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ZDF
Fernsehrat leitet Prüfung wegen Precht-Aussagen zu orthodoxem Judentum ein

Nach den heftig kritisierten Äußerungen des Publizisten Richard David Precht über orthodoxe Juden hat der Fernsehrat des ZDF eine Prüfung eingeleitet.

    Precht mit Vollbart und ernstem Blick vor einem dunkelblauen Vorhang. Er trägt ein Headset am Kopf.
    In der Kritik: Richard David Precht. (imago images / Hannelore Förster)
    Dessen Vorsitzende Thieme sagte der "Augsburger Allgemeinen", in dem Verfahren für förmliche Programmbeschwerden habe sie zunächst ZDF-Intendant Himmler die Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Precht hatte in seinem Podcast mit Markus Lanz ("Lanz und Precht") behauptet, orthodoxen Juden sei es aus religiösen Gründen untersagt, zu arbeiten - "außer ein paar Dingen wie Diamanthandel und Finanzgeschäfte". Dies wurde als Verbreitung antisemitischer Klischees kritisiert.

    Rufe nach Konsequenzen

    Der nordrhein-westfälische Medienminister Liminski (CDU) und der bayerische Antisemitismusbeauftragte Spaenle (CSU) verlangten Konsequenzen des Senders. Liminiski, der auch Mitglied im ZDF-Fernsehrat ist, sagte der Zeitung, die redaktionell Verantwortlichen müssten sich zwingend die Frage stellen, ob Formate dem eigenen Anspruch genügten, wenn Pseudo-Journalismus und persönliche Meinung - hier sogar gepaart mit falschen Tatsachenbehauptungen - vermischt würden. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse als Schutzschild gegen Desinformation und Verschwörungsmythen funktionieren. Werde er diesem Anspruch nicht gerecht, stelle er sich selbst in Frage, warnte Liminski.

    "Entschuldigung zu spät"

    Precht hatte sich für die Äußerungen später entschuldigt - zu spät, wie der bayerische Antisemitismusbeauftragte kritisiert: Spaenle warf Precht vor, er habe seine Entschuldigung zugunsten hoher Abrufquoten der nächsten Podcast-Folge hinausgezögert, statt schnell klar Stellung zu beziehen. "Das ist unverzeihlich, zeigt aber wie tief der Antisemitismus selbst im Bürgertum verankert ist", sagte der CSU-Politiker der Zeitung. Die Frage, wie man "Fake News über Jüdinnen und Juden verhindern kann, wie sie Herr Precht verbreitet hat", gehöre in den Fernsehrat.
    Precht gab wegen der Antisemitismus-Vorwürfe seine Honorarprofessur an der Universität Lüneburg auf.
    Diese Nachricht wurde am 25.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.