74. FIFA-Kongress
Geht die FIFA aus Zürich weg?

Die FIFA entscheidet auf dem 74. Kongress auch darüber, ob sie ihren angestammten Sitz in Zürich aufgeben könnte

Von Thomas Kistner | 13.05.2024
FIFA-Präsident Gianni Infantino spricht auf einer Pressekonferenz. Er hebt gestikulierend beide Arme.
FIFA-Präsident Gianni Infantino auf einer Pressekonferenz im März 2023. (Jorge Saenz / AP / dpa / Jorge Saenz)
Die Agenda für den Fifa-Kongress am Freitag in Bangkok liest sich harmlos. Aber tatsächlich birgt sie eine Revolution. Versteckt unter allerlei Satzungsänderungs-Vorschläge, bereitet der Weltverband unter dem umstrittenen Gianni Infantino den Boden für einen Wegzug der Organisation aus der Schweiz. Also für einen Abschied von Zürich, wo die Fifa seit 1932 residiert und satzungsgemäß ihr Hauptquartiert haben muss – und wo erst 2007, unter Infantinos Vorgänger Sepp Blatter, ein neues Verwaltungsgebäude für eine Viertelmilliarde Franken fünf Stockwerke tief in den Zürichberg gerammt worden ist.
Die Bestimmungen, dass die Fifa in Zürich ansässig und im Handelsregister vermerkt sein müsse, sollen in Bangkok gestrichen bzw. angepasst werden. Infantinos Apparat will die Formulierung durchpeitschen, dass der Fifa-Kongress künftig selbst den Sitz des Weltverbandes festlegen kann. Diese Rochade könnte dem Fußballpatron ein mächtiges zusätzliches Druckmittel in die Hand geben.

Dreiviertel-Mehrheit nötig

Einerseits könnte er den Weltverband in wirtschaftlich superreiche Gegenden wie Saudi-Arabien verlegen, wo es auch politisch und juristisch wenig Widerstände geben dürfte – und wohin Infantino auch schon die Fußball-WM 2034 durchgereicht hat. Wirken könnte dieses Druckmittel aber auch als Drohung in der Schweiz. Dort, wo Politik und Justiz zwar oft kuschen vor den Sportverbänden, wo aber trotzdem zuletzt manche Strafermittlung nicht zu verhindern war. Insbesondere gegen den Fifa-Boss.
Für die überfallartige Satzungsänderung braucht Infantino in Bangkok eine Dreiviertel-Mehrheit. Die Delegierten dürften die Kongresswoche in bester Stimmung begehen: Die Fifa zahlt ihnen diesmal statt der üblichen 250 bis zu 1000 US-Dollar – pro Tag.