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Fernsehserien
Fandom: Der Treffpunkt für Popkultur-Verehrer

Für einige Menschen sind Fernsehserien mehr als nur abendliche Unterhaltung. Sie tauschen sich darüber aus, diskutieren Handlungen, hinterfragen und schreiben die Geschichten weiter. Sie sind im Fandom. Im Netz haben sie ihre ganz eigene Subkultur.

Von Ina Plodroch | 22.05.2014
    Darsteller der Serie "Game of Thrones", Michelle Fairley und Mark Addy, 2013 auf einer Pressekonferenz in Australien.
    Darsteller der Serie "Game of Thrones", Michelle Fairley und Mark Addy, auf einer Pressekonferenz in Australien. (picture alliance / dpa / Dan Peled)
    "Zuallererst: Man tritt einem Fandom nicht einfach bei. Es ist nicht so: Mir ist langweilig, was soll ich machen, ach ich schaue mal, welchem Fandom ich mich anschließen kann", erklärt Janice in ihrem Youtube-Chanel. Ein Fandom sei schließlich kein Klub oder Verein.
    "Oh nein. Fandoms schleichen sich an dich heran. Man zappt und sieht eine Serie. Dann stöbert man auf Facebook und entdeckt die Serie auch dort, scrollt durch die Blogging-Plattform tumblr und: Da ist sie wieder. Nach drei, vier Tagen ergibt man sich: schaut alles, hört alles und liest alles darüber."
    Und ist plötzlich drin: Im Fandom. Dem Strudel der Popkultur. Schaut jede Folge der Serie, fiebert mit, tauscht sich aus, diskutiert. Und weil eine Folge kurz ist, machen die Serien-Junkies im Internet weiter. Das heißt, "dass man so ’ne eigene Sprache entwickelt, eigene Dinge weiterentwickelt aus der Serie oder immer wieder aufgreift, dass man Fan-Art selbst macht oder teilt, oder schön findet oder verfolgt."
    Yasmina Banaszczuk, Bloggerin: "Dann gibt es Fan-Fiktion, das sind Fan geschriebene Texte, Stories, Erzählungen. Fan-Fiktion würde sich dann mit den Charakteren aus der Serie beschäftigen."
    Der Hannibal-Fandom verehrt die gleichnamige Serie - die Vor-Vorgeschichte zu "Das Schweigen der Lämmer". Die Fans zeichnen den Kannibalen Hannibal Lecter, wie er vor einem Fleischwolf steht, oder wie er seine Mordopfer zu einer Schlacht-Bank trägt. Klingt schräg - sieht aber nicht nach Kunst-Unterricht aus, sondern ziemlich gut. Oder sie schneiden kleine Videos zusammen und animieren Bilder. Ein Fan macht, der andere teilt, dem nächsten gefällt’s. Blogs, die all das veröffentlichen, gibt es zuhauf. Wenn man all das kennt, ist man dabei.
    "Meistens kennzeichnet es sich dadurch, dass man eigene Witze hat, also quasi immer wiederkehrende Witze, so 'running gags'." Zum Beispiel über Hannibal Lecters Kannibalismus:
    "Was ist Hannibal? Eine Kochsendung."
    Oder: "Hello I’m Cannibal. Ehm, Hannibal."
    Ob zu "Hannibal", "Game of Thrones" oder "Supernatrual": Die Fandoms, kreieren ihre eigene kleine Welt - mit OTPs - Treffen der Lieblingscharaktere, Head Canons - Interpretationen, oder Ships - Wunsch-Liebespärchen. Eigene Wörter und Abkürzung, für Außenstehende kaum zu verstehen. Damit bilden die Fandoms ihre eigene digitale Subkultur, meint Yasmina Banaszczuk: "Fandom ist so 'ne übergreifende Gemeinschaft, das ist nicht klar abgegrenzt, das sind nicht klar definierte Regeln oder Grenzen. Das ist einfach wirklich ne lockere Bezeichnung und meistens eben auch eine Selbstbezeichnung von Fans.“
    Die nicht fanatisch sind, sondern leidenschaftlich, findet Yasmina Banaszczuk. Einfach nur schauen ist was für konventionelle Fans. Die anderen sind im Fandom: Dem Treffpunkt für Popkultur-Verehrer.