Der Acht-Punkte-Plan sieht vor, einen Integritätscheck für alle Mitglieder des Exekutivkomitees einzuführen, eine Amtszeitbeschränkung, die Direktwahl der Exekutivmitglieder durch den Kongress, die Veröffentlichung der Einzelsaläre des FIFA-Präsidenten, des Generalsekretärs und der Exekutivmitglieder, zusätzlich eine Revision des Auswahlverfahrens für die WM-Austragungsorte sowie klare und separate Organisationsstrukturen, etwa einen FIFA Aufsichtsrat.
Außerdem fordert Scala unabhängige Mitglieder des Exekutivkomitees, die neuen Wind in das verstaubte Gremium bringen könnten sowie einen Bürokratieabau durch eine Reduktion der Zahl der ständigen Kommissionen. Soweit so gut. Doch schon auf den zweiten Blick wird klar, dass es etliche Fußangeln gibt, die das angestrebte Ziel von mehr Transparenz und verbesserter Kontrolle bereits im Ansatz unterminieren. Denn die Exekutivmitglieder sollen zwar nicht mehr wie bisher einfach von den Konföderationen entsandt, sondern vom Kongress direkt gewählt werden, doch behalten die Konföderationen ein Vorschlagsrecht.
Das eröffnet neuen Manipulationen, Gschaftlhuberei und Korruption Tür und Tor. Bei der Veröffentlichung der finanziellen Entschädigung der Top FIFA-Funktionäre steckt der Teufel ebenfalls im Detail. Denn die Topshots kassieren mehrfach. Und die FIFA kann nur jene Summen nennen, die aus den FIFA-Töpfen kommen. Was so nebenbei läuft, soll wie bisher unterm Tisch bleiben.
Noch etwas macht stutzig. Chefkontrolleur Scala hat seinen Acht-Punkte-Plan jetzt präsentiert, hat aber keinerlei Entscheidungskompetenz, die liegt ganz beim Exekutivkomitee. Hinzu kommt: parallel arbeitet auch der Vorsitzende der FIFA-Reformkommission Francois Carrard an eigenen Vorschlägen. Nimmt man noch die Reformbemühungen der Ethikkommission hinzu, sind hier parallele Strukturen errichtet worden, die für mehr Verwirrung als Klarheit sorgen. Denn erstens wussten die Beteiligten nichts voneinander, zweitens sollen sie unabhängig voneinander arbeiten und drittens verstehen selbst die Akteure nicht so ganz, was hinter dieser Reformwut eigentlich steckt. Druck machen oder doch nur Nebelkerzen? Der Reformprozess sei wichtig für die FIFA und müsse Teil einer umfassenden öffentlichen Debatte über die Gesamtreformvorschläge werden, betonte Chefkontrolleur Scala heute, er setzt auf mehr Demokratie und mehr Gewaltenteilung.
Die Maßnahmen seien notwendig, um die FIFA wieder auf den Pfad der Integrität und Glaubwürdigkeit zurückzuführen. Ob dies geschieht, steht aber auf einem anderen Blatt. Denn die Reformen müssen von den Mitgliedern des Exekutivkomitees genehmigt werden, also von jenem Gremium, das sich bisher strikt geweigert hat, etwa einer Amtszeitbeschränkung und Offenlegung der Kompensationszahlungen zuzustimmen.