Der jordanische Fußballfunktionär Ali Bin Al Hussein will Sepp Blatter als Chef der skandalumwitterten FIFA ablösen. Er habe vor seiner Entscheidung respektable FIFA-Kollegen um Rat gefragt, teilte der 39-jährige Prinz, der derzeit als Vizepräsident des Exekutivkomitees des Fußball-Weltverbands fungiert, auf Twitter mit.
"Die Botschaft, die ich immer und immer wieder gehört habe, ist, dass es Zeit für einen Wandel ist", fügte der 39-Jährige hinzu. Es sei an der Zeit, den Fokus von administrativen Kontroversen zum Sport zu lenken.
Während Blatters nunmehr 17 Jahre langer Ägide als Präsident des mächtigsten Entscheidungsorgans des internationalen Fußballs wurde der Fußball-Weltverband von Bestechungsvorwürfen im Zuge der Kür von WM-Gastgeberländern wie Russland und Katar erschüttert. Zudem soll es zu Zahlungen von Schmiergeldern an ranghohe Funktionäre und Betrugsfälle bei der Vergabe von WM-Tickets gekommen sein.
Rückendeckung von Platini?
Die FIFA-Präsidentschaftswahl findet am 29. Mai in Zürich statt. Welcher der fünf von insgesamt 209 Mitgliedsverbänden der FIFA ihn bis zur Bewerbungsfrist am 29. Januar nominieren will, teilte Al-Hussein zunächst nicht mit. Zudem ist unklar, wie viele Mitgliedsverbände eine Kandidatur des Jordaniers gegen den mächtigen und bestens vernetzten Blatter unterstützen könnten.
Seit längerer Zeit gibt es Gerüchte über eine Allianz zwischen Al-Hussein und UEFA-Chef Michel Platini. Dieser erklärte selbst vor wenigen Monaten seinen Verzicht auf eine Kandidatur - und soll nun den Jordanier ermutigt haben. Erhält Al-Hussein Rückendeckung aus Asien und Europa, könnte es für Blatter tatsächlich eng werden. "Allerdings ist fraglich, ob Prinz Ali wirklich alle europäischen und asiatischen Verbände hinter sich scharen kann", sagte DLF-Sportredakteur Philipp May. "Asiens Fußballverband ist gespalten und Europa fürchtet mit einem arabischen FIFA-Präsidenten eine weitere Machtverschiebung Richtung Osten."
Der Schweizer führt die FIFA seit 1998. Dass der 78-Jährige eine fünfte Amtszeit anstrebt, wird vor allem in Europa kritisiert. Neben Blatter und Al-Hussein hatte auch der als aussichtslos geltende frühere FIFA-Funktionär Jerome Champagne seine Absicht zur Kandidatur erklärt. Auch der Ex-Präsident des chilenischen Fußball-Verbandes, Harold Mayne-Nicholls, hielt sich zuletzt eine Bewerbung offen.
(fwa/bor)