In der Nacht vor der FIFA-Präsidentenwahl scheint der Kandidat Salman al Chalifa alle Trümpfe in der Hand zu Halten. Nach einem Tag, an dem alle Kandidaten in ihren schwarzen Limousinen quer durch Zürich rasten von Hotel zu Hotel, dorthin wo die Kontinentalverbände noch einmal getagt haben. Verfolgt von einem Pulk von Journalisten, aber keine Zeit für längere Statements: Europas Kandidat Gianni Infantino. Nur so viel: Er sei sehr zuversichtlich
"Are you confident, Mister Infatino?"
"Very confident."
"How many votes will you get?"
"Enough".
"Very confident."
"How many votes will you get?"
"Enough".
Genug Stimmen werde er bekommen, glaubt der UEFA-Generalsekretär siegesgewiss noch am Vormittag. Also mindestens 104 der 207 stimmberechtigten Verbände.
Die UEFA steht fest zu Infantino
Doch keine zwei Stunden später sickern die ersten Hiobsbotschaften für den Schweizer durch. Die erhoffte Wahlempfehlung des Nord-und-Mittelamerika-Verbandes Concacaf pro Infantino blieb aus. Der Verband ist offenbar gespalten und auch in Südamerika gehen einzelne Länder von der Fahne. Einzig die UEFA steht fest zu ihrem Generalsekretär, so wie Deutschlands FIFA-Exko-Mitglied Wolfgang Niersbach.
"Ich rechne ganz klar mit einem Zweikampf zwischen Gianni Infantino und Sheikh Salman und hoffe, dass Gianni Infantino der Sieger sein wird, weil ich ihn wirklich für den besseren Kandidaten halte."
Doch die besseren Karten scheint Salman zu haben. Trotz der Warnungen zahlreicher Menschenrechtsorganisationen. Noch immer ist die Rolle des bahreinschen Scheichs bei der Niederschlagung des arabischen Frühlings in seiner Heimat ungeklärt. Dass Salman auch vor den UEFA-Delegierten dazu keine Stellung nahm - ein großes Ärgernis für DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball.
"Was also von vielen national wie international anerkannten Organisationen permanent behauptet und vorgetragen wird: Dass er sich dazu nicht geäußert hat, das ist für mich enttäuschend."
Droht ein weiterer Imageschaden?
Es ist so sicher wie das nächste Tor von Messi: Bei einer Wahl Salmans droht der FIFA in vielen Teilen der Welt ein weiterer Imageschaden. Dabei ging eines fast unter an diesem Tag: Offenbar steht die Dreiviertel-Mehrheit für das FIFA-Reformpaket sicher, und das, so Niersbach sei das Wichtigste:
"Also wenn das Reformpaket nicht angenommen würde, was ich nicht glaube, dann ist eigentlich egal, wer neuer Präsident wird: Der hätte dann einen Scherbenhaufen vor sich. Das muss morgen gelingen."
Aber zumindest diesen Schuss scheinen die Fußballfunktionäre gehört zu haben.