Seit Kurzem schickt die Deutsche Bahn einen Wagen durch Ostholstein. Der fährt nicht auf Gleisen, sondern auf der Straße. Das Fahrzeug sieht aus wie eine Mischung aus Wohnmobil und hell erleuchtetem Küchenstudio. Und soll die Stimmung verbessern. An diesem Februarnachmittag findet der erste Feldversuch statt. Das "Infomobil" ist dafür in ein Gewerbegebiet im ostholsteinischen Oldenburg gekommen.
Im begehbaren Innenraum sitzt Bernd Homfeldt. Er leitet bei der DB das Projekt Schienenanbindung Feste Fehmarnbeltquerung. Die neue Bahntrasse soll das Reisen zwischen Hamburg und Kopenhagen beschleunigen – neben dem rund 18 Kilometer langen Tunnel zwischen dem dänischen Lolland und Fehmarn. Heute brauchen die Eurocitys und ICEs für die knapp 350 Kilometer lange Strecke mehr als vier Stunden. In Zukunft sollen es nur noch zweieinhalb sein, rechnet Homfeldt vor. Das Projekt wird das bis heute eher verschlafen wirkende Ostholstein verändern, das weiß der Bahnkoordinator.
"Was in dieser Region anders ist, ist das Thema Tourismus. Ostholstein ist ja doch tourismusmäßig stärker geprägt als vielleicht Bereiche in München. Und das ist schon die Herausforderung, eben auch diesem Tourismus dann gerecht zu werden auch gerade was das Thema Lärm angeht."
"Was in dieser Region anders ist, ist das Thema Tourismus. Ostholstein ist ja doch tourismusmäßig stärker geprägt als vielleicht Bereiche in München. Und das ist schon die Herausforderung, eben auch diesem Tourismus dann gerecht zu werden auch gerade was das Thema Lärm angeht."
Auch mehr Güterverkehr zu erwarten
85 Kilometer lang ist die Strecke zwischen Lübeck und Fehmarn. Bisher ist sie nur eingleisig. Künftig soll sie zweigleisig und elektrifiziert werden. Auf zwei Dritteln der bisherigen Trasse wird sie neu gebaut, auf den anderen 30 Kilometern ausgebaut. 2,2 Milliarden Euro lautet die derzeitige Kostenprognose von DB-Seite für das Projekt.
Nicht nur Regional- und Fernzüge sollen die neue Trasse nutzen, sondern auch Güterzüge. 78 von ihnen könnten pro Tag durch die Region rattern. Frau Funk macht das Angst.
"Sie werden einmal die Züge nicht tragen wollen und fliegen können die Dinger auch nicht."
Nicht nur Regional- und Fernzüge sollen die neue Trasse nutzen, sondern auch Güterzüge. 78 von ihnen könnten pro Tag durch die Region rattern. Frau Funk macht das Angst.
"Sie werden einmal die Züge nicht tragen wollen und fliegen können die Dinger auch nicht."
Die Frau in den 50ern wohnt in Sereetz und vermietet eine Ferienwohnung in Sierksdorf. Die Deutsche Bahn will Anrainerinnen wie sie besänftigen. Dafür reicht sie im Infomobil ein paar Kopfhörer und deutet auf einen Monitor, auf dem immer wieder Güterzüge durchs Bild rattern. Die Botschaft: Modernere Bremsen und Schallschutzwände werden die Waggons leiser machen. Außerdem ist geplant, dass die Bahntrasse an mehreren Stellen aus den Orten raus verlegt wird. Was allerdings auch die Konsequenz hat, dass Seebäder wie Timmendorfer Strand oder Haffkrug ihre bisherigen Haltepunkte verlieren und neue Bahnhöfe weiter draußen kriegen.
Doch nicht um die Anwohner muss die Deutsche Bahn buhlen. Auch um die Mitarbeiter in den Gemeinden. Zum Beispiel um Jürgen Zuch. Er leitet das Regionalmanagement Feste Fehmarnbelt- und Fehmarnsuntquerung für Fehmarn und Großenbrode. Beide Gemeinden liegen am Ende der neu geplanten Bahntrasse und bilden den ersten von insgesamt sechs Projektabschnitten. In den nächsten Wochen will die DB den Planfeststellungsentwurf für den Bauabschnitt beim Eisenbahnbundesamt einreichen. Die anderen Abschnitte sollen in den nächsten zwölf Monaten folgen. Jürgen Zuch sieht in der DB eher einen Gegner, denn einen Partner.
"Wir müssen immer die Forderungen stellen. Von sich aus wird uns nichts gegeben. Also, wir müssen uns selbst'n Kopf machen, uns fachlich und rechtlich erkundigen, wo hakt das Ganze und das müssen wir in die Verfahren einbringen."
Doch nicht um die Anwohner muss die Deutsche Bahn buhlen. Auch um die Mitarbeiter in den Gemeinden. Zum Beispiel um Jürgen Zuch. Er leitet das Regionalmanagement Feste Fehmarnbelt- und Fehmarnsuntquerung für Fehmarn und Großenbrode. Beide Gemeinden liegen am Ende der neu geplanten Bahntrasse und bilden den ersten von insgesamt sechs Projektabschnitten. In den nächsten Wochen will die DB den Planfeststellungsentwurf für den Bauabschnitt beim Eisenbahnbundesamt einreichen. Die anderen Abschnitte sollen in den nächsten zwölf Monaten folgen. Jürgen Zuch sieht in der DB eher einen Gegner, denn einen Partner.
"Wir müssen immer die Forderungen stellen. Von sich aus wird uns nichts gegeben. Also, wir müssen uns selbst'n Kopf machen, uns fachlich und rechtlich erkundigen, wo hakt das Ganze und das müssen wir in die Verfahren einbringen."
2021 könnten die Bauarbeiten für die neue Bahntrasse losgehen. Dann wird der Schienenverkehr zwischen Fehmarn und Neustadt über mehrere Jahre eingestellt. Das könne chaotisch werden, denn zeitgleich wird auch die Bundesstraße B 207 ausgebaut, warnt Zuch. Die Deutsche Bahn weist den Vorwurf der zurück, dass sie Bürger und Bürgermeister zu wenig informiere. Doch auch Uwe Brinkmann hat die Sorge, "dass die Deutsche Bahn immer nur scheibchenweise mit ihren Informationen herausrückt. Und hier würde ich mir eine Verbesserung wünschen."
Mehr über das Wie als über das Ob sprechen
Seit knapp zwei Jahren ist Uwe Brinkmann Bürgermeister von Bad Schwartau. Die 20.000-Einwohner-Stadt vor den Toren Lübecks wird besonders stark von der neuen Bahntrasse betroffen sein. Die Züge werden weiterhin mitten durch den Kurort fahren. Eine sechs Meter hohe Schallschutzwand mache da nur wenig Sinn, sagt der parteilose Bürgermeister. Er hofft auf eine Troglösung. Das würde bedeuten: Die Gleise werden um mehrere Meter tiefer verlegt, allerdings nicht vollständig überdeckelt. Die Kostenschätzungen gehen von 100 bis 250 Millionen Euro aus.
Droht hier und auf der gesamten neuen Trasse am Ende ein Schleswig-Holsteinisches Stuttgart 21? Kann man nicht ausschließen, sagt Brinkmann. Doch sieht er auch Chancen für die Region.
"Wenn man die europäische Idee, das Zusammenwachsen der Regionen vor Augen hat, die wirtschaftliche Prosperität und hier die Priorität setzt, dann ist das eine politische Entscheidung, zu sagen, die man getroffen hat mit dem Staatsvertrag, dieses Projekt anzugehen." Die Arbeit in den Gremien sei konstruktiver geworden, sagt Brinkmann. Früher sei vor allem über das Ob gesprochen worden. Nun gehe es um das Wie.
"Wenn man die europäische Idee, das Zusammenwachsen der Regionen vor Augen hat, die wirtschaftliche Prosperität und hier die Priorität setzt, dann ist das eine politische Entscheidung, zu sagen, die man getroffen hat mit dem Staatsvertrag, dieses Projekt anzugehen." Die Arbeit in den Gremien sei konstruktiver geworden, sagt Brinkmann. Früher sei vor allem über das Ob gesprochen worden. Nun gehe es um das Wie.