Infantino wurde beim Kongress des Fußball-Weltverbands FIFA in Ruandas Hauptstadt Kigali per Akklamation bestätigt. Damit bleibt der Schweizer mindestens bis 2027 im Amt. Es gab keinen Gegenkandidaten. Seine Wiederwahl galt wegen des großen Rückhalts unter den 211 FIFA-Mitgliedsverbänden als Formsache. Nur wenige Nationalverbände, darunter der Deutsche Fußball-Bund, verweigerten Infantino die Unterstützung.
211 Verbände stimmen ab - Infantino ist der Erfolg gewiss
Infantino hat unter den 211 Nationalverbänden, die als Mitglieder der FIFA den Präsidenten wählen, sehr hohe Zustimmung. Südamerika (10 der 211 Stimmen), Asien (46), Afrika (54) und Ozeanien (11) hatten bereits im Vorfeld kollektiv ihre Unterstützung angekündigt. Alleine die UEFA (55 Stimmen) sowie der Kontinentalverband für Nordamerika, Mittelamerika und die Karibik CONCACAF (35) hatten sich zunächst nicht derart grundsätzlich zu Infantino bekannt.
Dass gerade kleine Verbände Infantino unterstützen, liegt vorrangig am Geld. Unter Infantino wurden die Zahlungen der FIFA immer weiter erhöht. Egbert Lacle, Verbandspräsident auf der Karibikinsel Aruba, sagte im Deutschlandfunk-Podcast Players, dass sein Verband zu 90 Prozent vom Geld der FIFA abhängig sei. Es liege aber nicht nur am Geld. "Sie verstehen uns und setzen sich mit uns zusammen. Und dann bieten sie Hilfe an. Die Unterstützung ist besser an die Bedürfnisse der Verbände angepasst."
Widerspruch nur aus Skandinavien und Deutschland
Klare Widerworte erfährt Infantino nur aus Norwegen, Schweden und Deutschland. DFB-Präsident Neuendorf erklärte, er werde Infantino bei dessen Wiederwahl nicht unterstützen. Sein Verband habe in den vergangenen Wochen zu verschiedenen Fragestellungen von der FIFA keine oder nur unzureichende Informationen erhalten. Die FIFA müsse im Umgang mit den nationalen Verbänden deutlich offener und transparenter werden, heißt es in der Mitteilung. «Sie sollte im eigenen Interesse erklären, wie und warum bestimmte Entscheidungen zustande kommen und wer an ihnen mitgewirkt hat. Das ist zuletzt nicht immer der Fall gewesen.», betonte Neuendorf.
Die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness sagte schon vor der Wahl in der Sportschau, dass ihr Verband Infantino nicht wählen werde. "Wir glauben, dass er viele Gelegenheiten verpasst hat, die Änderungen, für die er gewählt wurde, umzusetzen." Während des Kongresses in Kigali forderte der norwegische Verband von der FIFA eine ausführliche Stellungnahme zur Verantwortlichkeit in Menschenrechtsfragen. In dem entsprechenden Antrag forderte Klaveness eine Diskussion speziell über die Verantwortung der FIFA in Katar sowie eine Debatte darüber, wie der Weltverband seiner Verantwortung bei kommenden Turnieren nachkommen wolle.
Infantino bis 2031 im Amt?
Die FIFA-Statuten erlauben ausdrücklich, dass bei nur einem Kandidaten per Akklamation, also einem zustimmenden Applaus, gewählt werden kann. Ein genaues Stimmverhalten wäre dann ohnehin nicht nachvollziehbar. Klar ist, dass es ist nicht Infantinos letzte Wiederwahl gewesen sein muss.
Der FIFA-Rat stellte am Ende der WM klar, dass Infantino auch 2027 noch einmal für die Amtszeit bis 2031 kandidieren könnte. Denn die drei Jahre nach dem Rücktritt Blatters zwischen 2016 und 2019 seien keine vollständige Amtszeit gewesen.
Infantinos Probleme: Menschenrechtsdebatte und Ermittlungen
Gleichzeitig stehen weiter Ermittlungen gegen Infantino im Raum. Dabei geht es um nicht protokollierte Treffen zwischen ihm und dem damaligen Bundesanwalt Michael Lauber. Die Treffen sind auch deshalb problematisch, weil Lauber an Ermittlungen gegen FIFA-Funktionäre im Zuge der WM-Vergabe nach Katar beteiligt war.
Die "Neue Zürcher Zeitung (NZZ)" berichtete, dass das Treffen zwischen Infantino und Lauber aufgezeichnet wurde - und zwar vom Geheimdienst aus Katar, laut "NZZ" auf der Suche nach belastendem Material. Das Land fürchtete damals, die WM entzogen zu bekommen.