Und - wann haben Sie zuletzt über Serien geredet? Game of Thrones, Breaking Bad oder The Walking Dead sind heute, was früher nur "Wetten dass...?" war: soziale TV-Events mit Gesprächsstoff!
"Dass das Thema Serien als Smalltalkthema überall präsent ist seit ein paar Jahren, dass sich viele Leute darüber austauschen, das hat zugenommen. Aber eine wirkliche Plattform in Form eines Festivals hat gefehlt. Und du hast in Deutschland über 200 Filmfestivals, und jetzt reden alle über Serien - also wieso soll es kein Serienfestival geben?"
...haben sich Malko Solf und sein Kollege Christopher Büchele gedacht, jetzt sind sie selbst Organisatoren des Seriencamps, des, nun ja, selbst ernannten ersten internationalen Festivals für Serien und TV-Kultur in Deutschland, das in München stattfindet.
Büchele: "Wie schaffen wir es, unsere Wohnzimmercouch vors Kino zu bringen, am liebsten hätten wir tatsächlich Couches reingestellt."
Produktionen aus aller Welt werden gezeigt
Aber auch so wird es in den Sälen der Filmhochschule München sicher gemütlich und schon gar nicht langweilig. Das Programm gleicht einer Odyssee durch das endlose Meer von TV-Serien aller Art: Horror, History, Animation, Comedy oder Krimi; mal lustig, mal gruselig, mal fantastisch; von den USA über Großbritannien bis hin nach Skandinavien, Deutschland, Israel; manches brandneu, anderes schon ein bisschen älter.
Solf: "Von High-end-Serie bei HBO, Game of Thrones bis zur Crowd-webfinanzierten Low-Budget-Serie aus Skandinavien."
Eines der Highlights: der Fokus Israel mit den zwei israelischen Serien "Fauda" (deutsch "Chaos") und "Betulot" (deutsch "Sirenen"). Zweimal steht der Nahostkonflikt im Mittelpunkt, zweimal - und das macht die Serien so stark - wird ein komplexes Bild von Gewalt und Gegengewalt gezeigt.
In "Fauda" jagt eine israelische Spezialeinheit den Hamas-Kämpfer Abu Ahmed. Das ist Actionserie und Sozialstudie zugleich. Die US-Serie "Homeland" lässt grüßen.
Stichwort USA - natürlich dürfen die neusten Hits von jenseits des Atlantiks nicht fehlen. Zum Beispiel "Show Me A Hero", eine HBO-Produktion über den Aufstieg und Kampf des jungen New Yorker Bürgermeisters Nick Wasicsko. Fiction meets Doku.
Oder die TNT-Serie "Public Morals", ebenfalls in New York verortet, ein düsteres Good-Cop-Bad-Cop-Drama aus den 60ern.
Mit "The Last Panthers" ist eine europäische Gemeinschaftsproduktion dabei, die das Potenzial zur nächsten Kultserie hat. Drehorte in London, Marseille, Belgrad und Montenegro, ein Starcast um die oscar-nominierten Schauspieler John Hurt und Samantha Morton. Dazu ein abgründiger Plot über einen Diamantenraub. Die Gangsterjagd durch ganz Europa kann beginnen.
"Ein gutes Serienformat kann intellektuell ähnlich sättigen wie ein gutes Buch"
Wären Goethe und Schiller in der heutigen Zeit geboren, sie würden wohl Serien schreiben - und gucken - sind die Organisatoren überzeugt:
Büchele: "Dass der Serienkonsum ein Stück weit die Literatur ersetzt, weil ein gutes Serienformat intellektuell ähnlich sättigen kann wie ein gutes Buch. So wie der Film die Kurzgeschichte ist, ist die Serie der epische Roman, der über mehrere Bände geht."
Streamingdienste oder Pay-TV spielen dabei auch in Deutschland eine immer größere Rolle. Im Vergleich zu den USA ist der Zuschauermarkt noch ausbaufähig. Deswegen - das vielleicht der einzige Kritikpunkt - geht das Seriencamp zunächst nur über drei Tage. Noch kein gigantischer Blockbuster. Aber die Pilotserie ist jetzt sozusagen angelaufen:
"Ja ja, wir sehen uns als Auftaktstaffel heuer und würden gerne zweite Seasons, Spin-offs et cetera machen." (lachen)