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Feminismus nach #metoo
"Freiheit ist eine harte Aufgabe"

Spätestens seit die Anklagen wegen Vergewaltigung und Machtmissbrauch gegen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein laut wurden, wird über das ideale Verhältnis zwischen Frauen und Männern diskutiert. Frauen dürften sich dabei nicht in der Unmündigkeit verstecken, sagte Svenja Flaßpöhler im Dlf.

Svenja Flaßpöhler im Gespräch mit Anja Reinhardt |
    Svenja Flaßpöhler
    Die Philosophin Svenja Flaßpöhler plädiert für "die potente Frau" (Svenja Flaßpöhler)
    "Ich finde es natürlich richtig, wenn Frauen sich in bestimmten Bereichen solidarisieren, wenn sie aktiv werden, füreinander einstehen", so die Philosophin und Buchautorin Svenja Flaßpöhler. Aber neue Gesetze, die das Sexualstrafrecht verschärften, nützten dabei wenig. Im Gegenteil, Frauen würden dann wieder in die Rolle der Passivität und Unmündigkeit gezwungen, die ihnen kulturgeschichtlich seit Jahrhunderten zugeschrieben wird. Im Grunde wären sie dann weiterhin in der Funktion, das Begehren des Mannes zu spiegeln, statt ein eigenes Begehren, einen eigenen Willen zu haben.
    Solidarität bedeute mehr als ein "me too"-Posting
    Den Film-Bereich müsse man sich natürlich genau anschauen, da es dort ja besonders oft zu gewalttätigen Handlungen gekommen sei. Aber auch da müsse man von Fall zu Fall schauen, so Flaßpöhler. Müsse man als Frau mit ins Hotelzimmer gehen? "Autonomie heißt, dass ich natürlich Widerstände überwinde, dass ich Risiken in Kauf nehme. Mein Ansatz ist, Frauen dazu zu ermutigen, in ganz konkreten Situationen selbstbestimmt zu sein, sich zu wehren." Man müsse in der Situation direkt aktiv werden, statt sich hinterher zu beschweren, meint die Philosophin. Und dazu gehöre auch, unter Solidarität direkte Hilfe zu verstehen, statt einfach nur "me too" zu posten.
    "Die Frau in eine weibliche Potenz zu bringen"
    Es wäre Unsinn zu behaupten, wir lebten immer noch in einer patriarchalen Gesellschaft. Natürlich gebe es immer noch Ungerechtigkeiten, aber vor dem Gesetz sind Mann und Frau gleich. Flaßpöhler appelliert auch hier an die Mündigkeit der Frauen, die sich mehr zutrauen sollten. Wenn sie die Phil.Cologne - das Philosophiefestival in Köln - mitorganisiere, zauderten die Frauen oft, wenn sie für Vorträge oder Diskussionen angefragt würden. "Die wahre Herausforderung ist doch, die Frau in eine weibliche Potenz zu bringen."
    Die Möglichkeiten sehen statt auf Hindernissen zu beharren
    Sie finde den Begriff "Opferdiskurs" zwar schwierig, aber grundsätzlich sei das auch eine bequeme Haltung. "Weil man die Freiheit, die einem gegeben ist, nicht ergreifen muss. Natürlich geht Freiheit mit Verantwortung einher, Freiheit geht mit Entscheidungen einher. Freiheit ist eine harte Aufgabe und davor dürfen Frauen nicht zurückschrecken." Frauen und Männer seien doch heute nicht mehr wegen gesellschaftlicher Zwänge zusammen, sondern aufgrund freier Entscheidung. "Wir müssen mehr die Möglichkeiten, die uns heute gegeben sind, als immer nur die - ich möchte fast sagen: Ein bisschen zwanghaft – die Hindernisse sehen und sich davon einschüchtern lassen. Denn dann kommt man nicht in die potente Position".