Jetzt liegen erstmals klare Dokumente zum Milliarden-Deal vor. Ein "fact sheet", ein sogenanntes Arbeitspapier, erstellt mit den darin als "Konsortium" firmierenden Investoren. Daraus geht hervor: Es geht um weit mehr als eine globale Nations League und eine erweiterte Klub-WM. Im Raum steht ein Ausverkauf fast aller relevanten FIFA-Rechte.
Bei den möglichen Investoren handelt es sich um die Investmentfirmen "SB Investment Advisers Limited" sowie um die in London ansässige "Centricus Partners LP". Beide Beraterfirmen pflegen enge Drähte zum japanischen SoftBank-Konzern und zu Anlegern in Saudi-Arabien. Das gemeinsame Arbeitspapier entwirft die Schaffung einer gemeinsamen Firma namens "Fifa Digital Corporation" (FDC), an der die FIFA aber nur 51 Prozent halten soll. Und das, obwohl es in der neuen FDC um weit mehr als um zwei neue Turnierformate gehen soll:
Verkauf fast aller Rechte
Geplant wird der Verkauf fast sämtlicher Digital- und Archiv-Rechte, Filme und Videos, Satelliten- und Netzübertragungen, Merchandising und Spielrechte, jede Produktion in High Definition und 3-D-Format, Computerspiele, sowie - wörtlich - "jedes andere Format, das noch weltweit entwickelt wird". Sogar Zugriffsrechte an zukünftigen Fußball-Weltmeisterschaften ab 2026 mit einbezogen. Infantino selbst ist als Aufsichtsrats-Chef des Konsortiums vorgesehen.
Was den Vorgang brisant macht und die Bedeutung dieser diskreten Verhandlungen entlarvt: Sie waren schon Ende März so weit gediehen, dass die hauseigenen FIFA-Justiziare mit der Prüfung der Vereinbarungen beauftragt wurden. Den Vorstand des Verbandes, das Council, informierte Infantino zu diesem Zeitpunkt jedoch nur über die geplanten neuen beziehungsweise erweiterten Wettbewerbe - und warb damit um Zustimmung zu dem 25-Milliarden-Dollar-Deal.
FIFA erklärt Dokumente für "veraltet"
Die Bewertung der Justiziare fiel später vernichtend aus: Sie warnten vor Ausverkäufen und rieten dringend dazu, das Geschäft mit den Investoren allein auf die Turnierformate Klub-WM und Nations League zu beschränken. Ein stiller Ausverkauf der FIFA-Rechte könnte erklären, warum Infantino das Projekt seit Anbeginn als Geheimoperation betreibt.
Auch am Donnerstag, bei der ersten Sitzung einer eigens gegründeten Taskforce, die sich mit dem Geschäft befasst, wurde nicht über die brisanten Inhalte gesprochen. Konkreten Fragen nach dem Rechte-Ausverkauf und den Investoren wich die FIFA aus. Sie erklärt das Papier schlicht für "veraltet", es sei nur eines von Hunderten, die zum Thema in Umlauf seien. Mit dieser Aussage könnte sich die Schlinge um Infantino weiter zu ziehen, der seit Wochen von einer Affäre in die nächste taumelt.