Als Begründung soll den Council-Mitgliedern erzählt worden sein, die beiden Ethiker hätten sich nicht zur Wiederwahl angemeldet. Das erweist sich schon deshalb als inszeniert, weil Eckert und Borbely seit Monaten ihre Bereitschaft zum Weitermachen öffentlich erklären. Sie haben zudem die erforderlichen Integritätschecks beim FIFA-Governance-Komitee absolviert und Selbsterklärungen abgegeben. Auch hatten sie ihre Absicht bei FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura gemeldet.
Eckert und Borbely standen ganz oben auf Infantinos Abschussliste. Sie hatten mit der Verbannung der mächtigen Fußball-Bosse Sepp Blatter und Michel Platini ihre Unabhängigkeit unter Beweis gestellt. Und sie haben 2016 sogar gegen Infantino selbst ermittelt; der neue FIFA-Chef war mit Privatjet-Flügen und anderen Eskapaden ins Visier geraten.
Unerfahrene Nachfolger
Die Farce um die Ethiker wird nun gekrönt von einer Neubesetzung: Für den harten Zürcher Staatsanwalt Borbely, der als Chefermittler die Schlüsselrolle im Komitee einnahm, kommt nun Claudia Maria Rojas. Die Anwältin und frühere Richterin in Kolumbien weist keinerlei Erfahrung in harter Ermittlungsarbeit auf. Für Eckert kommt der Grieche Vassilis Skouris, bis 2015 Präsident des Europäischen Gerichtshofes.
Die Frage ist nun, wie die US-Justiz den neuerlichen Glaubwürdigkeitsverlust der FIFA-Spitze bewertet. Sie führt die FIFA in ihren Mafia-Ermittlungen derzeit noch als Opfer - das kann sich jederzeit ändern.