Der Treffpunkt für die Demo ist der Subway in Ferguson. "Vor 105 Tagen waren wir noch Fremde, jetzt sind wir eine Familie", sagt eine Frau, die alle nur "Mama Koch" nennen. Irgendwann raffen sich die gut 30 Männer und Frauen auf und ziehen in die Kälte vor das Polizeirevier. Dort stehen sie etwas verloren herum, hören Musik und alle warten, dass etwas passiert, die Journalisten, die jungen Frauen mit Kerzen in der Hand, die Männer mit der Anonymus-Maske. Endlich nimmt einer ein Megafon in die Hand und fordert Gerechtigkeit.
Aber irgendwie ist die Protestbewegung in Ferguson ins Stocken geraten. Die Ziele sind etwas unscharf geworden. Der Polizist, der Michael Brown erschossen hat, soll ins Gefängnis, die Polizei soll die Afroamerikaner in der Stadt fairer behandeln und die Schwarzen sollen in den USA einfach gar nicht mehr unterdrückt werden, fordert ein schmaler junger Mann, der extra aus Seattle nach Ferguson kam.
Das Urteil der Grand Jury soll nun am Sonntag verkündet werden. Eine Überraschung erwarten die meisten Menschen in der Stadt nicht mehr. Polizist Darren Wilson wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nach nicht vor Gericht verantworten müssen.
Anstehende Entscheidung der Jury
Die ganze Stadt spricht über die anstehende Entscheidung der Jury und die Folgen. In der kleinen Bäckerei Coce and Dolci steht das Telefon nicht still. Die Menschen bestellen jetzt schon ihren Kuchen für Thanksgiving, sie wissen ja nicht, ob die Bäckerei in den nächsten Tagen geöffnet hat. Beth, die Besitzerin sagt, die Stadt hat sich in den letzten Monaten verändert:
"Ferguson war immer eine bunte Gemeinde, das hat ihren Reiz ausgemacht, aber ich glaube viele Menschen wussten nicht, dass so viele Mitbürger Schwierigkeiten haben."
Das ist das Erstaunliche, wenn man mit den Menschen in dem Vorort spricht. Alle reden von den Protesten und der Gewalt, aber niemand spricht mehr über den Grund für die Wut. Über die unfaire Behandlung durch die Polizei, dass Afroamerikaner viel öfter angehalten, durchsucht und verhaftet werden als andere.
"Ich glaube, sie haben ihr Ziel aus den Augen verloren", sagt der Besitzer eines Waffenladens. Er gehört zu den Gewinnern dieses beunruhigenden November-Wochenendes. Viele Menschen haben sich noch eine Waffe oder Munition zugelegt. Vor allem Ladenbesitzer drohen diesmal sich selbst zu verteidigen, bei den Ausschreitungen im Sommer wurden Läden verwüstet und ausgeraubt.
Umliegende Schulen haben geschlossen
Ferguson stellt sich auf unsichere Tage ein. Die meisten Schulen im Umkreis haben Montag und Dienstag geschlossen, danach sind ohnehin Ferien:
"Wir haben Arbeitsblätter bekommen und sollen jeden Tag zwei ausfüllen", sagt der siebenjährige Jeremy. Angst hat er diesmal nicht, aber er erinnert sich noch gut an die Ausschreitungen im letzten Sommer: "Es war beängstigend, denn wir wussten nicht wie weit sie gehen würden. Die Eltern in Ferguson müssen sich nun nach einer Kinderbetreuung umsehen, wenn die Schule ausfällt, aber dies dürfte das kleinste Problem sein, das die Stadt gerade hat.