Mehr Transparenz, endlich umgesetzte Reformen, aber kein völlig neuer Weltverband. Darin sind sich die Präsidentschaftskandidaten Jerome Champagne aus Frankreich und David Nakhid aus Trinidad und Tobago einig. Die Zerschlagung des bisherigen Weltverbands sei nicht der richtige Weg, bekräftigte Nakhid bei der Sportkonferenz "Play the game" im dänischen Aarhus: "Ich rufe nicht nach der kompletten Ablösung der FIFA. Ich glaube die FIFA ist eine Organisation, die wieder glaubwürdig werden kann."
Dafür braucht es aber Reformen, da sind sich beide Kandidaten einig. Der Franzose Jerome Champagne, lange Jahre selbst Berater im Weltverband, will die guten Seiten der FIFA behalten und hat zugleich eine lange Reformliste: "Wir müssen die Führung verbessern, das Management, die Administration. Wir müssen Entwicklungsprogramme verstärken. Wir brauchen bessere ethische Standards, wir haben eine Menge Dinge zu tun."
Ob dazu auch eine Neuvergabe der von Korruption umwitterten und international höchst umstrittenen kommenden Weltmeisterschaften in Russland und Katar gehört, darauf wollten sich beide Kandidaten nicht festlegen. Unter bestimmten Voraussetzungen sei das möglich. Gleichzeitig sei es aber auch wichtig, dass es eine WM in der arabischen Welt gebe, so Champagne. Gesprächsthema an diesem Abend neben den Programmen der beiden anwesenden Kandidaten natürlich auch die in letzter Sekunde eingereichte Kandidatur von UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino. Jesper Möller, Präsident des Dänischen Fußball-Verbands DBU zeigte sich erleichtert: "Ich bin auch glücklich mit Herrn Infantino. Ich kenne ihn. Ich denke, es ist OK. Aber ich bin wirklich glücklich über diesen Plan B, weil es sehr wichtig ist, dass auch die UEFA einen Kandidaten hat als eine der großen Konföderationen, komme, was wolle."
Dass mit der Kandidatur Infantinos aber das endgültige Ende des zurzeit suspendierten und ebenfalls kandidierenden Michel Platini gekommen sei, wollte DBU-Präsident Möller nicht bestätigen. "Michel soll einen fairen Prozess bekommen. Wir warten auf die Entscheidung des CAS oder der Spruchkammer, die über die Suspendierung entscheidet. Natürlich warten wir darauf."
Wichtig ist Möller auch, dass der FIFA-Kongress am 26. Februar nicht nur eine Wahlveranstaltung wird, sondern gleichzeitig auch ein wirklicher Reformkongress. Protagonisten werden aber in jedem Fall die Kandidaten für die Nachfolge Sepp Blatters sein, so wie David Nakhid, der die Sache mit viel Selbstbewusstsein angeht. "Ich werde die FIFA zur Entwicklung und Reform bringen, sodass die globale Fußball-Familie zusammenkommt und wieder glücklich mit der FIFA ist."
Ob die Fußball-Familie mit der FIFA wieder glücklich werden kann, dazu kann vielleicht der 26. Februar Aufschluss geben. Der Wahlkampf hat in jedem Fall begonnen.