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Fiktive Biografie
Björk-Ausstellung im MoMA

"Eine Naturgewalt" - so bezeichnet Klaus Biesenbach die isländische Musikerin Björk. Er ist Kurator einer Retrospektive des musikalischen Lebens der Künstlerin im New Yorker Museum of Modern Art. Zusammen mit MoMA-Chef Glenn Lowry will Biesenbach durch die Ausstellung das Museum verändern und Grenzen verwischen.

Von Kai Clement |
    Die Ausstellung "Björk" im Museum of Modern Art in New York am 3.3.2015.
    Eine Björk-Puppe trägt das blaue Kostüm der Designerin Iris van Herpen in der Ausstellung "Björk" im Museum of Modern Art in New York. (picture-alliance / dpa / Justin Lane)
    Eine etwa 100 qm große Wandfläche im Museum wird zur Leinwand. Zur Leinwand für Björks - natürlich – New York Video. Big Time Sensuality. Björk singt und tanzt auf der Ladefläche eines Lastwagens, der durch New York fährt:
    "In diesem riesigen godzillagroßen Video kommt sie gerade in New York an."
    Björk in godzillahafter, wie Kurator Klaus Biesenbach sagt, in überwältigender Größe, denn Popkultur ist Personenkult. Manchmal auch ein Personenkult, getragen von Entzug und Verweigerung. Denn Björk ist zwar da, aber nicht greifbar. Keine Interviews, keine Aufnahmen. Sie erscheint lediglich abgeschirmt in schwarzem Kleid mit hohem Kopfschmuck in einem abgedunkelten Raum.
    Reise durch Björks musikalisches Leben
    Die Ausstellung als eine Reise durch Björks Leben. Ihr Musikalisches zumindest. Tagebuch-Auszüge in Vitrinen. Das Glockenkleid von Modedesigner Alexander McQueen. Eine Körperskulptur von Bernhard Wilhelm. Dazu das skandalträchtige Schwanenkleid der Oscarverleihung 2001. All diese Objekte bilden das Herz der Ausstellung. Songlines heißt das, Traumpfade. Ein Audioguide nur für diesen Ausstellungsteil reagiert auf den Standort des Besuchers mit angepasster Musik und Texten - Museumshightech.
    "Sie nennt das, was oben Songlines ist, eine fiktive Biografie. Es ist fiktiv, weil sie es in Kunst umgewandelt hat."
    Popkultur ist Überwältigung. Bereits im Kassenbereich des Museums hört man die ersten Björk-Klänge – Instrumente von ihrem 2011er Album "Biophilia". Popkultur ist auch Inszenierung. In einem weiteren Ausstellungsraum ist eine düstere, kaum beleuchtete Lavagrotte nachgebaut. Auf gegenüberliegenden Leinwänden läuft eine vom Museum selbst in Auftrag gegebene Zehn-Minuten Version von "Black Lake", einem Titel von ihrem neuesten Album "Vulnicura".
    "Jedes Album ist eine Metamorphose in eine vollkommen neue Person."
    Ist Popkultur museumsreif?
    Björk schlägt sich auf die Brust, beißt sich ins Handgelenk, sie fällt zu Boden. Es ist ihre Schmerzensmusik nach der Trennung von dem amerikanischen Medienkünstler Matthew Barney
    Popkultur ist Personenkult, Überwältigung und Inszenierung. Aber ist sie museumsreif? Dass die Ausstellung ein Erfolg wird, das ist keine Frage. Ob sie in das wichtigste Museum für moderne Kunst gehört, das ist die Frage. Kurator Klaus Biesenbach und Museumschef Glenn Lowry wollen das Museum verändern. Grenzen verwischen. So wie Björk mit ihrer Zusammenarbeit mit den Filmregisseuren Lars von Trier oder Michel Gondry.
    Das MoMA rechnet mit einem Besucherandrang. Auch das ein guter Grund für eine Ausstellung. Denn Popkultur ist schließlich auch - Marketing.
    "Sie ist, wie nennt man das, sie ist eine Naturgewalt."