Der Portugiese Miguel Maduro war früher Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof. Er beschrieb bei einer Anhörung im britischen Parlament, wie ihn Infantino zu stoppen versuchte, als er erfuhr, Maduro wolle den russischen Spitzenfunktionär Vitaly Mutko nicht für die Wahl ins Fifa-Council zulassen. Maduro war Anfang des Jahres für den Integritätscheck der Kandidaten für die Fifa-Vorstandsämter zuständig.
Maduro sagte Infantino damals, dass er unabhängig arbeite und sich strikt an die Regeln halte. Daraufhin versuchte Fatma Samoura erneut Einfluss zu nehmen. Die Generalsekretärin sei ihm sogar bis Brüssel nachgereist, um ihn zu einer Lösung zu Mutkos Gunsten zu drängen. Dies sei nötig, weil sonst der WM 2018 in Russland ein Desaster drohe – und Infantinos Präsidentschaft in Gefahr sei.
Rechtsexperte sehen massive Regelverstöße
Maduro blieb standhaft. Mutko, der auch russischer Vize-Premierminister ist, wurde von den Fifa-Wahlen ausgeschlossen, wegen des Interessenskonflikts zwischen seinen Ämtern in Sport und Politik. Nur Wochen später, nach insgesamt nur zehnmonatiger Amtszeit als Governance-Chef, wurde Maduro beim Fifa-Kongress in Bahrain abgesägt.
Sollten Maduros Aussagen korrekt sein, so sehen Rechtsexperten massive Regelverstöße bei Infantino und Samoura, die laut Ethikcode mit Ermittlungen und provisorischen Sperren zu ahnden seien. Jedoch wäre es sehr überraschend, wenn die neue Fifa-Chefermittlerin Maria Claudia Rojas hier tätig würde.Die Kolumbianerin gilt als sehr Fifa-nahe. Ignoriert sie die schweren Vorwürfe, die Maduro nächste Woche vorm EU-Parlament erneuern wird, müsste dies die US-Justiz interessieren. Die US-Justiz ermittelt seit Jahren rund um die Fifa und hat dort wiederholt und deutlich eine saubere Geschäftsführung angemahnt.
Maduro schilderte im Parlament weitere Missstände und erklärte, in der Fifa herrsche ein "System von Regeln ohne Herrschaft des Rechts".