Seit Jahrhunderten beschäftigen die Drachen die Phantasie der Menschen. Große, mächtige, schöne Wesen, geflügelt, Feuer speiend.
Und natürlich sind sie auch aus der Literatur nicht mehr wegzudenken. Bei J.R.R. Tolkien will der Drache Smaug den kleinen Hobbit und alle Zwerge töten, Michael Ende Glücksdrache Fuchur hilft dem Helden, das Land Phantasien zu retten. Und seine Frau Mahlzahn verwandelt sich von einem finsteren, grauenvollen Drachen einen weisen, güldenen. In Cornelia Funkes Drachenreiter bleiben Drachen versteinert zurück, aber sie behalten noch einen Rest Leben in sich - genug um die Drachenphantasien zu speisen.
Christopher Paolinis, "Eragon" Bücher über die Freundschaft zwischen einem Drachen und einem Jungen, die gemeinsam für das Gute kämpfen sind Bestseller.
Mit Max Kruses "Urmel aus dem Eis" hatte ein kleines Drachen Saurierwesen die Herzen der Kinder erobert.
Die Faszination für Drachen hält an.
" Zweifellos ist kein anderes Tier dem mächtigen Drachen an Respekt einflössender Kraft und Majestät vergleichbar, "
schreibt der Drachenforscher Gildas Magnus 1465.
" Ich hatte immer schon eine große Faszination für Drachen und im Laufe der Jahre habe ich viel recherchiert. "
So Carole Wilkinson, australische Autorin.
" Drachen sind en sehr, sehr phantasievoll, das ist auch etwas, was eher wichtig ist für Kinder, sich ihre eigene Welt schaffen zu können. "
Sylvia Heinlein, Hamburger Kinderbuchautorin.
" Drachen sind wie Menschen. Es gibt gute und schlechte Drachen. In China gelten Drachen als Götter. Im England aber gab es einen Drachen, der alles Land versengen und Städte und Dörfer verwüsten wollte. "
Sherryl Jordan, neuseeländische Autorin.
Vier Autoren - vier Bücher über Drachen. Sehr unterschiedliche Drachen
" Ich hab auch eigentlich, als ich begonnen habe, Fantasyromane zu schreiben, immer gesagt, ich werde nie über Drachen schreiben, weil das ein fürchterliches Klischee ist. Das kommt gleich nach den Zwergen und den Elfen und den Hobbits usw. Aber als ich mich dann entschieden hab' über China zu schreiben, bin ich einfach gar nicht drumherum gekommen. "
Kai Meyer, Deutschlands auflagenstärkster Fantasyromanautor.
Vier Autoren - vier Bücher über Drachen. Sehr unterschiedliche Drachen
" Der Drache als Objekt der Sehnsucht "
Kai Meyer, der eigentlich nie einen Drachen zum Thema seiner Romane machen wollte, entführt seine Leser in seinem neuen Roman "Seide und Schwert" ins China des 18. Jahrhunderts. Die Mandschu-Eindringlinge haben das Reich der Han-Chinesen erobert. Sie sind grausam und ungebildet, sie verbreiten Angst und Schrecken. Aber es gibt Wesen, die vielleicht helfen könnten.
Der Drachenkönig des Südens, Yaozi, zieht die kleine Nugua auf. Fern von jeder menschlichen Behausung wächst sie auf, ein Menschenkind unter Drachen.
Das spitze Maul öffnete sich nur unmerklich, wenn er damit Worte formte. Seine Schuppen, jede so groß wie Nuguas Oberkörper, waren rostrot und bronzefarben: sie schimmerten im Dämmerlicht der Bergwälder wie ein Sonnenaufgang. Aus seiner Stirn wuchsen Hörner, geformt wie ein Hirschgeweih, und aus den Lefzen seines Drachenmauls schlängelten sich zwei baumlange goldenen Fühler wie Schnurrhaare, mit denen er Nugua manchmal anstupste, um ihr zu zeigen, wie gern er sie hatte.
Kai Meyer: " Der westliche Drache ist ja eigentlich eher ein bedrohliches Wesen, eine Kreatur die Schätze bewacht, die von Rittern erschlagen wird, die Dörfer verbrennt. Der chinesische Drache hingegen ist ein Wesen, das vor allen Dingen eine Verkörperung von Weisheit ist, von einer gewissen Göttlichkeit. Also ist es eine ganz andere Herangehensweise an diese Wesen als bei uns. "
Mit einem Schlag sind in "Seide und Schwert" alle Drachen verschwunden. Eines Tages ist Nugua aufgewacht und fand sich von der Drachenfamilie verlassen. Ohne ein Wort, ohne einen Hinweis. Kai Meyer gelingt das Kunststück, einen Roman über Drachen zu schreiben, in dem die Drachen schon nach drei Seiten verschwunden sind und bis zur letzten, 407siebten Seite nicht mehr auftauchen. Sie bleiben Objekte der Sehnsucht. Dennoch sind sie omnipräsent.
" Das ist eigentlich eine Entsprechung zur chinesischen Kultur, wo die Drachen ja auch omnipräsent sind. Man sieht ja überall Drachenbilder überall in China, die Drachen werden ja auch verehrt, zum Teil sogar auch vergöttert. Das Element des Drachens ist in China schon sehr, sehr präsent, ohne das die Leute permanent darüber reden oder an die körperliche Existenz von Drachen glauben. Aber sie sind schon immer da. Und das ist etwas, was ich versucht habe, ansatzweise umzusetzen. "
Drachen bestimmen die Gedanken und die Taten der Protagonisten. Ihretwegen stürzen sich die Meyerschen Helden in tollkühne Abenteuer und blutige Schlachten. Nugua will die Drachen suchen. Sie trifft auf Menschen, die dasselbe wollen. Da ist der junge Niccolo vom Volk der hohen Lüfte, der den Atem der Drachen fangen möchte. Nur wenn er den Atem findet, wird sein Volk weiterhin auf einer Wolke schweben und überleben können.
Sie stoßen auf einen Mann im Drachenkostüm.
Der Taomeister Li schließt sich den dreien an. Er ist einer der acht Unsterblichen, Bindeglied zwischen Menschen und den Göttern. Er zitiert taoistische Weisheiten. Die fliegende Schwertkriegerin Wisperwind rettet den Kindern Niccolo und Nugua mehr als einmal das Leben. Niccolo verliebt sich in eine andere Kämpferin, das bildschöne Mondkind.
Jede Person hat ein Geheimnis, das sie sorgsam vor den anderen zu verbergen sucht.
" Das macht ja auch die Figurenkonstellation interessant, auch die Art und Weise wie die Figuren zusammenkommen, wie sie aufeinander reagieren, wie sie mit dem Wunsch der anderen umgehen, die Drachen zu finden. Das schafft zum einen Gemeinsamkeit, zum andern natürlich auch Konflikte und Geschichten, speisen sich natürlich auch aus Konflikten zwischen Charakteren. "
Meyers chinesische Drachen sind edel, schön und sehr weise. Sie leben tausende von Jahren, sie bringen den Menschen den warmen Sommerregen und sie werden verehrt. Sie sind heilig und unantastbar. Sie können gefährlich werden und wirken bedrohlich mit ihren Leibern wie Festungen, ihren Zähnen wie messerscharfe Türme. Wer könnte es wagen, es mit ihnen aufzunehmen?
" Der klassische chinesische Drache, ein weiser Philosoph "
Carole Wilkinson legt den zweiten Band ihrer Drachen Trilogie vor " Im Garten des Purpurdrachen". Der kleine Kai ist der letzte Drache. Er lebt gefährlich. Drachenjäger trachten ihm nach dem Leben, der Kaiser will mit seiner Hilfe die Unsterblichkeit erlangen. So mancher, der sich als Freund ausgibt, entpuppt sich als selbstsüchtiger, gieriger Feind. Die kleine Ping kümmert sich aufopfernd um Kai. Sie ist die Drachenhüterin.
Ping hatte ihre Beziehung zu dem kleinen Drachen als eine einseitige Angelegenheit wahrgenommen. Sie musste die ganze Arbeit tun und bekam nichts zurück. Erst jetzt erkannte sie die Wahrheit. Kai gab ihrem Leben einen Sinn.
Kai ist der Sohn des weisen und gütigen Danzi, den Ping im ersten Band der Wilkinsonschen Trilogie durch ganz China begleitet hat, bis er zur Insel der Seeligen flog.
" Ich hatte seit langem eine Faszination für Drachen und habe viel darüber geforscht. Ich konnte einfach nicht aufhören damit, hatte Akten über Akten voll mit Informationen über Drachen, chinesische und westliche Drachen. Und ich glaubte, es war einfach Zeit mit diesem Wissen etwas anzufangen. Ich lernte ein wenig chinesisch, fuhr ein paar Mal nach China und schließlich beschloss ich, eine Phantasiegeschichte über einen chinesischen Drachen zu schreiben, sie aber in einem historisch realen Szenario anzusiedeln. Ich habe das also historisch so korrekt gemacht wie irgendwie möglich. "
Der Garten des Purpurgarten spielt im 2- Jahrhundert vor Christus. Wilkinson zeigt die damaligen Lebensumstände ungeschönt: die Allmacht des Kaisers, das mühsame Leben der Bauern. Ihre Angst vor der Obrigkeit, vor dem Kaiser und seinen Ministern. Kaiser Liu Che, der im Roman eine wichtige Rolle spielt, gilt als einer der wichtigsten chinesischen Kaiser.
Allerdings ist er nicht so sehr als gütiger, weiser Philosoph in die Annalen der Geschichte eingegangen, sondern als militärischer Stratege, unter dessen Herrschaft China expandierte. Liu Che hat China geeint - auch und vor allem mit dem Schwert.
Vor diesem ganz realen Hintergrund spielt Carol Wilkinsons Phantasiegeschichte. Aber nicht nur mit der chinesischen Geschichte ist Carol Wilkinson vertraut, sondern auch mit der chinesischen Philosophie. Der alte Drache Danzi zitierte die Weisheiten des Tao de King, an die sich Ping erinnert, wenn sie nicht mehr weiter weiß.
Eine tausend Meilen weite Reise beginnt mit einem einzelnen Schritt", sagte Danzi. Zum ersten Mal spürte Ping kein Bedauern, dass sie aus Huangling weggegangen war.
Kai und Danzi sind ganz klassische chinesische Drachen. Für Carol Wilkinson haben Drachen in China symbolischen Charakter, stehen für Weisheit und langes Leben:
" Ich glaube, sie sind das bedeutendste Symbol, das die Chinesen haben. Es ist doch auffällig, dass während der Kulturrevolution, als man versucht hat, all die alten Dinge loszuwerden, alles "alte" Denken und "alte" Sitten, dass die Drachen niemals vergessen wurden. Der Drache war und ist immer ein Symbol. Man sieht ihn immer noch auf Teepacken oder Restauranttüren. Das muss etwas sein, das tief im chinesischen Unterbewusstsein steckt. "
Der blutrünstige Drache, der in der Tradition des Nibelungendrachen steht
In Sherryl Jordans Roman " Jing-Wei und der letzte Drache" hat es ein junges chinesisches Mädchen nach England verschlagen. Einst war sie eine hochgeborene vornehme Dame mit gebundenen Füssen, jetzt wird sie auf Jahrmärkten als Missgeburt zur Schau gestellt. Alles ist anders als in ihrer Heimat. Die geflügelten Wesen, die in ihrer Heimat weise und gütig sind, sind im Westen blutrünstig und grausam. Der letzte Drache, der in England lebt, hat keine aufopferungsvolle Drachenhüterin. Die braucht er auch nicht. Er brennt Dörfer nieder und bringt Tod und Verderben.
Justin verliert bei in einer solchen Feuerhölle seine Familie, sein Dorf, alles, was er besitzt. Er schließt sich einer Gauklertruppe an. Dort haust in einem Käfig Jing-Wei. Justin fasst Zuneigung zu ihr, befreit sie eines Tages und flieht mit ihr zur alten Lan, einer weisen Frau aus China, die alle im Dorf für eine Hexe halten. Sie kennt ein Mittel gegen Justins Hoffnungslosigkeit, seine Depressionen. Er soll seine Familie rächen. Er soll den letzten Drachen töten und Jing-Wei soll ihm dabei helfen. Justin ist alles andere als begeistert:
Ich sehe es genau vor mir, ein Feuerdrachen, der vor einem Dorftrottel erschlagen wird, der nicht einmal eine Scheune aus zwanzig Metern Entfernung trifft, und ein verkrüppeltes Mädchen! Und was sollen wir danach unternehmen? Vielleicht Schottland erobern?
Lan verfügt neben Heilpflanzen, die Jing-Weis Füße wiederherstellen auch über das Schießpulver, das die Chinesen lange schon kennen, dass in England aber noch völlig unbekannt ist. Damit und mit Hilfe eines Lenkdrachen - auch so etwas kennt noch niemand in Europa - soll der Drache aus seiner Höhle gelockt werden. Jing-Wei ist nicht ganz wohl dabei, erinnert sie sich doch an die so ganz anderen Drachen in ihrer Heimat China.
Einen heimischen Drachen präsentiert Sherryl Jordan, einen, der in der Tradition des Nibelungendrachen steht. Und ein England, das rückständig ist, indem Justin seine Geschichte noch von einem Mönch mit Gänsekiel aufschreiben lassen muss, während man in China doch schon die Buchdruckkunst kennt.
Justin ist kein Held. Er schlottert vor Angst und will mehr als einmal den Rückzug antreten. Er schimpft mit Jing-Wei.
Du raubst mir noch den Verstand, und dann bin ich nicht nur ein Schwächling, sondern auch ein Irrer! Für einen Ritter, der einen Drachen töten will, wäre das kein geeigneter Zustand.
Justin behält seinen Verstand, tötet den Drachen - und schweigt darüber, glauben würde ihm ohnehin niemand. Nur die Mönche kennen sich aus.
" Jing-Wei und der letzte Drache" ist die Geschichte zweier Jugendlicher, die über die Drachenjagd erwachsen werden. Eine Geschichte von schrecklichen Ungeheuern, grausamen Menschen, magischen Schwertern - und eine Geschichte über die Macht und die Kraft der Liebe.
Der Drache als schöner Traum, als Identifikationsfigur
Weder einen östlichen noch einen westlichen, überhaupt keinen Drachen aus Fleisch und Blut beschreibt Sylvia Heinlein in ihrem Roman "Drachenmädchen". Jannes Eltern haben viel zu tun und vergessen ihre Tochter schon einmal, weil sie zu lange arbeiten oder weil sie auf dem Flohmarkt noch alte Bekannte getroffen haben. Janne träumt davon, eine andere zu sein, so wie das, sagt Sylvia Heinlein, viele kleine Mädchen tun.
" Im Alter von acht bis zwölf, da sind ja ganz viele Mädchen auf der Suche nach einer Identität. Diese Identität wird ganz oft gegeben durch solche Prinzessinnengeschichten. "
Aber Janne möchte - anders als ihre Klassenkameradinnen - keine rosa gekleidete Prinzessin mit Krönchen sein, sonder lieber ein veritabler Drache. Damit kennt sie sich aus: mit chinesischen Jungdrache aus den Bergen, mit blauen Wasserdrachen, die in unterirdischen Höhlen hocken, mit schneeweißen Klirrdrachen vom Nordpol. Drachen sind edel und gut und sie lieben Gedichte. Ihr Geheimnis teilt sie nur mit einer neu hinzugezogenen Freundin.
Sprecherin:
"Man kann nicht einfach so ein Drache sein". sagte Janne zögernd. "Das geht nur, wenn man sich auch wirklich wie einer fühlt. Wenn man gern allein ist. Und man muss vergesslich sein und Schätze sammeln und Gedichte schreiben."
Sylvia Heinlein: " Drachen sind ganz tolle Geschöpfe und haben ein paar Charaktereigenschaften, die ich ganz toll finde. Zum einen sind Drachen vergesslich, eine Eigenschaft, die sehr, sehr viele Kinder in diesem vorpubertären Alter ja haben und die ihnen oft ganz dramatisch zu schaffen macht. Dann sind Drachen sehr, sehr phantasievoll, das ist auch etwas, was ehr wichtig ist für Kinder, sich ihre eigene Welt schaffen zu können. "
" Drachen dichten sehr gerne, aber vollkommen unverständliche Gedichte, als Drache ist man vollkommen frei in Sprache und Duktus. Drachen horten Schätze, alles was glitzert, wird bewacht. Und Drachen sind sehr gerne allein. Sie haben kein Problem damit, sich zurückzuziehen in ihre Höhle, auf ihren Schätzen zu sitzen ein bisschen vor sich hinzuträumen und ansonsten die Welt die Welt sein lassen. Das bot mir eine Projektionsfläche für jedes Mädchen, das sich ansatzweise 'mal allein fühlt und in eine Welt flieht, in der das alles ganz richtig ist. "
Und dann werden die Mädchen zu Drachen, werden mutig und selbstbewusst und lassen sich nichts mehr sagen von großen Brüdern, raufenden Klassenkameraden und zickigen Mitschülerinnen.
Bei Sylvia Henlein sind die Drachen Zufluchtsort für eine Träumerin, die sich in ein Fabeltier verwandelt und dadurch mutig und stark wird.
" Ich habe sehr deutlich beschreiben, wie die Hauptfigur verschiedene Rollen annimmt. Das ist auch gedacht als ein kleiner, kurzer Entwicklungsroman. Das sind Mädchen, die suchen nach einer Identität. Sie landen alle bei irgendeiner Art von Prinzessin und manchen von diesen Mädchen merken ganz schnell, dass das nichts für sie ist, dass sie eigentlich eher Raubritterinnen sind. Aber als Raubritterin ist man schon sehr, sehr allein, Raubritterinnen gibt es nicht so viele. Und dann muss man sich, wie die Hauptfigur in meinem Buch, überlegen, was bleibt mir jetzt noch. Wenn ich keine zarte Prinzessin bin, die um einen Prinzen buhlt, und wenn ich keine wilde Raubritterin bin, die allein durch die Welt zieht, um Feinde zu besiegen, was könnte ich dann sein? Und dann ist vielleicht ein Drache, dem es gestattet ist, allein zu sein, vor sich hin zu sinnen, ein bisschen melancholisch die Welt zu betrachten, ist dann vielleicht das Richtige. "
Sylvia Heinleins Roman Drachenmädchen Roman ist eine Ode an die Phantasie, in der aus einem kleinen Mädchen ein riesiger Drache wird. Und mit Hilfe dieser Phantasie entwickelt sich Janne zu einer Persönlichkeit. Denn letztlich, ob östlich, westlich, gütig, blutrünstig, weise oder rachsüchtig oder als Sinnbild einer vorpubertären Identitätssuche, letztlich kommen die Drachen genau daher: aus der Phantasie.
Wer sich auf eine Reise zu den Drachen begibt, sollte das nicht tun, ohne ein besonders prächtiges Buch mit zunehmen. Ein Buch eines gewissen Dr. Ernest Drake, der sein Leben den Drachen gewidmet hat. "Expedition in die geheime Welt der Drachen" heißt dieses wunderschöne, aufwendig ausgestattetes Buch.
Zweifellos ist kein anderes Tier dem mächtigen Drachen an Respekt einflössender Kraft und Majestät vergleichbar,
schreibt der Drachenforscher Gildas Magnus 1465, den Dr. Drake zitiert. Seine Drachenfibel "Expedition in die geheime Welt der Drachen" enthält viele Zeichnungen von verschiedenen Drachenarten und aufklappbare Schautafeln, ganz so als handele es sich um ein wissenschaftliches Kompendium über ein real existierendes Tier - geschrieben von einem realen Drachenforscher.
Dr. Drake beschäftigt sich mit dem Verhalten, den Ernährungsgewohnheiten, dem Lebenszyklus der Drachen, erklärt, wie sie Feuer speien, wie und wo man sie finden und wie man mit ihnen kommunizieren kann. Drake zeigt uns sein drachenkundliches Labor und erklärt die Unterschiede von östlichen, westlichen und australischen Drachen. Letztere sind Beuteltiere.
"Expedition in die geheime Welt der Drachen" ist ein absolutes Muss für jeden Drachenfreund. Da kann man abgestoßene Drachenhaut berühren, naturkundliche Studien zur Biologie und Physiologie der Drachen betreiben. Man lernt, wie man Drachenstaub richtig anwendet - man kann ihn wie Reis oder Konfetti auf einer Hochzeit ausstreuen.
Aber Dr. Drake warnt. Trotz der intensiven Lektüre werden nur ganz wenige Leser Meister der Drachenkunde werden. Es sind die, die sich in den Augen der Drachen spiegeln können. Ihre Aufgabe ist es, die letzten verbleibenden Drachen zu schützen.
Und schließlich hat der wunderbare Dr. Drake auch noch eine ganz einfache Erklärung dafür, dass westliche und östliche Drachen so verschieden sind.
Interessanterweise werden westliche Drachen in Sagen als blutrünstige Ungeheuer dargestellt, während die östlichen Drachen größtenteils als Freunde und Wohltäter der Menschen gelten. Der Grund dafür dürfte in der Geschichte der Beziehungen zwischen Menschen und Drachen liegen. Manche waren einfach bessere Nachbarn als andere.
Und natürlich sind sie auch aus der Literatur nicht mehr wegzudenken. Bei J.R.R. Tolkien will der Drache Smaug den kleinen Hobbit und alle Zwerge töten, Michael Ende Glücksdrache Fuchur hilft dem Helden, das Land Phantasien zu retten. Und seine Frau Mahlzahn verwandelt sich von einem finsteren, grauenvollen Drachen einen weisen, güldenen. In Cornelia Funkes Drachenreiter bleiben Drachen versteinert zurück, aber sie behalten noch einen Rest Leben in sich - genug um die Drachenphantasien zu speisen.
Christopher Paolinis, "Eragon" Bücher über die Freundschaft zwischen einem Drachen und einem Jungen, die gemeinsam für das Gute kämpfen sind Bestseller.
Mit Max Kruses "Urmel aus dem Eis" hatte ein kleines Drachen Saurierwesen die Herzen der Kinder erobert.
Die Faszination für Drachen hält an.
" Zweifellos ist kein anderes Tier dem mächtigen Drachen an Respekt einflössender Kraft und Majestät vergleichbar, "
schreibt der Drachenforscher Gildas Magnus 1465.
" Ich hatte immer schon eine große Faszination für Drachen und im Laufe der Jahre habe ich viel recherchiert. "
So Carole Wilkinson, australische Autorin.
" Drachen sind en sehr, sehr phantasievoll, das ist auch etwas, was eher wichtig ist für Kinder, sich ihre eigene Welt schaffen zu können. "
Sylvia Heinlein, Hamburger Kinderbuchautorin.
" Drachen sind wie Menschen. Es gibt gute und schlechte Drachen. In China gelten Drachen als Götter. Im England aber gab es einen Drachen, der alles Land versengen und Städte und Dörfer verwüsten wollte. "
Sherryl Jordan, neuseeländische Autorin.
Vier Autoren - vier Bücher über Drachen. Sehr unterschiedliche Drachen
" Ich hab auch eigentlich, als ich begonnen habe, Fantasyromane zu schreiben, immer gesagt, ich werde nie über Drachen schreiben, weil das ein fürchterliches Klischee ist. Das kommt gleich nach den Zwergen und den Elfen und den Hobbits usw. Aber als ich mich dann entschieden hab' über China zu schreiben, bin ich einfach gar nicht drumherum gekommen. "
Kai Meyer, Deutschlands auflagenstärkster Fantasyromanautor.
Vier Autoren - vier Bücher über Drachen. Sehr unterschiedliche Drachen
" Der Drache als Objekt der Sehnsucht "
Kai Meyer, der eigentlich nie einen Drachen zum Thema seiner Romane machen wollte, entführt seine Leser in seinem neuen Roman "Seide und Schwert" ins China des 18. Jahrhunderts. Die Mandschu-Eindringlinge haben das Reich der Han-Chinesen erobert. Sie sind grausam und ungebildet, sie verbreiten Angst und Schrecken. Aber es gibt Wesen, die vielleicht helfen könnten.
Der Drachenkönig des Südens, Yaozi, zieht die kleine Nugua auf. Fern von jeder menschlichen Behausung wächst sie auf, ein Menschenkind unter Drachen.
Das spitze Maul öffnete sich nur unmerklich, wenn er damit Worte formte. Seine Schuppen, jede so groß wie Nuguas Oberkörper, waren rostrot und bronzefarben: sie schimmerten im Dämmerlicht der Bergwälder wie ein Sonnenaufgang. Aus seiner Stirn wuchsen Hörner, geformt wie ein Hirschgeweih, und aus den Lefzen seines Drachenmauls schlängelten sich zwei baumlange goldenen Fühler wie Schnurrhaare, mit denen er Nugua manchmal anstupste, um ihr zu zeigen, wie gern er sie hatte.
Kai Meyer: " Der westliche Drache ist ja eigentlich eher ein bedrohliches Wesen, eine Kreatur die Schätze bewacht, die von Rittern erschlagen wird, die Dörfer verbrennt. Der chinesische Drache hingegen ist ein Wesen, das vor allen Dingen eine Verkörperung von Weisheit ist, von einer gewissen Göttlichkeit. Also ist es eine ganz andere Herangehensweise an diese Wesen als bei uns. "
Mit einem Schlag sind in "Seide und Schwert" alle Drachen verschwunden. Eines Tages ist Nugua aufgewacht und fand sich von der Drachenfamilie verlassen. Ohne ein Wort, ohne einen Hinweis. Kai Meyer gelingt das Kunststück, einen Roman über Drachen zu schreiben, in dem die Drachen schon nach drei Seiten verschwunden sind und bis zur letzten, 407siebten Seite nicht mehr auftauchen. Sie bleiben Objekte der Sehnsucht. Dennoch sind sie omnipräsent.
" Das ist eigentlich eine Entsprechung zur chinesischen Kultur, wo die Drachen ja auch omnipräsent sind. Man sieht ja überall Drachenbilder überall in China, die Drachen werden ja auch verehrt, zum Teil sogar auch vergöttert. Das Element des Drachens ist in China schon sehr, sehr präsent, ohne das die Leute permanent darüber reden oder an die körperliche Existenz von Drachen glauben. Aber sie sind schon immer da. Und das ist etwas, was ich versucht habe, ansatzweise umzusetzen. "
Drachen bestimmen die Gedanken und die Taten der Protagonisten. Ihretwegen stürzen sich die Meyerschen Helden in tollkühne Abenteuer und blutige Schlachten. Nugua will die Drachen suchen. Sie trifft auf Menschen, die dasselbe wollen. Da ist der junge Niccolo vom Volk der hohen Lüfte, der den Atem der Drachen fangen möchte. Nur wenn er den Atem findet, wird sein Volk weiterhin auf einer Wolke schweben und überleben können.
Sie stoßen auf einen Mann im Drachenkostüm.
Der Taomeister Li schließt sich den dreien an. Er ist einer der acht Unsterblichen, Bindeglied zwischen Menschen und den Göttern. Er zitiert taoistische Weisheiten. Die fliegende Schwertkriegerin Wisperwind rettet den Kindern Niccolo und Nugua mehr als einmal das Leben. Niccolo verliebt sich in eine andere Kämpferin, das bildschöne Mondkind.
Jede Person hat ein Geheimnis, das sie sorgsam vor den anderen zu verbergen sucht.
" Das macht ja auch die Figurenkonstellation interessant, auch die Art und Weise wie die Figuren zusammenkommen, wie sie aufeinander reagieren, wie sie mit dem Wunsch der anderen umgehen, die Drachen zu finden. Das schafft zum einen Gemeinsamkeit, zum andern natürlich auch Konflikte und Geschichten, speisen sich natürlich auch aus Konflikten zwischen Charakteren. "
Meyers chinesische Drachen sind edel, schön und sehr weise. Sie leben tausende von Jahren, sie bringen den Menschen den warmen Sommerregen und sie werden verehrt. Sie sind heilig und unantastbar. Sie können gefährlich werden und wirken bedrohlich mit ihren Leibern wie Festungen, ihren Zähnen wie messerscharfe Türme. Wer könnte es wagen, es mit ihnen aufzunehmen?
" Der klassische chinesische Drache, ein weiser Philosoph "
Carole Wilkinson legt den zweiten Band ihrer Drachen Trilogie vor " Im Garten des Purpurdrachen". Der kleine Kai ist der letzte Drache. Er lebt gefährlich. Drachenjäger trachten ihm nach dem Leben, der Kaiser will mit seiner Hilfe die Unsterblichkeit erlangen. So mancher, der sich als Freund ausgibt, entpuppt sich als selbstsüchtiger, gieriger Feind. Die kleine Ping kümmert sich aufopfernd um Kai. Sie ist die Drachenhüterin.
Ping hatte ihre Beziehung zu dem kleinen Drachen als eine einseitige Angelegenheit wahrgenommen. Sie musste die ganze Arbeit tun und bekam nichts zurück. Erst jetzt erkannte sie die Wahrheit. Kai gab ihrem Leben einen Sinn.
Kai ist der Sohn des weisen und gütigen Danzi, den Ping im ersten Band der Wilkinsonschen Trilogie durch ganz China begleitet hat, bis er zur Insel der Seeligen flog.
" Ich hatte seit langem eine Faszination für Drachen und habe viel darüber geforscht. Ich konnte einfach nicht aufhören damit, hatte Akten über Akten voll mit Informationen über Drachen, chinesische und westliche Drachen. Und ich glaubte, es war einfach Zeit mit diesem Wissen etwas anzufangen. Ich lernte ein wenig chinesisch, fuhr ein paar Mal nach China und schließlich beschloss ich, eine Phantasiegeschichte über einen chinesischen Drachen zu schreiben, sie aber in einem historisch realen Szenario anzusiedeln. Ich habe das also historisch so korrekt gemacht wie irgendwie möglich. "
Der Garten des Purpurgarten spielt im 2- Jahrhundert vor Christus. Wilkinson zeigt die damaligen Lebensumstände ungeschönt: die Allmacht des Kaisers, das mühsame Leben der Bauern. Ihre Angst vor der Obrigkeit, vor dem Kaiser und seinen Ministern. Kaiser Liu Che, der im Roman eine wichtige Rolle spielt, gilt als einer der wichtigsten chinesischen Kaiser.
Allerdings ist er nicht so sehr als gütiger, weiser Philosoph in die Annalen der Geschichte eingegangen, sondern als militärischer Stratege, unter dessen Herrschaft China expandierte. Liu Che hat China geeint - auch und vor allem mit dem Schwert.
Vor diesem ganz realen Hintergrund spielt Carol Wilkinsons Phantasiegeschichte. Aber nicht nur mit der chinesischen Geschichte ist Carol Wilkinson vertraut, sondern auch mit der chinesischen Philosophie. Der alte Drache Danzi zitierte die Weisheiten des Tao de King, an die sich Ping erinnert, wenn sie nicht mehr weiter weiß.
Eine tausend Meilen weite Reise beginnt mit einem einzelnen Schritt", sagte Danzi. Zum ersten Mal spürte Ping kein Bedauern, dass sie aus Huangling weggegangen war.
Kai und Danzi sind ganz klassische chinesische Drachen. Für Carol Wilkinson haben Drachen in China symbolischen Charakter, stehen für Weisheit und langes Leben:
" Ich glaube, sie sind das bedeutendste Symbol, das die Chinesen haben. Es ist doch auffällig, dass während der Kulturrevolution, als man versucht hat, all die alten Dinge loszuwerden, alles "alte" Denken und "alte" Sitten, dass die Drachen niemals vergessen wurden. Der Drache war und ist immer ein Symbol. Man sieht ihn immer noch auf Teepacken oder Restauranttüren. Das muss etwas sein, das tief im chinesischen Unterbewusstsein steckt. "
Der blutrünstige Drache, der in der Tradition des Nibelungendrachen steht
In Sherryl Jordans Roman " Jing-Wei und der letzte Drache" hat es ein junges chinesisches Mädchen nach England verschlagen. Einst war sie eine hochgeborene vornehme Dame mit gebundenen Füssen, jetzt wird sie auf Jahrmärkten als Missgeburt zur Schau gestellt. Alles ist anders als in ihrer Heimat. Die geflügelten Wesen, die in ihrer Heimat weise und gütig sind, sind im Westen blutrünstig und grausam. Der letzte Drache, der in England lebt, hat keine aufopferungsvolle Drachenhüterin. Die braucht er auch nicht. Er brennt Dörfer nieder und bringt Tod und Verderben.
Justin verliert bei in einer solchen Feuerhölle seine Familie, sein Dorf, alles, was er besitzt. Er schließt sich einer Gauklertruppe an. Dort haust in einem Käfig Jing-Wei. Justin fasst Zuneigung zu ihr, befreit sie eines Tages und flieht mit ihr zur alten Lan, einer weisen Frau aus China, die alle im Dorf für eine Hexe halten. Sie kennt ein Mittel gegen Justins Hoffnungslosigkeit, seine Depressionen. Er soll seine Familie rächen. Er soll den letzten Drachen töten und Jing-Wei soll ihm dabei helfen. Justin ist alles andere als begeistert:
Ich sehe es genau vor mir, ein Feuerdrachen, der vor einem Dorftrottel erschlagen wird, der nicht einmal eine Scheune aus zwanzig Metern Entfernung trifft, und ein verkrüppeltes Mädchen! Und was sollen wir danach unternehmen? Vielleicht Schottland erobern?
Lan verfügt neben Heilpflanzen, die Jing-Weis Füße wiederherstellen auch über das Schießpulver, das die Chinesen lange schon kennen, dass in England aber noch völlig unbekannt ist. Damit und mit Hilfe eines Lenkdrachen - auch so etwas kennt noch niemand in Europa - soll der Drache aus seiner Höhle gelockt werden. Jing-Wei ist nicht ganz wohl dabei, erinnert sie sich doch an die so ganz anderen Drachen in ihrer Heimat China.
Einen heimischen Drachen präsentiert Sherryl Jordan, einen, der in der Tradition des Nibelungendrachen steht. Und ein England, das rückständig ist, indem Justin seine Geschichte noch von einem Mönch mit Gänsekiel aufschreiben lassen muss, während man in China doch schon die Buchdruckkunst kennt.
Justin ist kein Held. Er schlottert vor Angst und will mehr als einmal den Rückzug antreten. Er schimpft mit Jing-Wei.
Du raubst mir noch den Verstand, und dann bin ich nicht nur ein Schwächling, sondern auch ein Irrer! Für einen Ritter, der einen Drachen töten will, wäre das kein geeigneter Zustand.
Justin behält seinen Verstand, tötet den Drachen - und schweigt darüber, glauben würde ihm ohnehin niemand. Nur die Mönche kennen sich aus.
" Jing-Wei und der letzte Drache" ist die Geschichte zweier Jugendlicher, die über die Drachenjagd erwachsen werden. Eine Geschichte von schrecklichen Ungeheuern, grausamen Menschen, magischen Schwertern - und eine Geschichte über die Macht und die Kraft der Liebe.
Der Drache als schöner Traum, als Identifikationsfigur
Weder einen östlichen noch einen westlichen, überhaupt keinen Drachen aus Fleisch und Blut beschreibt Sylvia Heinlein in ihrem Roman "Drachenmädchen". Jannes Eltern haben viel zu tun und vergessen ihre Tochter schon einmal, weil sie zu lange arbeiten oder weil sie auf dem Flohmarkt noch alte Bekannte getroffen haben. Janne träumt davon, eine andere zu sein, so wie das, sagt Sylvia Heinlein, viele kleine Mädchen tun.
" Im Alter von acht bis zwölf, da sind ja ganz viele Mädchen auf der Suche nach einer Identität. Diese Identität wird ganz oft gegeben durch solche Prinzessinnengeschichten. "
Aber Janne möchte - anders als ihre Klassenkameradinnen - keine rosa gekleidete Prinzessin mit Krönchen sein, sonder lieber ein veritabler Drache. Damit kennt sie sich aus: mit chinesischen Jungdrache aus den Bergen, mit blauen Wasserdrachen, die in unterirdischen Höhlen hocken, mit schneeweißen Klirrdrachen vom Nordpol. Drachen sind edel und gut und sie lieben Gedichte. Ihr Geheimnis teilt sie nur mit einer neu hinzugezogenen Freundin.
Sprecherin:
"Man kann nicht einfach so ein Drache sein". sagte Janne zögernd. "Das geht nur, wenn man sich auch wirklich wie einer fühlt. Wenn man gern allein ist. Und man muss vergesslich sein und Schätze sammeln und Gedichte schreiben."
Sylvia Heinlein: " Drachen sind ganz tolle Geschöpfe und haben ein paar Charaktereigenschaften, die ich ganz toll finde. Zum einen sind Drachen vergesslich, eine Eigenschaft, die sehr, sehr viele Kinder in diesem vorpubertären Alter ja haben und die ihnen oft ganz dramatisch zu schaffen macht. Dann sind Drachen sehr, sehr phantasievoll, das ist auch etwas, was ehr wichtig ist für Kinder, sich ihre eigene Welt schaffen zu können. "
" Drachen dichten sehr gerne, aber vollkommen unverständliche Gedichte, als Drache ist man vollkommen frei in Sprache und Duktus. Drachen horten Schätze, alles was glitzert, wird bewacht. Und Drachen sind sehr gerne allein. Sie haben kein Problem damit, sich zurückzuziehen in ihre Höhle, auf ihren Schätzen zu sitzen ein bisschen vor sich hinzuträumen und ansonsten die Welt die Welt sein lassen. Das bot mir eine Projektionsfläche für jedes Mädchen, das sich ansatzweise 'mal allein fühlt und in eine Welt flieht, in der das alles ganz richtig ist. "
Und dann werden die Mädchen zu Drachen, werden mutig und selbstbewusst und lassen sich nichts mehr sagen von großen Brüdern, raufenden Klassenkameraden und zickigen Mitschülerinnen.
Bei Sylvia Henlein sind die Drachen Zufluchtsort für eine Träumerin, die sich in ein Fabeltier verwandelt und dadurch mutig und stark wird.
" Ich habe sehr deutlich beschreiben, wie die Hauptfigur verschiedene Rollen annimmt. Das ist auch gedacht als ein kleiner, kurzer Entwicklungsroman. Das sind Mädchen, die suchen nach einer Identität. Sie landen alle bei irgendeiner Art von Prinzessin und manchen von diesen Mädchen merken ganz schnell, dass das nichts für sie ist, dass sie eigentlich eher Raubritterinnen sind. Aber als Raubritterin ist man schon sehr, sehr allein, Raubritterinnen gibt es nicht so viele. Und dann muss man sich, wie die Hauptfigur in meinem Buch, überlegen, was bleibt mir jetzt noch. Wenn ich keine zarte Prinzessin bin, die um einen Prinzen buhlt, und wenn ich keine wilde Raubritterin bin, die allein durch die Welt zieht, um Feinde zu besiegen, was könnte ich dann sein? Und dann ist vielleicht ein Drache, dem es gestattet ist, allein zu sein, vor sich hin zu sinnen, ein bisschen melancholisch die Welt zu betrachten, ist dann vielleicht das Richtige. "
Sylvia Heinleins Roman Drachenmädchen Roman ist eine Ode an die Phantasie, in der aus einem kleinen Mädchen ein riesiger Drache wird. Und mit Hilfe dieser Phantasie entwickelt sich Janne zu einer Persönlichkeit. Denn letztlich, ob östlich, westlich, gütig, blutrünstig, weise oder rachsüchtig oder als Sinnbild einer vorpubertären Identitätssuche, letztlich kommen die Drachen genau daher: aus der Phantasie.
Wer sich auf eine Reise zu den Drachen begibt, sollte das nicht tun, ohne ein besonders prächtiges Buch mit zunehmen. Ein Buch eines gewissen Dr. Ernest Drake, der sein Leben den Drachen gewidmet hat. "Expedition in die geheime Welt der Drachen" heißt dieses wunderschöne, aufwendig ausgestattetes Buch.
Zweifellos ist kein anderes Tier dem mächtigen Drachen an Respekt einflössender Kraft und Majestät vergleichbar,
schreibt der Drachenforscher Gildas Magnus 1465, den Dr. Drake zitiert. Seine Drachenfibel "Expedition in die geheime Welt der Drachen" enthält viele Zeichnungen von verschiedenen Drachenarten und aufklappbare Schautafeln, ganz so als handele es sich um ein wissenschaftliches Kompendium über ein real existierendes Tier - geschrieben von einem realen Drachenforscher.
Dr. Drake beschäftigt sich mit dem Verhalten, den Ernährungsgewohnheiten, dem Lebenszyklus der Drachen, erklärt, wie sie Feuer speien, wie und wo man sie finden und wie man mit ihnen kommunizieren kann. Drake zeigt uns sein drachenkundliches Labor und erklärt die Unterschiede von östlichen, westlichen und australischen Drachen. Letztere sind Beuteltiere.
"Expedition in die geheime Welt der Drachen" ist ein absolutes Muss für jeden Drachenfreund. Da kann man abgestoßene Drachenhaut berühren, naturkundliche Studien zur Biologie und Physiologie der Drachen betreiben. Man lernt, wie man Drachenstaub richtig anwendet - man kann ihn wie Reis oder Konfetti auf einer Hochzeit ausstreuen.
Aber Dr. Drake warnt. Trotz der intensiven Lektüre werden nur ganz wenige Leser Meister der Drachenkunde werden. Es sind die, die sich in den Augen der Drachen spiegeln können. Ihre Aufgabe ist es, die letzten verbleibenden Drachen zu schützen.
Und schließlich hat der wunderbare Dr. Drake auch noch eine ganz einfache Erklärung dafür, dass westliche und östliche Drachen so verschieden sind.
Interessanterweise werden westliche Drachen in Sagen als blutrünstige Ungeheuer dargestellt, während die östlichen Drachen größtenteils als Freunde und Wohltäter der Menschen gelten. Der Grund dafür dürfte in der Geschichte der Beziehungen zwischen Menschen und Drachen liegen. Manche waren einfach bessere Nachbarn als andere.
Bücherliste
Expedition in die geheime Welt der Drachen.
ArsEdition. 2005 32 S. mit verschiedenen Effekten & Briefchen. 24.90 Euro .
Als Hörbuch. Hörverlag. Verschiedene Sprecher. 2006.1 CD 19.95 Euro
Das geheime Handbuch der Drachenkunde.
ArsEdtion. 2006. 80 Seiten mit Stickern & Briefchen 14.90 Euro
Cornelia Funke: Drachenreiter. Ungekürzte Lesung.
Gelesen von Rainer Strecker. 2006. 12 CDs. GoyaLit. 44.95 Euro
Sylvia Heinlein: Drachenmädchen.
Carlsen Verlag. 2006. 116 Seiten . 7.90 Euro
Sherryl Jordan: Jing-Wei und der letzte Drache.
Aus dem Englischen von Cornelia Stoll. 2005. Sauerländer 224 S. 14.90 Euro
Kai Meyer: Seide und Schwert.
Löwe. 2006. 407 Seiten. 16.90 Euro
Als Hörbuch: 6 CD' s gelesen von A. Fröhlich 2006. Hörcompany. 22.95Euro
Christopher Paolini : Eragon. Das Vermächtnis der Drachenreiter.
Aus dem Amerikanischen von Joannis Stefanidis. 608 Seiten. 2004. Cbj . 19.90 Euro
oder als Taschenbuch 2006. cbt. 736 Seiten. 9.95 Euro
Als Hörbuch. Ungekürzte Lesung. Gesprochen von Andreas Fröhlich. 17 Audio-CDs. 2005.
Random house audio. 39.50 Euro
Christopher Paolini: Eragon - Der Auftrag des Ältesten.
Aus dem Amerikanischen von Joannis Stefanidis. 800 Seiten. 2005. Cbj. 19,90 Euro.
Als Taschenbuch 2007. 800 S. 12 Euro. cbt
Als Hörbuch. Ungekürzte Lesung. Gesprochen von Andreas Fröhlich. 22 Audio-CDs.
Random house audio. 2006. 49.95 Euro
Carole Wilkinson: Im Garten des Purpurdrachen.2006.
Aus dem Englischen von Peter Knecht . Dressler. 320 Seiten. 13.90 Euro
Carole Wilkinson: Hüterin des Drachen. 2005.
Aus dem Englischen von Peter Knecht . Dressler. 320 Seiten. 13,90 Euro
J.R.R. Tolkin: The Hobbit.
Der Hörverlag. 1994.4 CDs 24.95 Euro
Urmel aus dem Eis.
Hörbuch. 1969. Lighthouse. 2 CDs. 9.99Euro
ArsEdition. 2005 32 S. mit verschiedenen Effekten & Briefchen. 24.90 Euro .
Als Hörbuch. Hörverlag. Verschiedene Sprecher. 2006.1 CD 19.95 Euro
Das geheime Handbuch der Drachenkunde.
ArsEdtion. 2006. 80 Seiten mit Stickern & Briefchen 14.90 Euro
Cornelia Funke: Drachenreiter. Ungekürzte Lesung.
Gelesen von Rainer Strecker. 2006. 12 CDs. GoyaLit. 44.95 Euro
Sylvia Heinlein: Drachenmädchen.
Carlsen Verlag. 2006. 116 Seiten . 7.90 Euro
Sherryl Jordan: Jing-Wei und der letzte Drache.
Aus dem Englischen von Cornelia Stoll. 2005. Sauerländer 224 S. 14.90 Euro
Kai Meyer: Seide und Schwert.
Löwe. 2006. 407 Seiten. 16.90 Euro
Als Hörbuch: 6 CD' s gelesen von A. Fröhlich 2006. Hörcompany. 22.95Euro
Christopher Paolini : Eragon. Das Vermächtnis der Drachenreiter.
Aus dem Amerikanischen von Joannis Stefanidis. 608 Seiten. 2004. Cbj . 19.90 Euro
oder als Taschenbuch 2006. cbt. 736 Seiten. 9.95 Euro
Als Hörbuch. Ungekürzte Lesung. Gesprochen von Andreas Fröhlich. 17 Audio-CDs. 2005.
Random house audio. 39.50 Euro
Christopher Paolini: Eragon - Der Auftrag des Ältesten.
Aus dem Amerikanischen von Joannis Stefanidis. 800 Seiten. 2005. Cbj. 19,90 Euro.
Als Taschenbuch 2007. 800 S. 12 Euro. cbt
Als Hörbuch. Ungekürzte Lesung. Gesprochen von Andreas Fröhlich. 22 Audio-CDs.
Random house audio. 2006. 49.95 Euro
Carole Wilkinson: Im Garten des Purpurdrachen.2006.
Aus dem Englischen von Peter Knecht . Dressler. 320 Seiten. 13.90 Euro
Carole Wilkinson: Hüterin des Drachen. 2005.
Aus dem Englischen von Peter Knecht . Dressler. 320 Seiten. 13,90 Euro
J.R.R. Tolkin: The Hobbit.
Der Hörverlag. 1994.4 CDs 24.95 Euro
Urmel aus dem Eis.
Hörbuch. 1969. Lighthouse. 2 CDs. 9.99Euro