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Fettschicht an Bauch und Hüfte
Wichtig für die Immunabwehr

Fettdepots an Bauch und Hüfte sind für die meisten Menschen vor allem ein Ärgernis. Dabei schützt die Fettschicht, die als Omentum bezeichnet wird, die inneren Organe nicht nur vor mechanischen Verletzungen, sondern spielt auch eine wichtige Rolle bei der lokalen Immunabwehr. Einige Fragen sind dabei aber noch offen.

Von Magdalena Schmude |
    Zwei Hände auf einem Bauch
    In der Bauchhöhle schützt eine flächige Fettschicht, das Omentum, die Leber, Magen und Bauchspeicheldrüse. (Imago)
    Das Omentum, die flächige Fettschicht, die Leber, Magen und Bauchspeicheldrüse bedeckt, wird auch als die "Polizei der Bauchhöhle" bezeichnet. Der Ausdruck geht auf einen britischen Chirurgen zurück, der Anfang des 20. Jahrhunderts beobachtet hatte, dass sich das Fettgewebe schützend um verletzte oder entzündete Organe in der Bauchhöhle legt. Heute weiß man, dass das Omentum auch eine Rolle bei der zellulären Immunabwehr spielt und Entzündungen im Bauch eindämmen kann. Doch für Troy Randall, dessen Forschungsgruppe an der Universität von Alabama sich seit einigen Jahren intensiv mit dem Omentum beschäftigt, ist es immer noch ein unterschätztes Organ.
    "Das Omentum ist in erster Linie ein Fettgewebe. Aber es ist auch aus immunologischer Sicht interessant. Besonders die Ansammlungen von Lymphocyten, also Immunzellen, die zwischen den Fettzellen eingebettet sind."
    Die Lymphocyten-Haufen entscheiden, ob eine Immunantwort nötig ist
    Diese Haufen von Immunzellen werden als Milky Spots, also milchige Flecken bezeichnet, weil sie sich mit ihrer weißen Farbe vom Gelb des umliegenden Fettgewebes abheben. Ähnlich wie die Lymphknoten am Hals die Lymphflüssigkeit filtern, filtern die Milky Spots die Peritoneal-Flüssigkeit, die den Raum zwischen den inneren Organen in der Bauchhöhle füllt.
    "Die Lymphocyten-Haufen sammeln Bakterien, Zellen oder Proteine aus der Bauchhöhle und entscheiden, ob deswegen eine Immunantwort nötig ist. Das Omentum leistet also eine Art Immunüberwachung für alles, was in der Bauchhöhle passiert."
    Da das Omentum in direktem Kontakt mit den inneren Organen steht, kann eine Immunreaktion, wenn sie nötig ist, dort besonders schnell ausgelöst werden. Dadurch werden Entzündungen eingedämmt, bevor sie sich ausbreiten, und zum Beispiel die Wundheilung nach einer Operation beschleunigt. Doch in einem Fall versagt die Immun-Kontrolle.
    "Wenn sich zum Beispiel ein Tumor an den Eierstöcken gebildet hat, von dem sich Krebszellen lösen, wandern die durch den Bauch und werden irgendwann vom Omentum rausgefiltert. Aber selbst wenn die Immunzellen in den Milky Spots erkennen, dass diese Zellen nicht normal sind, lösen sie keine Immunantwort aus, die dafür sorgt, dass die Zellen verschwinden. Stattdessen toleriert das Immunsystem die Krebszellen. Und das ist natürlich nicht die Reaktion, die man sich auf einen Tumor wünscht."
    Probleme Krebs zu erkennen
    Für das Immunsystem ist es generell nicht einfach, Krebszellen zu erkennen, weil sie aus körpereigenem Gewebe entstehen und nicht wie Eindringlinge aussehen. Doch wenn das Omentum keine Immunreaktion gegen die Tumorzellen auslöst, bleiben sie im Fettgewebe hängen und nisten sich ein.
    "Weil das Omentum hautsächlich aus Fettzellen besteht, bekommen die Krebszellen all die Energie aus dem Fett und das macht es noch schlimmer."
    Bei Eierstockkrebs bilden sich aggressive Metastasen besonders häufig im Omentum. Auch Magenkrebs streut im Bauchraum hauptsächlich in die Fettschicht. Um das zu verhindern, wollen die Forscher herausfinden, wie die Immuntoleranz in den Milky Spots entsteht und dann nach Möglichkeiten suchen, um sie aufzuheben. Einen Ansatz dazu erhoffen sie sich vom Magen, der ebenfalls eine Menge Fremdes toleriert.
    "Wir essen lauter fremde Dinge, Fleisch, Gemüse und so weiter, und dann leben noch all diese Bakterien im Magen, ohne dass es eine Immunreaktion darauf gibt. Tatsächlich ist ein großer Teil des Immunsystems damit beschäftigt, den Inhalt des Magens zu erkennen und Immuntoleranz dafür zu erzeugen. Deshalb glauben wir, dass das Omentum immunologisch irgendwie mit dem Magen verbunden ist. Und das versuchen wir gerade herauszufinden."