Erst wurde ihm der Ausverkauf der FIFA-Rechte an ein ominöses Investorengremium verwehrt, dann ließen Europas Topfunktionäre seine Klub-WM-Pläne platzen. Den Traum von einer globalen Nations League gab der FIFA-Boss selbst auf. Dass er nun auch das Katar-2022-Projekt in den Sand setzt, war der FIFA so peinlich, dass sie offiziell mitteilte, der Beschluss sei unter Beteiligung aller "relevanten Interessensgruppen" gefallen.
Doch bei der Europa-Union UEFA, dem wichtigsten Stakeholder überhaupt im Weltfußball, war man über den UEFA-Beschluss am Mittwochabend völlig überrascht. Einbezogen war da niemand.
Erneutes Scheitern beweist Naivität Infantinos
Infantinos Scheitern ist Folge seiner Hinterzimmer-Politik. Katar besitzt die WM-Rechte 2022 für ein Turnier mit 32 Teams, das Emirat hätte sein Plazet zu einer Aufstockung geben müssen. Das wollte Doha nie. Denn Infantino ist mit Saudi-Arabien verbandelt, das wiederum eine Boykott-Allianz gegen Katar in der Golfregion anführt. Infantino warb nicht um Katar, stattdessen machten seine Saudi-Beziehungen Schlagzeilen: mal im Zuge der Rechte-Ausverkaufspläne oder durch Infantinos parteiisches Verhalten in der Affäre um einen saudischen Piratensender, der teuer erworbene Fernsehbilder des Katar-Senders "BeIN Sports" raubkopiert und in den arabischen Boykottländern ausstrahlt.
Infantino ist nicht der Mann, der eine Krisenregion befrieden kann. Auch wenn er mit der fixen Idee der WM-Aufstockung träumte: Dass die FIFA die gesamte brisante Golfregion mit einem Fußballturnier vereinen könnte – und dafür den Friedensnobelpreis abräumt, den ewigen Traum aller dubiosen Sportpotentaten.
Nun entlarvt das Scheitern der Katar-Pläne erneut die Naivität des Weltfußball-Bosses. Trost hält aber der Deutsche Fußball-Bund für den Schweizer bereit: Er hat Infantino am Samstag zum Pokalfinale nach Berlin eingeladen.