der erst 17-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy ließ die Figuren tanzen – schwerelos und elegant in seiner Ouvertüre zu Shakespeares „Sommernachtstraum“. Der Komponist Robert Schumann hat Mendelssohns Bedeutung erkannt, er hat ihn gefeiert. „Er ist der Mozart des 19. Jahrhunderts, der hellste Musiker, der die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaut und zuerst versöhnt.“
Ein Wunderknabe, auch am Klavier! Felix Mendelssohn hat als Zwölfjähriger dem greisen Goethe in Weimar vorgespielt und ihn staunen lassen. Geboren 1809 in Hamburg, wuchs Felix in Berlin auf, in der kunstsinnigen Atmosphäre einer jüdischen Bankiersfamilie mit prominentem Namen. Großvater Moses Mendelssohn, der Philosoph, besaß Weltruhm. Felix und die ältere Schwester Fanny wurden musikalisch sensibel ausgebildet, christlich erzogen, protestantisch getauft und mit dem Zusatznamen ‚Bartholdy’ geschmückt.
Komponist, Pianist, Organist und vieles mehr
Die Großmutter vermachte ihm die Noten zu Bachs „Matthäuspassion“ – und somit den unwiderstehlichen Drang, das damals unbekannte Werk aufzuführen. Es gelang: Der 20-Jährige schrieb mit Bach Musikgeschichte. Der junge Mendelssohn triumphiert mit der ersten Aufführung der Matthäuspassion nach Johann Sebastian Bachs Tod.
Eine große Musikerlaufbahn beginnt. Mendelssohn entwickelt seine Karriere gleich mehrfach: als Komponist, Pianist, Organist, als Dirigent und Reisender, als Lehrer und Organisator. Er wird Musikdirektor des ruhmvollen Gewandhausorchesters zu Leipzig, er gründet dort Deutschlands erstes Konservatorium. Er produziert entflammt musikalische Werke - Symphonie und Kammermusik, Lied und Oratorium, so den an Bach orientierten „Elias“. Die Konzertreisen als Dirigent und Pianist gelingen brillant, sind aber kräftezehrend. Mendelssohns Lieblingsziele – Italien und England, vor allem Schottland.
Ziel antisemitischer Propaganda durch Richard Wagner
Schottische Erinnerungen fließen in die Ouvertüre „Die Hebriden“, in die dritte Symphonie, die „Schottische“. Tausende Reisebriefe schickt Mendelssohn über die Jahre an die Familie nach Berlin und Leipzig, an Ehefrau Cecilie mit den fünf Kindern, die geliebte Schwester Fanny.
Felix Mendelssohn verteidigt, wie nur der gleichaltrige Franz Liszt, einen europäischen Geist. Doch er erlebt die von Robert Schumann beobachteten Widersprüche der Zeit. Der Judenhass war die hässliche Gegenkraft, die Gestalt annahm in Richard Wagner, dem Antisemiten, die später Nazi-Deutschland vergiftete und Mendelssohn verbannte. Wagners Vorwurf des Epigonentums, eines blutleeren Klassizismus, hatte lange Zeit Bestand. Friedrich Nietzsche war es, der das historische Unrecht beklagte an Felix Mendelssohn, „der um seiner leichteren, reineren, beglückteren Seele willen schnell verehrt und ebenso schnell vergessen wurde – als der schöne Zwischenfall der deutschen Musik.“
Felix Mendelssohn Bartholdys Leben für die Musik bewährte sich in Kreativität und fieberhafter Arbeit, nur ein schwerer Schicksalsschlag konnte den Tod am 4. November 1847 herbeiführen: das plötzliche Ableben seiner Schwester Fanny. Mit ihr verband ihn das tiefste Vertrauen, der Schmerz war zu groß. Mendelssohns Existenz wurde aus der Bahn geworfen, das Herz versagte. Er floh in die Schweiz - und komponierte mit letzter Kraft seine dunkelste Musik, das Streichquartett in f-Moll.