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FIFA
Infantino muss Fakten liefern

Die Summe ist gewaltig, die Auswirkungen wären enorm: 25 Milliarden Dollar für eine reformierte Klub-WM und eine globale Nations League. FIFA-Präsident Gianni Infantino hat ein mysteriöses Milliarden-Angebot auf dem Tisch liegen. Doch dieses Projekt wird scharf kritisiert.

Von Thomas Kistner |
    FIFA-Präsident Gianni Infantino auf einer Pressekonferenz vor der Auslosung der Gruppen für den Confederations Cup 2017.
    Gianni Infantino hat noch nicht alle Details des Milliardendeals inklusive der Rechte-Verkäufe auf den Tisch gelegt. (dpa / Christian Charisius)
    Gianni Infantino treibt den Weltfußball in die Zerreißprobe. Der Fifa-Präsident hält an seinen Plänen für neue Turnierformate fest, für die anonyme Investoren aus dem arabisch-asiatischen Raum 25 Milliarden Dollar bezahlen wollen: Eine reformierte Klub-WM und eine globale Nations League. Dieses Projekt wird scharf kritisiert, seit ein internes Arbeitspapier Infantinos mit den Investoren vorliegt. Es zeigt, dass die Turniere gar nicht der Kern des Deals sind, sondern die Gründung einer Firma geplant ist, in die alle Digital- und sonstige Rechte der Fifa fließen sollen, auch die der Fußball-WM ab 2026. Insbesondere die Europäische Fußball-Union stemmt sich gegen diese Pläne. Sie fordert den Fifa-Boss auf, alle Details des Milliardendeals inklusive der Rechte-Verkäufe auf den Tisch zu legen. Das hat Infantino bisher nicht getan.
    Klinkenputzen bei den kleinen Verbänden
    Stattdessen umgarnt er nun die 211 Nationalverbände einzeln. Bei einem Fußballgipfel in Katar von Dienstag bis Donnerstag sollten insgesamt 52 Delegationen vorwiegend aus Zwergstaaten über konkret vorgegebene Einzelheiten der neuen Turnierformate abstimmen, über Termine und Teilnehmerzahlen – aber nicht über die Schlüsselfrage, ob diese Turniere überhaupt gewünscht sind. Die neun geladenen Vertreter aus Europa verweigerten die Abstimmung in Doha und stellten sich hinter die Position der Uefa-Führung.
    DFB will alle Details
    Der Deutsche Fußballbund wirft Infantino mit Rückendeckung der Uefa jetzt sogar unsaubere Praktiken vor. Es sei "unseriös, nationale Verbände ganz allgemein abstimmen zu lassen, ob sie für oder gegen eine Klub-WM oder die Global Nations League sind", erklärte er am Freitag. Der DFB, der erst beim neunten und letzten Fifa-Gipfel am 23. Januar in Rom befragt werden soll, will sich dann "auf keinen Fall an einer Abstimmung beteiligen". Stattdessen erwarte der DFB, dass die Fifa spätestens dann "alle Hintergrundinformationen zu den beiden Wettbewerben auf den Tisch" legt. Damit wird der Riss zwischen Europa und der Fifa immer tiefer. Ohne den europäischen Fußball kann die Fifa nirgendwo Milliardenverträge abschließen.