Nach Massenpanik mit 130 Toten
Infantino: Indonesien soll Gastgeber der U20-WM bleiben

Ein Polizeieinsatz mit Tränengas löste in einem Fußballstadion in Indonesien eine Massenpanik aus, mehr als 130 Menschen starben - nun besuchte FIFA-Präsident Gianni Infantino das Land und traf sich unter anderem mit Indonesiens Präsident Joko Widodo.

Von Jennifer Johnston | 18.10.2022
FIFA-Präsident Gianni Infantino (r.) mit Indonesiens Präsident Joko Widodo am 18. Oktober 2022.
FIFA-Präsident Gianni Infantino (r.) mit Indonesiens Präsident Joko Widodo. (IMAGO / Xinhua / IMAGO / Zulkarnain)
Sie wollen Optimismus verbreiten, der FIFA-Präsident Gianni Infantino und Indonesiens Präsident Joko Widodo. Strahlend tauschen sie Geschenke aus - einen FIFA-Wimpel, einen WM-Fußball und am Ende noch ein rotes Trikot für Widodo. Trotz der Massenpanik in einem Stadion mit mehr als 130 Toten soll Indonesien wie geplant die FIFA U20-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr ausrichten.

FIFA will Experten nach Indonesien schicken

Dafür brauche man zehn hochmoderne Stadien und optimale Betriebsabläufe, betonte FIFA-Präsident Gianni Infantino in Jakarta. "Wir werden uns gemeinsam mit der Regierung um die Infrastruktur kümmern, denn ein Teil der Vorfälle, die passieren können, hängt natürlich mit dem Zustand der Infrastruktur zusammen", sagte Infantino. "Wir werden also unsere Experten mitbringen, wir werden helfen und investieren und wir werden dafür sorgen, dass Indonesien auf der globalen Fußballbühne glänzt." 
So soll das Stadion, in dem vor rund drei Wochen die Katastrophe passiert ist, abgerissen und nach FIFA-Standards wiederaufgebaut werden. Infantino und Widodo haben zudem vereinbart, die Sicherheit in den bestehenden Stadien des Landes zu verbessern, so der indonesische Präsident auf einer Pressekonferenz: "Die FIFA wird dafür ein Büro in Indonesien haben, bis alle Fortschritte erreicht sind.“
Das Ziel des FIFA Büros vor Ort sei, den Fußball des Landes zu reformieren und umzugestalten, so Infantino. Indonesien habe mehr als 100 Millionen Fußballfans und diese hätten ein Recht auf Sicherheit.

Einsatz von Tränengas führte zu Massenpanik mit 130 Toten

Im einem Stadion der Stadt Malang war es Anfang Oktober nach dem Erstligaspiel zwischen Arema FC und Persebaya FC zu einer Massenpanik gekommen. Fans der Heimmannschaft waren nach Spielende auf das Feld gestürmt. Die Polizei ging gewaltsam und mit Tränengas gegen die Menge vor. Tausende versuchten gleichzeitig die Notausgänge zu erreichen. Mehr als 130 Menschen - darunter rund 40 Kinder - starben. Hunderte Zuschauer wurden verletzt.
Ermittlungen haben inzwischen ergeben, dass der Einsatz des Tränengases durch die Polizei der Grund für die Massenpanik war. "Die Nationale Forschungs- und Innovationsbehörde untersucht noch immer die Schädlichkeit des verwendeten Tränengases. Aber was auch immer das Ergebnis sein mag, es kann nicht die Tatsache entkräften, dass die zahlreichen Todesfälle hauptsächlich durch das Tränengas verursacht wurden", so der Sicherheitsminister des Landes vor rund einer Woche bei der Vorstellung des Berichts einer unabhängigen Untersuchungskommission.
Die indonesische Polizei soll daher ihr Standard-Vorgehen an die Richtlinien der FIFA anpassen. Diese verbietet den Einsatz von Tränengas in Fußballstadien. Bisher wurden sechs Menschen wegen krimineller Fahrlässigkeit angeklagt.

Ausgänge verschlossen, Videos gelöscht

Weitere Gründe für eine der weltweit schlimmsten Stadionkatastrophen seien verschlossene Ausgänge gewesen. Und das Drängen der Ligaleitung, das Spiel nachts auszutragen, um bessere Einschaltquoten für einen lokalen Fernsehsender zu erzielen. Dabei hatte die Polizei vorher darum gebeten, das Spiel tagsüber auszutragen.
Das Untersuchungsteam habe zudem festgestellt, dass mehr als drei Stunden Material von der Videoüberwachung etwa eine Stunde nach dem Spiel gelöscht wurde.