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Fernsehtechnik
Wunsch und Wirklichkeit liegen auseinander

Wer noch einen alten Fernseher hat, sieht bei manchen Sendungen gleich vier schwarze Balken. Jedenfalls tun sich die Sender schwer damit, alle Standards verlässlich zu bedienen – es jagt ein neuer den nächsten: HD, 3D, 4K und Co. Der Verbraucher schaut mancherorts in die Röhre.

Von Daniel Bouhs |
    "Liebling Kreuzberg" - ein TV-Klassiker, der immer geht, dachte sich der RBB. Der Berliner Sender wiederholt die Serie aus den Achtzigern und Neunziger derzeit. Das findet sein Publikum - brachte jüngst aber auch ungeahnte Probleme mit sich.
    "Es war keine Protestlawine. Gleichwohl war ein deutlicher Rücklauf zu dem Thema wahrzunehmen in der Service-Redaktion, was wir so ganz offen und ehrlich gesagt nicht erwartet haben."
    , sagt Heiko Nehse, der sich beim RBB um den Sendebetrieb kümmert. Vor Kurzem hat Nehse mit seinem Kollegen die Technik umgestellt: Der Sender fand Anschluss an das hochauflösende HD-Fernsehen – mit mehr Pixeln und einem festen Format.
    "HD und 16:9 sind per Standard ganz eng miteinander verknüpft."
    Alte Sendungen wurden einst im Seitenverhältnis 4:3 produziert. Heute werden sie für die in die Breite gezogenen Geräte links und rechts mit schwarzen Balken versehen - Füllflächen, die alte Geräte bislang ignorieren konnten, weil mit dem Bild auch eine Formatkennung mitgeschickt wurde: Das hier ist eigentlich 4:3, das hier 16:9. Diese Kennung aber fiel mit der Modernisierung der Technik nun weg. Die Folge: Trafen alte Produktionen auf alte Fernseher, dann sah der Zuschauer mitunter schwarze Balken auf allen Seiten - und das eigentliche Bild in Briefmarkengröße.
    "Also, ein Glück, dass man bei der Aussonderung der alten Technik nicht ganz so flott zu Werke gegangen ist."
    , sagt Nehse, der flugs die alte Sendetechnik in die neue integriert hat. Das 4:3-Problem ist gelöst. Was bleibt, ist viel grundsätzlicher: Die Sender müssen ihre Programme auf immer neuen Wegen ausstrahlen.
    "Es gab früher analoges terrestrisches Fernsehen, dann kam digitales dazu, Satellit, Kabelverbreitung, das jeweils in der analogen und digitalen Form , nicht zu vergessen inzwischen Internet, sei es Streaming, sei es ‚on demand’ also auf Abruf."
    Gleichzeitig läuft das Wettrüsten der Geräteindustrie fröhlich weiter. Zuletzt war dreidimensionales Fernsehen das große Schlagwort - doch abgesehen von einigen wenigen Spartenprogrammen tut sich bei den Sendern nichts. 3D - ein Flopp.
    Nach 3D kommt jetzt 4K, auch "Ultra HD" genannt. Das Bild soll vier Mal so viele Details transportieren wie das klassische HD-TV und dazu noch viel schärfer sein.
    Bislang ist das allerdings nur ein frommer Wunsch, mahnt Peter Knaak, der seit zwei Jahrzehnten für die "Stiftung Warentest" neue Fernseher auseinandernimmt:
    "Das liegt nicht nur daran, dass die Sender solche Signale noch gar nicht liefern können, sondern auch daran, dass mit U-HD drei Sachen versprochen werden: mehr Pixel, mehr Farbtiefe und ein besseres Kontrastverhältnis, also ein satteres schwarz und ein weißeres weiß. Und diese letzten beiden Versprechen halten die Fernsehgeräte-Hersteller selbst noch gar nicht ein."
    Wer es wie die "Stiftung Warentest" sehr genau nimmt, der merkt ohnehin: Auch bei dem bereits veralteten hochauflösenden Standard, dem klassischen HD, haben die Sender noch reichlich Luft nach oben:
    "Die Sender liefern im Grunde ja nur halbes HD. Das ist sicherlich eine Frage der Kapazität auf der gesamten Strecke, auf der ein Film oder eine Fernsehsendung entsteht und irgendwann auch mal gespeichert wird."
    Die Sender sind eben ganz bei Robert Liebling, dem urigen Kreuzberger Anwalt: Im Zweifel sind auch sie die Ruhe selbst und gehen einen Schritt nach dem nächsten.