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FIFA
Trump pflegte freundschaftliche Beziehungen zu korrupten Funktionären

Im New Yorker Trump-Tower residierte der kriminelle Ring des russischen Funktionärs Alimsan Tochtachunow, genannt Taiwanchik. Inwiefern der künftige US-Präsident von den Geschäftsgebaren wusste, sei unklar, sagte FIFA-Experte Thomas Kistner im DLF. Für die Ermittlungen zur WM-Vergabe nach Russland werde Trumps Präsidentschaft einen Bruch bedeuten.

Thomas Kistner im Gespräch mit Matthias Friebe |
    Donald Trump bei seiner ersten Pressekonferenz als künftiger US-Präsident (11.01.2017).
    Donald Trump bei seiner ersten Pressekonferenz als künftiger US-Präsident. (AFP / Don Emmert)
    Das langjährige amerikanische FIFA-Vorstandsmitglied Chuck Blazer, das den CONCACAF-Verband finanziell ausgesaugt hat, habe feudal im Trump Tower residiert, erläuterte Thomas Kistner.
    Der Journalist Thomas Kistner
    Der Journalist Thomas Kistner (imago stock & people)
    Blazer wurde später Kronzeuge des FBI, auf seinen Aussagen beruhte eine Reihe von Haftbefehlen gegen FIFA-Funktionäre.
    Alimsan Tochtachunow, von Freunden und Strafermittlern "Taiwanchik" genannt, sei jedoch noch auf freiem Fuß. Er sei in Fußball und FIFA zu Gange von Moskau aus.
    Erst in Haft, dann in Russland zum Funktionär aufgestiegen
    Sein Fall, so Kistner, sei die "größte Lachnummer". Taiwanchik habe den Winterspielen 2002 die Olympiagateaffäre beschert, als die Eispaarlaufentscheidung in Salt Lake City zu Gunsten des russischen Paars manipuliert wurde. Taiwanchik kam anschließend in Italien für ein Jahr in Haft, wurde aber von Berlusconi zurückgeschickt nach Moskau und sei dort zu einem der wichtigsten Fußballfunktionäre aufgestiegen.
    Das FBI habe bei seinen Ermittlungen Taiwantschik im Visier gehabt. 2013 sei der Sicherheitsbehörde dann ein gewaltiger Schlag gegen ein Glücksspielkartell in den USA gelungen, als dessen Kopf Taiwantchik benannt worden sei. Sein krimineller Ring habe im Trump Tower residiert, eine Etage unter dem Eigentümer Donald Trump.
    Trump bedeutet für Ermittlungen zur WM-Vergabe einen Bruch
    Es gebe zwar keine konkreten Hinweise auf das Mitwissen des künftigen US-Präsidenten, er habe aber mit beiden freundschaftliche Verbindungen gepflegt, sagte Kistner.
    Was die Ermittlungen zur WM-Vergabe nach Russland betrifft, die vor allem durch die noch amtierende US-Justizministerin Loretta Lynch vorangetrieben wurden, sei nun ein Bruch zu erwarten. Forcierte Ermittlungen dahingehend werde es wohl jetzt nicht mehr geben. Ob das für andere Bereiche der FIFA-Ermittlungen gilt, müsse noch abzuwarten sein, so Kistner. Dies könnte davon abhängen, ob die FIFA bei der Vergabe in zwei Jahren gewillt sei, die WM 2026 an die USA zu vergeben, so die Einschätzung des Experten.
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