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FIFA-Ermittlungen
"Selbstreinigungsprozess hat nicht stattgefunden"

Amerika schreitet in den Ermittlungen gegen die FIFA voran. Aber auch in Europa wird jetzt härter durchgegriffen, erklärt FIFA-Experte Thomas Kistner.

Thomas Kistner im Gespräch mit Klaas Reese |
    Logo der FIFA vor dunklem Himmel
    FIFA-Zentrale in Zürich (FABRICE COFFRINI / AFP)
    Die Amerikaner hätten die Netzwerke der korrupten Funktionäre und ihrer Helfershelfer durchdrungen und sher geschickt auch schon für künftige Verfahren vorgearbeitet. So seien während des Prozesses immer wieder Hinweise auf die möglicherweise erkaufte WM-Vergabe für Katar präsentiert worden. Die amerikanische Ermittler hätten sehr gute Arbeit geleistet.
    Entschlossene Ermittlungen auch in Europa
    Die Schweizer Bundesanwälte seien sicherlich nicht so aggressive wie die amerikanischen Ermittler, hätten allerdings einen großen Standtortvorteil. Die schweizer Behörden hätten dirketen Zugang zu den Geldflüssen über die Banken des Landes. Auch die Amerikaner dürften sich auf diesem Weg mit Informationen versorgt haben.
    In Frankreich seien sehr entschlossene Sonderstaatsanwälte engagiert. Sie würden gegen den IOC als auch gegen Michel Platini, dessen Sohn Laurent und Nicolas Sarkozy in Bezug auf die WM-Vergabe an Katar ermitteln.
    UEFA-Präsident Michel Platini
    UEFA-Präsident Michel Platini (Sergey Guneev/dpa)
    Auch in Spanien würde gegen die zentralen Figuren Sandro Rossel und Ángel María Villar Llona ermittelt. "Nur in Deutschland ist der Fußball so heilig, dass selbst in der Korruptionsaffäre um das Sommermärchen nur mal das Finanzamt ein wenig dran durfte", meint der Sportjournalist.
    Insgesamt sei die Zusammenarbeit der verschiedenen Länder bei den Ermittlungen sehr unterschiedlich und sehr ausbauungsfähig.
    Kein Selbstreinigungsprozess
    "Im Kern hat ein Selbstreinigungsprozesse nicht stattgefunden", so Thomas Kistner. Im Sport seien zu viele dubiose Personen zugange: "Wie sollen die sich selbst reinigen?"
    Putin (re.) hält eine goldene Trophäe, Infantino kommt von links auf ihn zu. Vor der Bühne stehen Zuschauer.
    Fifa-Präsident Gianni Infantino (li.) und Russlands Präsident Putin mit der Trophäe für die Fußball-WM 2018. (AFP/Mladen ANTONOV)
    Der Berichts des Europorats enttarne sehr schonungslos die "Schaufensterübung" der FIFA in Bezug auf ihre Reformation und habe die Einführung einer unabhängigen Aufsichtsstelle zur Folge. Der Europarat sähe dort hohen Handlungsbedarf.
    FIFA-Präsident Gianni Infantino habe in der Fußballwelt nur noch wenige Unterstützer und brauche Russland für seine Wiederwahl 2020. Aus diesem Grunde sei die FIFA auch so zahm, wenn es um Konsequenzen gegen Vitaly Mutko gehe.
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