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FIFA-Präsident
Katar soll Infantino und Schweizer Bundesanwalt abgehört haben

Katarische Spione sollen ein Geheimtreffen zwischen FIFA-Präsident Gianni Infantino und dem Ex-Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber bespitzelt haben. Besitzt das Emirat damit kompromittierendes Material um den FIFA-Boss unter Druck zu setzen?

Thomas Kistner im Gespräch mit Matthias Friebe |
FIFA-Präsident Gianni Infantino
FIFA-Präsident Gianni Infantino kann sich an das besagte Treffen mit Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber gar nicht mehr erinnern. (dpa / picture alliance / Aaron Chown)
Ein Geheimtreffen zwischen FIFA-Präsident Gianni Infantino und dem ehemaligen Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber im Juni 2017 ist nach Berichten der Schweizer Zeitung "NZZ am Sonntag" von katarischen Behörden abgehört worden. Die Zeitung stützt sich dabei unter anderem auf offizielle Dokumente, die der NZZ vorliegen. Das Treffen stieg im Sitzungszimmer Nr. 3 des Berner Hotels Schweizerhof. Das Hotel gehört kurioserweise seit 2009 dem Staat Katar. Die katarische Botschaft befand sich auf dem gleichen Korridor in demselben Hotel.

Katar hatte berechtigte Sorge die WM zu verlieren

Katar sei in Sorge gewesen, die Fußball-WM 2022 wegen Korruptionsvorwürfen und Menschenrechtsverletzungen wieder zu verlieren, sagte Thomas Kistner, FIFA-Kenner der Süddeutschen Zeitung im Dlf. Bereits seit 2011 soll die US-amerikanische Spionagefirma "Global Risk Advisors", als Agent im Auftrag Katars unterwegs gewesen sein, um Kritiker und Gegner der Wüsten-WM, die Gastgeber Katar hätten gefährlich werden können, zu beschatten.
"Damit wäre Katar noch bis heute in Besitz von Informationen, mit denen Druck auf Infantino und Lauber ausgeübt werden kann", sagte Kistner.
Auch wenn die WM in Katar mittlerweile Geschichte ist, könnte der Fall aber immer noch zum Problem für Gianni Infantino werden. Infantino könne vorgeworfen werden, berichtete der SZ-Journalist, dass er versucht habe, die Justiz im eigenen Interesse zu beeinflussen.

Erpressungsmaterial gegen Lauber und Infantino

Das Treffen ist vor allem deswegen brisant, weil sowohl Lauber als auch Infantino später angaben, sich nicht mehr an die Zusammenkunft erinnern zu können und der inzwischen beurlaubte Schweizer Bundesanwalt gleichzeitig zu der Zeit diverse Verfahren gegen FIFA-Funktionäre geführt hat. Eine Aufzeichnung des Treffens hätte dazu genutzt werden können, um Lauber zu erpressen. Als die informellen Treffen zwischen Lauber und Infantino später bekannt wurden, wurde Lauber bei FIFA-Verfahren wegen Befangenheit aus dem Verkehr gezogen.
Aber auch Infantino hätte in seiner Funktion als FIFA-Präsident von dem kleinen Wüstenstaat erpresst worden sein können, sollten bei dem Treffen mit dem Bundesanwalt strafbare Dinge besprochen worden sein. Als FIFA-Chef traf der Sportfunktionär zahlreiche Entscheidungen, die im Sinne Katars waren.
Bis heute ermitteln zwei Sonderstaatsanwälte wegen der Zusammenkunft noch gegen Lauber und Infantino.